Satt und glücklich machen sie sich auf den Weg zur Bushaltestelle.
"Ich versteh nicht, wieso sie dachte, dass du volljährig bist", murmelt Jaemin auf halber Strecke.
"Seh ich etwa nicht erwachsen aus?", grinst Jeno.
"Mag ja sein, aber sie hat nicht mal nach deinem Ausweis gefragt!"
"Pff." Jeno winkt nur ab, drückt Jaemins Hand etwas fester. "Wie fühlt sich das an, bunny? Das erste Mal in deinem Leben Alkohol getrunken zu haben?"
"Das bisschen Wein", murmelt der Jüngere.
"Und trotzdem hast du ganz rote Wangen." Hätte Jeno eine Hand frei, hätte er Jaemin in die Wange gekniffen.
"Es war warm dadrin", verteidigt Jaemin sich.
"Wir sind seit zehn Minuten unterwegs, da solltest du doch abgekühlt sein."
"So lang nun auch wieder nicht."
"Guck nach."
Jaemin tastet nach seinem Handy, schaltet es ein. "Siehst du. Nur sechs."
"So oder so. Wie fühlst du dich?"
Er denkt nach. "Mein Kopf fühlt sich leichter an", gibt er zu. "Und ich mich nicht mehr so traurig."
"Das ist doch gut."
"Hast du schon öfter getrunken?"
"Mark-hyung hat zu seinem Geburtstag letztes Jahr Freunde aus Kanada eingeladen und die haben was mitgenommen, das war das erste Mal. Meine Eltern lassen Ji und mich manchmal. Aber noch nie übermäßig. Hab ich auch nicht vor."
"Hm." Jaemin beginnt, zu hüpfen, und Jeno beschleunigt seinen Schritt, um seine Hand nicht loslassen zu müssen. "Das war schön. Essen zu gehen und alles davor auch."
"Das war es." Jeno hebt ihre Hände über Jaemins Kopf, er dreht sich einmal im Kreis, läuft weiter. "Irgendwann machen wir das nochmal."
"Wie feiert ihr Weihnachten?", fragt der Jüngere plötzlich.
"Zu viert. Manchmal sind unsere Großeltern auch da, aber meistens erst am nächsten Tag. Wir essen eigentlich den ganzen Tag. Wirklich. Morgens machen Jieun und Appa Plätzchen und die essen wir eigentlich zum Frühstück, weil Eomma und ich für alles andere zu faul sind und die beiden eh schon die ganze Zeit Teig in sich reinstopfen. Mittag gibt es nicht, weil wir für abends kochen müssen, und währenddessen kommt eigentlich immer irgendwer und isst irgendetwas. Wenn wir dann abends gegessen haben, gibt's Geschenke und mehr Süßigkeiten, als du dir vorstellen kannst. Eomma übertreibt damit immer gerne. Und dann gehen wir irgendwann schlafen."
"Klingt schön", murmelt Jaemin.
"Ist es auch. Was macht ihr?"
"Ich weiß gar nicht. Meine Eltern sind den ganzen Tag arbeiten. Normalerweise. Wir bestellen meistens was. Ich krieg meine Geschenke morgens vor mein Zimmer gelegt. Klamotten und Bücher und Gutscheine. Früher bin ich noch zu meinen Großeltern und so mitgekommen, um Geschenke auszutauschen und was zu essen oder so, aber mittlerweile machen die das alleine."
"Willst du mit uns feiern?"
Jaemin stolpert, Jeno fängt ihn auf. "Mit euch?"
"Mit uns."
"Aber das ist doch ein Familiending, oder nicht?"
"Ji überlegt auch, Eomma und Appa zu fragen, ob ihre Freundin kommen darf. Ich kann ja einfach fragen, und wenn sie das nicht wollen, sagen sie eben Nein."
"Wer ist Jieuns Freundin?"
Jeno schmollt. "Will sie mir auch nicht sagen."
"Oh. Hm. Warum nicht?"
"Sie will das erst, wenn sie sie mir vorstellt. Aber das macht sie auch nicht."
"Musst du sie zwingen. Außerdem, mich kennt sie auch."
"Hab ich ihr auch gesagt. Ich überleg mir noch was. Und du erfährst das dann auch sofort. Wo wir gerade über Mädchen reden, wie sieht's aus bei dir und Shuhua?"
"Wir haben schon miteinander geredet und sie hat mich auch neulich angeschrieben und heute auch wieder, aber ich hab ihr noch nicht geantwortet."
"Glaubst du, ihr könntet euch verstehen?"
"Hoffentlich."
Sie haben die Haltestelle erreicht und nehmen Platz, Jaemins Kopf auf Jenos Schulter. So sehen sie in die stille Schwärze der Nacht hinein, ab und zu rauschen Autos vorbei.
"Meine Eltern bringen dich um, wenn sie das erfahren", murmelt Jaemin.
"Dann erfahren sie es eben nicht."
Kurz ist der Jüngere still.
"Ich hab schon wieder vergessen, dass du mich mitnimmst."
Jeno lacht leise. "Alkohol schadet deinem Kurzzeitgedächtnis, notiert."
"Nee, mein Kurzzeitgedächtnis ist einfach nur schlecht."
"Ach ja", seufzt Jeno, "das Problem hab ich mittlerweile auch. Werd wohl alt. Das sieht nach unserem Bus aus." Jaemin nimmt also seinen Kopf von Jenos Schulter und sie stehen auf, greifen gleichzeitig nach der Hand des anderen und steigen in den Bus ein, als dieser anhält und die Türen sich öffnen.
Als sie sitzen, nehmen sie ihre vorherige Position wieder ein, diesmal die Blicke aus dem Fenster gerichtet.
"Ich bin müde", sagt Jaemin leise.
"Wir können gleich schlafen gehen."
"Aber es ist noch früh."
"Wenn wir bei mir sind, ist es schon fast neun. Dann müssen wir bestimmt noch mit Eomma oder Ji reden und uns noch bettfertig machen und dann ist es nach neun und somit nicht mehr früh. Außerdem wirst du bestimmt noch eine Seite lesen wollen und nachher auf der fünfzigsten einschlafen."
"Das ist mir erst einmal passiert", schmollt Jaemin.
"Ich weiß. Es war aber wirklich süß." Jeno grinst bei der Erinnerung. "Oh. Hab ich dir das schon gezeigt?" Er fummelt eine Weile an dem Reißverschluss herum, bevor er sein Handy aus seiner Jackentasche holt, es entsperrt und Jaemin hinhält.
"Das bin ja ich", sagt dieser leise.
"Und ob du das bist." Schlafend, den Kopf auf Jenos Brustkorb abgelegt.
"Wann hast du das gemacht?"
"Ist gar nicht so lang her. Ich glaub, das letzte Mal, als du bei mir warst."
Jaemin schlingt seine Arme von der Seite um ihn, versteckt sein glühendes Gesicht an Jenos Schulter.
Er hat ihn als Hintergrundbild.
"Das ist mein Lieblingsbild von dir", sagt Jeno in seine Haare, über seinen Rücken streichend.
"Wie viele hast du?"
"Nicht genug."
"Ich hab nur eins von dir. Das ist nicht genug."
"Hmm. Du hast ein Bild von mir? Jetzt musst du mir das zeigen."
Also lässt Jaemin ihn los und holt sein Handy hervor, hält es Jeno hin.
Diesmal ist dieser eine Weile mit Starren beschäftigt.
"Woher hast du das?", fragt er irgendwann.
"Donghyuck. Er hat gesagt, er weiß nicht einmal mehr, wann er das gemacht hat."
"Hast du das selbst bearbeitet?"
"Ja."
"Das ist schön." Jeno nimmt Jaemins Kopf in seine Hand und dreht ihn zu sich, küsst ihn. "Ich weiß, wann das war."
"Wann denn?"
"An dem Tag, an dem wir uns das erste Mal getroffen haben."
13.09.2020
DU LIEST GERADE
can't you see me? ❈ nomin ✓
Fanfiction𝙣𝙤𝙬 𝙥𝙡𝙖𝙮𝙞𝙣𝙜: can't you see me - txt 03:06 ────────────●─ 3:21 ⇆ㅤㅤ ㅤ◁ㅤㅤ❚❚ㅤㅤ▷ㅤㅤ ㅤ ㅤ↻ 𝙣𝙚𝙭𝙩 𝙛𝙧𝙤𝙢: 𝙙𝙖𝙣𝙘𝙞𝙣𝙜 𝙞𝙣 𝙩𝙝𝙚 𝙧𝙖𝙞𝙣 runaway - eric nam » Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, alles vereint in dem fast ach...