Der nächste Morgen kam viel zu früh. Leider musste ich mich auch irgendwann von Chris und dem Bett lösen. Heute abend würden sie losfahren. Das war meine vorerst letzte Nacht mit ihm gewesen. Ich machte erst mich und dann das Frühstück für ihn fertig. Als alles bereit stand, ging ich mit dem Hund vor die Tür. Ein Nebelfeld lag über dem Land und verschleierte alles in sich. Ich fröstelte bei diesem Anblick und beeilte mich, mit Jack wieder in die Wohnung zu kommen. Chris war gerade im Bad, ich hörte es poltern. Packte er jetzt etwa schon die Sachen im Bad zusammen? Ich setzte mich mit einem Kaffee auf die Couch, Jack neben mir. Er hatte gerade seinen Kopf auf mein Bein gelegt, als Chris aus dem Bad kam. "Hast du meine Tasche gesehen? Für mein Zeug aus dem Bad?" Ich schüttelte den Kopf. Chris wandte sich wieder ab, drehte dann aber doch noch mal um. Sein Oberkörper war noch frei. Er kam zu mir und ich bekam einen Kuss auf den Mund gedrückt. "Ich liebe dich, mein Schatz!" sagte er und sah mir dabei tief in die Augen. Der Trennungsschmerz war jetzt schon da. Ich streifte mit meinem Blick über seine Brust bis hin zum Pflaster. Es war blutig. Ich riss die Augen auf. "Was ist das denn?" fragte ich etwas geschockt. "Wir müssen damit zum Arzt, Chris! Die haben gesagt, es darf nicht mehr bluten!" Er wiegelte ab. "Mach ein neues Pflaster drauf und gut ist. Heute abend geht es wieder auf Tour!" Er strahlte bei den Worten. Streng entgegnete ich nur "Wir fahren zum Arzt! Basta!" "Oh man! Du bist schlimmer als Mama!" moserte er nur zerknirscht und zog wieder ab. Ich schob den Hund von meinen Beinen und stellte den Becher auf den Tisch. "So mein Freund! Stehen bleiben!" Chris blieb stehen. "Setz dich in die Küche. Ich will das jetzt ansehen!" Chris schlurfte in die Küche und setzte sich brav auf einen Stuhl. Grinsend sah er mich an. Ich hatte die Brille aufgesetzt, ohne die ich nicht lange am PC arbeiten konnte. "Himmel nochmal! Nicht so grob, Frau Doktor" schimpfte er und zog ein Zitronengesicht. An der Naht war es etwas Blut. Durch die Dusche hatte es wohl etwas durch das Pflaster gesuppt. Die Nähte sahen zwar okay aus, aber ich wollte das nicht entscheiden. Vorsichtig säuberte ich die Wunde mit Desinfektionsmittel und klebte ein frisches Pflaster darauf. Ich zog Chris hoch. "Wir packen jetzt erstmal deine Sachen. Und dann fahren wir zum Arzt! So lass ich dich nicht fahren!" Ich sah ihn streng an. "Diese Brille" fing er an und näherte sich mir bis auf wenige Millimeter, "macht mich total scharf". Seine heisere Stimmer drang an meine Ohren. Langsam ließ er seine weichen Hände an meinen Armen entlang gleiten. "Und ich weiß, dass dich meine Stimme gerade auch anmacht." "Lenk nicht vom Thema ab" versuchte ich mich vergebens zu wehren. Wir lagen uns kurz darauf in einem innigen Kuss in den Armen. Er drückte mich rückwärts gegen die Arbeitsplatte und zog mich hoch. Meine Beine schlangen sich um seine Hüfte. Wild knutschend rieben wir uns aneinander. Viel an hatte er schließlich nicht. Und ich hatte auch nur noch meinen Lieblingspulli an. Unter diesen schob er gerade die Hände und fuhr zärtlich über meine bunten Rippenbögen hoch zu meinen Brüsten. "Kein BH" stellte er nüchtern fest und umfasste beide mit den Händen. Meinen Kopf schmiss ich nach hinten und seufzte wegen seinen zärtlichen Berührungen, während er flatternde Küsse an meinem Hals verteilte. Gerade, als ich mich ihm hingebungsvoll zuwenden wollte, klingelte es an der Tür und Jack bellte wie ein Verrückter. Die Tür ging auf und Andreas polterte in die Wohnung. Er rief nach uns. Wir lachten uns schelmisch an und knutschten in dieser Position, nur etwas harmloser als noch wenige Sekunden, weiter. Als Andreas um die Ecke kam und in die Küche sah, war ihm das ganz offensichtlich ziemlich peinlich.
"So Bruder. Vielleicht polterst du jetzt nicht mehr einfach in meine Wohnung. Sonst erwischst du uns noch bei ganz anderen Sachen!" Lachend hörte ich Chris das sagen und blieb ganz ungeniert auf der Arbeitsplatte sitzen. Andreas hatte einen hochroten Kopf. "Kaffee?" fragte ich ihn grinsend. Er nickte und sah mich dabei nicht an. Ich war gut einen Kopf kleiner als die beiden Brüder und konnte daher sehr gut sehen, dass Andreas immer roter wurde. Ich schenkte ihm eine Tasse Kaffee ein und bat ihm einen Stuhl an. Mein Platz war der auf dem Schoß von Chris. "Wir müssen gleich nochmal zum Arzt" sagte ich zu Andreas. Er sah mich strinrunzelnd und besorgt an. "Chris Wunde hat etwas geblutet. Ich will, dass sich das vor eurer Abfahrt ein Arzt anschaut." "Ja, das ist auch gut so!" Andreas sah seinen Bruder scharf an. "Du gehst zum Arzt. Vorher fährt der Bus nicht los!" "Is ja gut, ich geh ja..." meckerte Chris und zog eine missmutige Schnute. Ich lehnte mich an ihn. "Was willst du hier überhaupt?" fragte Chris seinen großen Bruder. "Dir beim Packen helfen. Andrea kann ja auch nicht so gut anpacken." "Ach, das geht schon! Ich lass euch mal alleine." Damit stand ich auf und ging ins Schlafzimmer. Chris Koffer stand schon bereit. Ich schmiss erstmal alles auf Bett, was er für Gewöhnlich immer mitnahm. Dann packte ich die kleine Tasche, in die sein Zeug aus dem Bad reinkam. Das packte ich schonmal ordentlich ein, denn das hatte er schon auf einen Haufen geschmissen. "Chris" rief ich nach ihm. Er kam ins Schlafzimmer zu mir. "Noch was einpacken? Oder was anderes? Die Sachen für die Auftritte sind schon alle gepackt? Oder ist noch was davon hier?" Chris wühlte die Sachen durch. "Nee, is gut so." Er sah zerknirscht aus. Wieder hatte er das Gesicht leicht schmerzvoll verzogen. "Alles okay bei dir?" "Ich will dich nicht alleine lassen!" Seufzend nahm ich ihn in den Arm, denn nun musste ich ihm den Mut zusprechen, dass es okay ist, wenn er auf Tour geht. "Ihr seid doch Mittwoch wieder da. Und es gibt Handys" versuchte ich ihm zuzureden. Chris seufzte kaum hörbar in meine Haare und atmete tief ein und aus. Nach diesem dämlichen Unfall war das zwischen uns anders. Und er hatte wirklich Angst um mich. Andreas sah ins Zimmer. "Alles klar bei euch?" Über Chris Schulter sah ich ihn an und schüttelte den Kopf. Chris löste sich und ließ sich aufs Bett sinken. Andreas setzte sich zu seinem Bruder und legte einen Arm um ihn. "Sie hat hier zwei Familien um sich herum. Und sie ist definitiv unter Beobachtung. Alles wird gut gehen. Da bin ich mir sicher!" Chris ließ den Kopf hängen. Zustimmend nickend begann ich, die Sachen ordentlich in den Koffer zu packen. Dann warf ich Chris eine Hose und einen Pulli zu. "Wir fahren jetzt zum Arzt!" "Ich komm mit" sagte Andreas.
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My Changeover
FanfictionErstes Buch Wenn aus LIEBE VERÄNDERUNG wird Wie man jemanden treffen kann, den man eigentlich weder kennt noch weiß, das man ihn kennt und sich dann auch noch verliebt. "Was im Leben, was schön ist, ist perfekt? Wo doch alle Ecken und Kanten das, ...