65

216 12 5
                                    

Jaemin schafft es rechtzeitig zu Jenos Geburtstag, ein Geschenk zu besorgen, und auch für Jieun eine Kleinigkeit, und gibt es bei ihrer Mutter in Obhut, damit sie es nicht finden können, vor allem Jeno nicht. Die Zwillinge haben sich mittlerweile dafür entschieden, eine Party zu schmeißen – und stimmen alle Details mit Jaemin ab. Wer kommen darf und wer nicht, lassen ihn eine Playlist erstellen, auch wenn er dabei mehr als nur einmal Jenos Hilfe will. Und auch wenn Jaemin total nervös ist, ist er doch auch irgendwie aufgeregt. Er war schließlich noch nie feiern, wurde nie eingeladen und hätte auch keinen Spaß daran gehabt, unter so vielen – fremden – Menschen zu sein, doch jetzt ist seine Fähigkeit schwächer, er hat Jeno. Er weiß nicht, wie es sein wird, weder aus Erfahrungen noch als Vorstellung, aber er braucht keine Angst zu haben.

Er hört die Haustür ins Schloss fallen, registriert es allerdings nicht wirklich. Erst als Schritte folgen, die Zimmertür gleich darauf aufgeht, sieht er von seinem Buch auf.

"Baby~" Jeno wirft ihn beinahe um, so plötzlich und schwungvoll kuschelt er sich an ihn. Als er auch noch strahlend aufsieht, kann Jaemin ihn schon fast mit dem Schwanz wedeln sehen.

"Wie war's?", fragt er, durch Jenos Haare kraulend. Der Ältere schmiegt seine Wange an Jaemins Schulter und schließt die Augen.

"Anstrengend", murmelt er. "Aber so hab ich Mark-hyung nochmal gesehen. Und wenn ich geduscht hab, haben wir noch ein bisschen Zeit, bis wir vorbereiten müssen. Ji ist auch schon da, oder?"

"Ich glaube. Bin ihr aber nicht begegnet."

"Ich schau gleich bei ihr vorbei. Wie geht's dir?"

"Ist okay." Es könnte sogar gut sein, wenn da nicht die Tatsache wäre, dass er sich immer noch nicht überwinden konnte, Jeno von seinen Überlegungen zu erzählen, zu seiner Mutter zu ziehen. Sie hat mittlerweile eine Wohnung gefunden, zieht Anfang des Monats um, es drängt ihn also fast schon – aber er will und kann sich nicht entscheiden.

"Willst du mir heute erzählen, was los ist?" Es ist länger her, dass Jeno nachgefragt hat, und Jaemin kann nicht anders, als nachzugeben.

"Eomma zieht aus. In eine Wohnung. Und ich... hab überlegt, zu ihr zu ziehen." Wie erwartet werden Jenos Augen groß, und Jaemin muss wegsehen. "Ich meine, irgendwann muss ich das doch, oder? Ich kann ja nicht ewig hier bleiben."

"Willst du das denn auch?", fragt Jeno. "Mit ihr zusammenwohnen?" Jaemin nickt. "Dann tu das. Wenn du gehen willst, geh. Du kannst immer wieder zurückkommen."

"Danke", flüstert Jaemin, umarmt ihn fest.

"Schon gut. Und bevor ich dich jetzt weiter zustinke, geh ich duschen, ja?"

"Du stinkst nicht", murmelt der Jüngere, "und außerdem wirken Pheromone anziehend."

Jeno grinst, drückt ihm einen Kuss auf die Wange. "Also muss ich wohl eher aufpassen, dass du mich nicht gleich anspringst."

Jaemin schubst ihn leicht. "Du hast mich fast umgeschmissen, als du reingekommen bist. Ich hab noch ausreichend Selbstkontrolle."

"Dann ist ja gut." Schmunzelnd steht Jeno auf, und Jaemin vermisst seine Umarmung sofort.

"Kkot", flüstert Jaemin, und Jeno dreht sich auf der Stelle wieder um, hockt sich vor ihn. "Pheromone hin oder her... Ich liebe dich."

Jeno drückt seine Hand leicht. "Ich dich auch, bunny. Und ich freu mich darauf, meinen Geburtstag mit dir zu verbringen."

Jaemin sieht ihm nur noch hinterher, bis er im Badezimmer verschwindet. Dann legt er sich auf den Bauch und liest weiter.

Erneut ist er so versunken, dass er nicht mitbekommt, wie Jeno zurückkommt, und nachdem dieser ihn eine Weile einfach nur verliebt angesehen hat, sinkt er neben ihn und kuschelt sich an ihn. Jaemin schließt sein Buch und erwidert die Umarmung.

"Wann müssen wir anfangen?"

"Noch nicht jetzt", murrt Jeno. Jaemin kichert leise und schnuppert an Jenos noch leicht feuchtem Haar, das nach dem Föhnen immer so zauberhaft weich ist.

"Du riechst gut", sagt er leise.

"Auch ohne Pheromone", grinst Jeno.

"Hmm." Jaemin schließt lächelnd die Augen und genießt für einen Moment Jenos Atmen, Jenos Herzschlag, Jenos Umarmung, Jenos Geruch. Er sieht sich schon tagelang spät aufbleiben, weil er ohne das alles nicht mehr schlafen kann. Vielleicht muss er Jeno regelmäßig Hoodies klauen, in denen er schlafen kann.

"Na komm." Er stupst Jeno leicht an, aber der gibt nur ein trotziges Geräusch von sich, bewegt sich nicht. "Sonst ist das nicht fertig, wenn die ersten Gäste kommen."

"Ich will aber nicht", schmollt der Ältere.

"Das hättest du dir früher überlegen müssen, jetzt hast du keine andere Wahl."

"Ich mag's nicht, dass du Recht hast", seufzt Jeno, sich aufsetzend, und als Jaemin es ihm gleichtut, zieht er ihn mit sich auf die Füße und küsst ihn. Das in Verbindung mit dem Kuss sorgt dafür, dass Jaemin schwankt und sich an ihm festhalten muss, sodass Jeno ihn dicht an sich zieht und sie doch noch eine ganze Weile brauchen, um sich zu lösen.

Sie holen also Jieun aus ihrem Zimmer und da ihre Eltern schon längst vor den kommenden Dutzenden Jugendlichen geflüchtet sind, müssen sie zu dritt das Haus partysicher machen.

Und das dauert.

Als es so weit ist, fallen die Zwillinge wie Baumstämme auf das Sofa, während Jaemin ihnen mit Gläsern und einer Wasserflasche folgt.

"Wieso hab ich nochmal eingewilligt?", stöhnt Jieun. "Mir tut jetzt schon alles weh." Jaemin hält ihr ein Wasserglas hin, sie bedankt sich, nachdem sie sich aufgesetzt hat.

"Weil du selbst gerne feierst. Und natürlich weil du eine ganz tolle Schwester bist."

"Die beste, wenn ich bitten darf."

"Na klar." Da Jaemin ihn anstupst, setzt auch Jeno sich auf und trinkt etwas, und erst dann füllt der Jüngere sich ebenfalls ein Glas mit Wasser. Kaum hat er es abgestellt, findet er sich in Jenos Armen wieder, von der Plötzlichkeit ein wenig erschrocken. Aber er entspannt sich, lehnt sich gegen seinen Freund und spielt mit seinen Fingern.

"Es ist schön, dass du hier bist", flüstert Jeno, "und meinen Geburtstag mit mir feierst."

"Das wird bestimmt gut", wispert Jaemin, mehr, um sich selbst davon zu überzeugen.

Jieun bringt ihre Gläser nur noch in die Küche, bevor es auch schon klingelt.

18.10.2020

can't you see me? ❈ nomin ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt