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Jaemin könnte innerhalb einer Minute einschlafen, doch er hält sich wach, einfach schon, um Jenos Umarmung spüren zu können, und außerdem ist der Film echt gut. So muss Jeno ihm dabei helfen, aufzustehen, und ihn ins Badezimmer bringen, um sicherzustellen, dass er sich nicht unfreiwillig auf dem Boden hinlegt und schläft. Zurück zu ihm schafft Jaemin es allerdings unfallfrei, und Jeno verfrachtet ihn nur noch ins Bett, bevor er sich ebenfalls fertig machen geht.

Jaemin ist beinahe im Halbschlaf, als er zurückkehrt, dabei ist er weder zugedeckt noch Sonstiges, und auf der falschen Bettseite liegt er auch.

"Bunny", flüstert Jeno, und sofort schlägt er die Augen auf, blickt in ein sanftes Lächeln, "du musst dich zudecken, sonst wird dir kalt. Und Nono wartet auch noch auf dich."

"Das ist nicht mein Kissen", sagt Jaemin verschlafen, und Jeno schmunzelt.

"Nein, das ist meins, aber du kannst dort auch liegen bleiben, wenn dir das lieber ist, mir ist egal, wo ich liege." Aber Jaemin rollt auf die andere Seite, kugelt sich ein, schließt die Augen, bis Jeno den Stoffhasen vor ihn setzt. Sobald dieser allerdings in seinen Armen liegt, gehen sie wieder zu, und so agiert Jeno lautlos, legt die Decke über ihn, legt sich hinter ihn, sieht mit einem Lächeln auf seinen Hinterkopf, das seine Freunde wohl als "dümmlich verliebt" bezeichnen würden, könnten sie es sehen.

Nach einer Weile dreht Jaemin sich plötzlich zu ihm um, sieht ihn mit großen Augen an, küsst ihn.

"Gute Nacht", flüstert er dann, kuschelt sich an Jeno, sodass dieser ebenfalls etwas Decke abbekommt.

"Gute Nacht, bunny. Ich hoffe, du schläfst gut. Und wenn etwas ist, weck mich bitte auf." Ein Nicken und ein leises Aufatmen, Jeno kann ebenfalls seine Augen schließen.

"Können wir irgendwann nochmal Fahrrad fahren?", fragt Jaemin leise, Jeno gibt nur noch ein zustimmendes "Mhm" von sich, ehe er eingeschlafen ist, der zierliche Junge in seinem Arm macht ihm das ziemlich leicht, seine Wärme, sein leises Atmen, seine weichen Haare.

Jaemin selbst liegt noch eine Weile wach, aber der Regen und Jeno haben ihn schnell zum Einschlafen gebracht.

Er hätte nicht gedacht, jemals außerhalb seines Zimmers so gut schlafen zu können.

Dennoch ist er vor Jeno wach, und da er sich in der Nacht von ihm weggedreht hat, dreht er sich nun zurück und vergräbt sein Gesicht an Jenos Brust, kuschelt sich an ihn, und schon spürt er seinen Arm über sich wandern. Müde genug, um wieder einzuschlafen, ist er nicht, aber er könnte ewig so liegen bleiben, wären da nicht schon wieder so viele Erinnerungen. Gestern hat es ihm nichts ausgemacht, er war so müde, dass er einfach mittendrin eingeschlafen ist, aber jetzt ist es wieder blöd. Nicht dass er Jeno und seine Schwester nicht gerne toben sähe, aber er hasst seine Fähigkeit mehr als alles andere, und das nimmt den schönen Seiten ziemlich das Gewicht. Zudem ist es immer noch Jenos Leben, und er sollte das alles gar nicht wissen, ohne dass er es ihm erzählt, vor allem, wenn es um die negativen Dinge geht.

Zum Glück wird Jeno bald wach, sonst hätte Jaemin wohl noch angefangen zu weinen.

"Guten Morgen", flüstert er in Jaemins Haare, dieser murmelt es zurück. "Wie hast du geschlafen?"

"Okay", nuschelt Jaemin, nimmt etwas Abstand, bevor es unerträglich wird, und als er Jeno ansieht, ist er gleich aus einem weiteren Grund froh darüber. Denn auch wenn Jaemin noch nie jemanden nach dem Aufwachen gesehen hat und wohl nie einen Vergleich haben wird, weiß er doch, dass Jeno viel zu hübsch dabei ist.

So kann er nicht anders, als ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken, auch wenn er daraufhin an die Bettkante rollt und sein Heft vom Fußboden angelt, um hineinzuschreiben. Jeno setzt sich währenddessen auf, blinzelt der Sonne entgegen, sieht Jaemin dabei zu, wie er schreibt.

"Kannst du etwas essen?", fragt er, als Jaemin sein Heft zuklappt.

"Weiß ich nicht."

"Möchtest du es probieren?" Er nickt. Jeno schmunzelt und richtet ein paar Strähnen, die sich nicht an Jaemins Scheitel halten, legt den Kopf fragend schief, als dieser ihn weiterhin ansieht.

"Ich weiß es auch."

Jeno lächelt, lehnt sich nach vorne und küsst ihn. "Das macht mich glücklich."

"Mich auch", erwidert Jaemin leise, ehe er zu einem weiteren Kuss ansetzt, der allerdings von einem Klopfen an der Tür unterbrochen wird, und innerhalb von Sekundenbruchteilen ist Jeno von ihm weggerückt.

Aber es ist nur Jieun, die ihren Kopf durch den Spalt steckt und den beiden entgegengrinst.

"Kuchen zum Frühstück?"

"Kuchen?", fragt Jaemin zurück.

"Der von vorgestern. Ist vielleicht ein bisschen trocken, aber schmeckt noch genau so."

"Ihr habt den aufgehoben?"

Jieun lacht. "Schau nicht so überrascht, natürlich haben wir das! Wir haben den auch gestern wieder gegessen, mit Eomma und Appa, also ist nicht mehr all zu viel da, aber definitiv noch genug." Sie schmunzelt über Jaemins Sprachlosigkeit. "Kommt einfach runter, wenn ihr so weit seid. Appa ist übrigens in der Kanzlei, gab wohl einen Notfall mit einem seiner Klienten, und Eomma ist ja eh arbeiten." Schon ist sie weg, lässt die beiden in Stille zurück.

"Eure Eltern sind Anwälte?", fragt Jaemin, als er sich wieder gefasst hat.

"Jap. Eomma für Zivilrecht und Appa für Familienrecht, sie teilen sich eine Kanzlei mit noch ein paar weiteren Anwälten."

"Hm."

Da Jeno es für keine gute Idee hält, über Jaemins Eltern zu reden, bleibt es dabei, sie stehen auf und gehen gleich darauf nach unten, helfen Jieun dabei, den Tisch zu decken, und essen zu dritt Kuchen zum Frühstück.

Auch etwas, das Jaemin noch nie gemacht hat.

Aber er ist sich ziemlich sicher, dass das nicht das Letzte bleiben wird.

17.07.2020

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