Jaemin weiß nicht einmal, wie sie bei Jeno gelandet sind, sie sind einfach da, in seinem Zimmer, und Jeno lässt ihn einfach weinen, in seinen Armen, hält ihn einfach fest.
Lange dauert es, bis seine Tränen versiegen, noch länger, bis er es endlich wagt, Jeno loszulassen. Der Ältere nimmt seinen Kopf sanft in seine Hände, streicht seine Wangen trocken, platziert einen Kuss auf seiner Stirn, zieht ihn wieder an sich.
"Meine Mutter bringt mich um", flüstert er.
"Davon werde ich sie abhalten, das versprech ich dir."
"Und wie?"
"Wenn es für dich okay ist, schreib ich ihr eine Nachricht."
"Zeigst du sie mir vorher...?"
"Natürlich." Jeno zieht ihn vorsichtig mit sich zu seinem Bett und sie setzen sich hin, Jaemin zwischen seinen Beinen, Jenos Arme um ihn geschlungen. Jaemin gibt ihm sein Handy und liest mit, was Jeno schreibt.
Guten Nachmittag Frau Na, ich bin Jeno und ich schreibe Ihnen, um Sie darum zu bitten, Jaemin für diesen Nachmittag in meine Obhut zu überlassen. Ich bin mir bewusst darüber, dass Sie ihm die Erlaubnis nicht erteilt haben, nach der Schule an einen anderen Ort zu gehen als Ihr Zuhause, und ich möchte an dieser Stelle auch erwähnen, dass ich derjenige war, der Jaemin dazu bewegt hat, diese Vorschrift zu missachten. Da er sich allerdings nicht sehr gut fühlte, als wir aufeinandertrafen, hielt ich es für das Beste, ihn mitzunehmen und zu versorgen, da weder er noch ich wussten, ob Sie oder Ihr Mann zu Hause sind. Falls Sie es erlauben, möchte ich Sie ebenfalls darum bitten, die Erlaubnis bis morgen zu erweitern. Sofern Sie es nicht tun, weise ich Sie darauf hin, dass ich wie bei seinem letzten Ausgehverbot kontinuierlich zu Ihnen kommen werde, um festzustellen, wie es Jaemin geht und Sie mich davon auch nicht abhalten können. Wie mir ist sicherlich auch Ihnen sein Wohlbefinden wichtig und somit sollte Ihnen bewusst sein, dass ich die Möglichkeiten, die ich habe, um dieses zu garantieren, auch nutzen werde.
Freundliche Grüße, Jeno"Ist das okay?" Jaemin nickt, also schickt er die Nachricht ab, legt das Handy zur Seite und umarmt ihn. Jaemin lehnt sich zurück, schließt die Augen, und für einen Moment gibt es nur ihn und Jeno.
"Komm, bunny." Jeno steht auf und hält ihm seine Hand hin, Jaemin nimmt sie zögerlich und folgt ihm ins Bad, wo er sich auf den Badewannenrand setzt und Jeno zwei Verbände und Kompressen sowie eine Wundheilcreme aus dem Schrank neben ihm holt. Jaemin sieht ihm dabei zu, zieht seine Ärmel hoch und sieht auf den Fußboden, als Jeno sich neben ihn setzt, seine Hand nimmt, um seinen Arm zu drehen, und den ersten Verband wickelt. Sie schweigen, auch beim zweiten, dann flüstert Jaemin ein "Tut mir leid".
"So lange du lebst, bunny, wickel ich dir jeden Körperteil in solche Verbände." Jeno streicht über sein Bein, wirft die Verpackungen weg. "Hast du sonst noch welche?" Unsicher hebt Jaemin seinen Hoodie an, entblößt die Schnitte auf seinem Bauch, also hockt Jeno sich vor ihn und cremt sie sorgfältig ein, streicht über Jaemins Wange, als er aufgestanden ist.
"Möchtest du etwas von mir anziehen?" Jaemin nickt schwach, Jeno hilft ihm auf die Füße. "Lass dir Zeit, Engel."
Mit Jenos Arm um seine Taille gelegt kann Jaemin sich aufrecht halten, sie kehren in Jenos Zimmer zurück und nachdem Jaemin sich umgezogen hat, sinkt er aufs Bett. Sein Handy vibriert, geht an, und sofort schließt er die Augen.
"Kannst du nachsehen?", bittet er leise. Jeno sieht also auf den Bildschirm, auf die Nachricht seiner Mutter.
"Du darfst bleiben." Jaemin sackt vor Erleichterung in sich zusammen. "Auch bis morgen. Du musst nur pünktlich nach dem Arbeiten wieder zu Hause sein."
"Bringst du mich?" Jeno kann ihn kaum verstehen.
"Natürlich. Müssen wir nochmal zu dir und Sachen von dir holen?"
Jaemin zuckt mit den Schultern. Nono und seine ganzen Bücher sind dort, aber er will nicht einen Fuß in das Haus setzen, nie wieder.
"Soll ich und du bleibst–"
"Nein", unterbricht Jaemin ihn sofort, "lass mich nicht allein", ergänzt er etwas leiser.
"Ji ist hier, wenn es nur darum geht. Ich kann auch bleiben, aber wenn du irgendetwas brauchst, hol ich es dir."
"Und das macht sie...?"
"Dir Gesellschaft leisten? Mit Freude."
"Und du... würdest nur für zwei Sachen losgehen...?"
"Wenn dir die zwei Sachen wichtig sind, ja."
"Dann... Dann ja..."
"Okay. Jetzt?"
"Vielleicht kommst du noch um meine Eltern herum", sagt Jaemin leise.
"Dann bring ich dich rüber zu Ji und geh danach los, okay? Gibst du mir deine Schlüssel?"
"In meiner Tasche, ganz vorne." Selbst schafft er es nicht, aufzustehen und sie herauszusuchen. Also hockt Jeno sich auf den Boden, fischt den Schlüsselring aus dem Fach, steht wieder auf und steckt ihn ein, bevor er Jaemin seine Hand hinhält. Dieser lässt sich diesmal bereitwilliger mitziehen, auch wenn es ihn nervös macht, als Jeno an der Tür seiner Schwester klopft. Sie schaut ein wenig überrascht, als sie die beiden sieht.
"Kann Jaemin bei dir sein, bis ich zurückkomme?"
"Klar. Wohin gehst du?"
"Ein paar Sachen für ihn holen." Jieun nickt nur, Jaemin ist sich nicht sicher, ob sie im Bild über seine Familiensituation ist, aber sie fragt nicht weiter, lässt ihn hinein, doch er bleibt stehen, als Jeno ihm nicht folgt. Jieun setzt sich wieder auf ihr Bett, ein Schmunzeln unterdrückend, und Jaemin dreht sich zu Jeno um, ein wenig ängstlich.
"Und das ist echt okay?", fragt er leise, mit seinen Fingern spielend.
"Ist es, bunny. Wirklich. Ich bin ja auch nicht lange weg."
"Na gut..."
Jeno stupst ihn vorsichtig an und Jaemin sieht hoch, hat für einen kurzen Moment Jenos Lippen auf seinen und vermisst sie, sobald sie weg sind.
"Bis gleich. Ich hol dich hier ab." Jeno lächelt sanft, und dann ist er weg und Jaemin schließt die Tür.
"Setz dich", lächelt Jieun, "möchtest du etwas machen?" Jaemin schüttelt den Kopf, nimmt nur zögerlich auf ihrem Bett Platz. "Stört es dich, wenn ich weiterspiele?" Wieder nur ein Kopfschütteln, sie schmunzelt und wendet sich ihrem Fernseher zu.
Eine Weile sieht Jaemin ihr dabei zu, holt mehrmals Luft, bevor er ein Wort hervorbringt.
"Was ist das?"
Jieun sieht über die Schulter zu ihm. "Das Spiel? Zelda. Möchtest du auch mal?"
"Ich... J-Ja?"
"Okay, Sekunde, ich mach dir ein eigenes Profil." Als sie so weit ist, gibt sie Jaemin den Controller. "Dir wird alles erklärt."
Jaemin vergisst beinahe, dass Jeno nicht bei ihm ist.
24.07.2020
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can't you see me? ❈ nomin ✓
Fanfiction𝙣𝙤𝙬 𝙥𝙡𝙖𝙮𝙞𝙣𝙜: can't you see me - txt 03:06 ────────────●─ 3:21 ⇆ㅤㅤ ㅤ◁ㅤㅤ❚❚ㅤㅤ▷ㅤㅤ ㅤ ㅤ↻ 𝙣𝙚𝙭𝙩 𝙛𝙧𝙤𝙢: 𝙙𝙖𝙣𝙘𝙞𝙣𝙜 𝙞𝙣 𝙩𝙝𝙚 𝙧𝙖𝙞𝙣 runaway - eric nam » Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, alles vereint in dem fast ach...