"Holst du mir was zu trinken?" japste ich immer noch keuchend, als Chris endlich neben mir lag. Er gab mir einen Kuss und verschwand. Okay, ich war krank. Und ich bekam wirklich kaum noch Luft. Chris hatte ein Glas und eine Flasche Wasser unter dem Arm. Er goss mir was ein und ich trank gierig aus. Chris deckte mich zu und öffnete dann das Fenster. Er schloss die Zimmertür und kuschelte sich zu mir unter die Decke. Falls die Anderen wiederkommen würden, hatten sie dann wenigstens keine freie Sicht. In seinen Armen fühlte ich mich zuhause. Langsam beruhigten sich meine Lunge und mein Herz wieder.
Am späten Abend wachte ich auf. Ich war alleine im Bett. Nach einem Blick auf mein Handy wusste ich, dass es erst kurz vor zehn war. Stimmen klangen aus dem Wohnraum zu mir. Zwar hatte ich Hunger und wollte auch gerne aufstehen, aber ich war noch nicht ganz wach. Also setzte ich mich etwas auf und machte das Handy an. Neugierig schaute ich in den sozialen Netzwerken vorbei. Janin hatte ein paar Sprüche gepostet. Und dann sah ich Bilder von uns, von heute. Ein ziemlich nichtssagendes Profil hatte sie bei den Brüdern gepostet. 'Warum lässt uns der so ehrliche Chris nicht an seinem vermeintlichen Glück teilhaben? Sind sie sogar verheiratet? Schwanger? Haben ein Haus gebaut? Wenn er wirklich so ehrlich wäre, wäre es doch mal an der Zeit, was dazu zu sagen?' Darunter waren auch unsere beiden Profile verlinkt. Sofort war ich hellwach. Aufgeregt schlug ich die Decke zurück und sprang aus dem Bett. Leider hatte ich meinen Kreislauf unterschätzt und mir wurde direkt schwarz vor Augen. Ich sank wieder auf das Bett zurück. "Chris!" brüllte ich nach meinem Freund. Es dauerte keine fünf Sekunden und er hockte vor mir. "Was ist denn mit dir los?" fragte er besorgt. Ich wiegelte ab und hielt ihm mein Handy unter die Nase. Er sah die Bilder. Dann gab er mir meinen Pulli, der bis zu den Knien ging, und ich zog ihn über. Chris trug mich Richtung Wohnzimmer. "Also, das mit dem über die Schwelle tragen klappt schonmal!" lachte Andreas erst noch. Als er aber den Blick von Chris sah, versteinerte sich seine Miene sofort. "Was ist los?" Steffi und Hedi sprangen auf. Sie dachten alle zunächst, es wäre was mit mir. Chris setzte mich ab und hielt Andreas das Handy hin. Steffi legte derweil die Hand an meine Stirn und Hedi holte mein Zeug aus der Küche. Nochmal Fieber messen und nochmal Pülverchen. Brav ließ ich alles über mich ergehen. Währenddessen ging mein Handy in die Runde. "Woher hat der denn die Fotos? Das war doch bestimmt heute, oder, Andreas?" fragte Hedi etwas irritiert. Steffi biss sich auf die Lippen und ich schloss genervt die Augen. "Was wollen die denn noch? Wir waren doch ehrlich, haben die Beziehung öffentlich bekannt gegeben und stehen dazu. Bin ich so fett geworden, dass ich schwanger aussehe? Hat Chris mal nen Ring getragen? Man, was soll der Schwachsinn denn? Was will der Typ von uns?" gab ich entrüstet von mir. Mein Blick suchte Chris Blick. Mir schwanden wieder die Kräfte und ich ließ mich an Steffis Seite sinken. Sie legte einen Arm um mich. "Da wirst du jetzt durch müssen. Aber man hat uns doch noch nie so privat aufgelauert und das dann auch noch ausgeschlachtet" bemerkte Steffi und sah ihren Mann erwartungsvoll an. "Man Steffi, ich weiß das doch auch nicht!" Andreas klang sehr genervt. "Mir geht das gewaltig gegen den Strich, dass der Typ uns hier aufgelauert hat!" Ich hielt die Hand auf, denn ich wollte mein Handy zurück. Hedi gab es mir. "Chris, ich hab Hunger." Er stand auf und packte mich am Arm. Etwas unsanft zog er mich hoch und schleppte mich bis zur offenen Küche, wo ich mich wieder auf einen Stuhl sinken ließ. Chris nahm Brot und Butter und begann, mir ein Brot zu schmieren. Von der Couch her sah man uns dabei zu. Die Blicke waren etwas merkwürdig. "Den haste ja gut erzogen!" lachte Andreas und ich grinste nur frech. Chris machte nur ein "Hö hö" und verzog dabei den Mund. Ich warf ihm einen Luftkuss zu. Wenig später schob er mir ein Brot rüber und ich biss genussvoll davon ab. Chris saß nun neben mir und gemeinsam scrollten wir durch die Kommentare zu den Bildern. Es gab natürlich auch welche, die mit auf das Boot sprangen. Aber umso mehr, die unserer Meinung waren und denjenigen als Stalker betitelten und ihm nichts Gutes wünschten. Als ich endlich satt war, machte ich Anstalten, mir einen heißen Kakao zu machen. Allerdings verscheuchte mich die Mama der beiden vom Herd. Sie macht das und ich soll mich zu den Anderen setzen. Der Kamin glimmte nur noch. "Wollen wir nicht noch Holz holen?" fragte ich Chris. Das Holz lag direkt vor der Tür. Und ich brauchte frische Luft. Also gingen wir vor die Tür. "Man, wir haben den Korb vergessen!" schimpfte Chris mehr mit sich selbst und lief noch mal rein. Ich genoss die kühle Luft und die absolute Stille um mich. Plötzlich bewegte sich etwas im Schatten. Hinter der Tanne kam ein gelber Anorak zum Vorschein. Als er näher kam, erkannte ich das Gesicht von dem Reporter. "Was wollen sie hier?" fragte ich gespannt bis in die Haarspitzen. "Du warst nie vom Management oder?" "Hä? Wer will das wissen?" "Du bist doch bestimmt schwanger! Sonst würde er doch nie bei dir bleiben!" "Und nochmal: Was wollen sie hier?" "Die Wahrheit wissen." "Welche Wahrheit?" fragte ich und rief dann nach Chris. Chris kam mit Andreas im Schlepptau und beide erstarrten, als sie sahen, mit wem ich da gerade sprach. "Was wollen sie hier? Das ist hier privat. Da möchten wir nicht gestört werden!" gab Andreas giftig zurück und stellte sich sofort schützend vor mich. Chris stand da wie eine Salzsäule. Er sah mich prüfend an. 'Alles okay, er hat mir nichts getan' sendete ich ihm meine Gedanken. Ich konnte seine Angst um mich selbst spüren. Sie war gewaltig. Mit meiner Hand schob ich Andreas zur Seite. "Er will die Wahrheit wissen. Er denkt, ich sei schwanger, denn sonst würde mich Chris ja nicht nehmen und behalten." Bei den letzten Worten war ich auch schon bei Chris angelangt, der vorspringen wollte. Mein Blick lag vielsagend auf seinem Gesicht. "Jetzt hör mir mal zu! Ich liebe sie. Und irgendwann wird sie definitiv mein Kind auf die Welt bringen. Aber es braucht kein Kind, um diese Frau zu lieben!" Andreas versuchte nun auch, Chris zum Schweigen zu bringen. "Dann muss die Kleine ja eine Granate im Bett sein. Bei deiner Vergangenheit... bist ja viel rumgekommen... im wahrsten Sinne des Wortes." Er versuchte, Chris zu provozieren. Seine wachsende Wut hämmerte auch in meinem Kopf. Doch plötzlich war er ganz ruhig. Er sah mich an, nahm meine Hand und lächelte. "Meine Vergangenheit kennt sie schon. Viele andere ahnen es, viele andere wissen es. Was wollen sie? Noch mehr Fotos aus unserem Privatleben veröffentlichen? So dass die Fans sehen können, dass wir ein normales Leben abseits der Bühne führen und glücklich sind?"
Der Mann sah uns drei der Reihe nach an. Ich schnappte mir dann den Korb und fing an, Holz hinein zu legen. "Man, komm, verschwinde jetzt einfach. Und lass das mit den Fotos. Frag lieber, bevor du welche machst und sie online stellst" bat Andreas den Typen höflich. Dieser machte ein zerknirschtes Gesicht und drehte sich halb um, hielt dann inne und kam noch einen Schritt auf uns zu. "Bist du glücklich mit dem da?" Er sah mir direkt in die Augen. Der Kerl war mir sehr unheimlich. "Warum interessiert sie das so?" "Ich wills wissen!" "Das ist keine Antwort auf meine Frage!" "Weil du schonmal gelogen hast!" Nun sah ich ihn nur noch fragend an. "Du warst nie im Management. Und nie Mitglied der Crew. Vielleicht gehts dir ja auch nur um den Sex... oder das Geld..." Ich atmete einmal ganz tief durch. "Doch, ich bin vom Management. Und ja, ich helfe sogar in der Crew aus, wenn mal Not am Mann ist. Und tatsächlich hab ich noch ein zweites Standbein und kann mich selbst ernähren. Waren Sie schon mal verliebt?" Keine Antwort. "Oh verstehe... aber Jungfrau sind sie hoffentlich nicht mehr..." Jetzt kam Leben in mein Gegenüber. Von Janin hatte ich doch so einiges gelernt. "Jetzt pass mal auf, du kleine Schlampe.." "Drohen würde ich mir nicht an ihrer Stelle. Ich kann mich wehren" unterbrach ich ihn. Chris neben mir wurde immer wilder. Ich schob ihn zur Tür rein und Andreas hinterher. Dann machte ich die Tür zu. Nun stand ich nur noch mit diesem Typen draußen. "Was ist ihr Problem? Ich? Chris? Wir beide? Was ist es? Ich persönlich bin ja ein Freund von Klartext. Und jetzt das Handy her!" Entgeistert sah er mich an. Dumm wie er war, zog er das Handy aus der Tasche und ich schlug es ihm aus der Hand. Blitzschnell trat ich nochmal zu und konnte so an das Handy kommen, ohne dass er große Gegenwehr zeigte. Ich klopfte an die Tür. Sofort ging sie auf. Ich gab Andreas das Handy. "Woher wusstet du das denn?" Ich schüttelte nur den Kopf. "Lösch die Aufnahmen! Voher kriegt er das nicht zurück." Und dann wandte ich mich wieder dem Typen zu. "Haben sie noch sowas in der Tasche? Ausweis her!" Der Typ sah mich forsch an. "Träum weiter!" Und dann rannte er. Ich spurtete hinter ihm her, packte seinen gelben Anorak und brachte ihn mit einem kräftigen Ruck zu Fall. "Wo ist der Ausweis?" Unwillig zog er sein Potemonnaie aus der Tasche und rieb sich die Hände. Ich gab es Chris. "Na guck nicht so, mach ein Foto vom Ausweis. Für die Akten. Chris machte ein Foto und Andreas gab mir das Handy zurück. "Müsste alles runter sein." Chris gab dem Typen seinen Geldbeutel zurück. "Und jetzt noch ein letztes Mal: Was wollen Sie hier? Und was ist ihr Problem? Ich? Chris? Wir beide?" Der Typ drehte sich um und lief sehr sehr schnell in die nächsten Schatten. Ich stapfte an allen vorbei ins Haus, wusch mir die Hände und holte meinen Kakao von Hedi ab. Chris und Andreas sahen mich unsicher an, als sie den Kamin wieder anmachten. "Woher wusstest du das?" "Was? Mit dem Handy? Der hatte immer wieder so an seiner Jackentasche gefummelt und merkwürdige Fragen gestellt. Und dann hab ich die Form vom Handy kurz erkannt und euch reingeschickt. Wäre das schief gegangen, wärd ihr nicht mit drauf gewesen. Das Management muss ja auf euch aufpassen. Und Sonntag reden wir mal über nen Arbeitsvertrag bei den Ehrlich Brothers." "Krasse Nummer. Wie bist du denn so schnell da hinterher gekommen?" "Hast du schon mal versucht, Attila zu stoppen, wenn er durchgeht?" Chris musste lachen. Er hatte es versucht und war kläglich gescheitert. Ich nippte an dem Kakao und hörte den anderen zu, wie sie über die Absichten den Typens philosophierten. Ich selbst hatte ebenfalls keine Ahnung.
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My Changeover
FanfictionErstes Buch Wenn aus LIEBE VERÄNDERUNG wird Wie man jemanden treffen kann, den man eigentlich weder kennt noch weiß, das man ihn kennt und sich dann auch noch verliebt. "Was im Leben, was schön ist, ist perfekt? Wo doch alle Ecken und Kanten das, ...