Die ganze Zeit bleibt der Hase auf Jaemins Schoß, und er lässt ihn nur los, als er den Kuchen anschneiden muss.
"Wie willst du ihn nennen?", fragt Jieun, bedankt sich für das Stück, das Jaemin auf ihren Teller legt. Er hält kurz inne, sieht auf das Plushie hinab.
"Weiß ich nicht", gibt er zu.
"Dir fällt mit Sicherheit was Gutes ein", versichert Jeno ihm, gefolgt von einem Danke, als Jaemin ihm ein Kuchenstück auf den Teller legt.
Sie essen fast schweigend, Jaemin ist in Gedanken und Jeno sieht ihn einfach nur an und Jieun will sie davon nicht abhalten.
"Wie kriegst du deine Bücher eigentlich nach Hause?", fragt Jeno, als er den Rest von Jaemins Stück isst.
"Keine Ahnung." Der Weg aus der Stadt hierher war nicht all zu lang, doch von Jeno zu Jaemin ist es eine ganz schöne Strecke – vor allem aber sind achtzehn Bücher zu viel für Jaemin.
"Lass dich abholen", schlägt Jieun vor.
Schweigen.
"Lieber nicht", flüstert Jaemin.
"Dann bringen wir dich. Eomma und Appa sind erst irgendwann spät wieder da, also machen wir's zu Fuß."
"Aber das ist doch unnötig..."
"Ach Quatsch", winkt Jieun ab, "du sollst doch deine ganzen Bücher mitkriegen. Außerdem, das bisschen Bewegung schadet uns schon nicht."
"Du kannst uns sowieso nicht mehr davon abhalten", schmunzelt Jeno, Jaemin anstupsend, damit er aufsieht.
"Aber... Okay."
"Darf ich mir deine Bücher mal ansehen?", fragt Jieun nach einer kurzen Stille.
Jaemin nickt. "Aber sei vorsichtig", schiebt er noch leise hinterher, als sie schon aufgestanden ist.
"Bin ich", lächelt sie.
Beide Arme um den Plüschhasen geschlungen, sieht Jaemin ihr dabei zu, wie sie sorgfältig ein Buch nach dem anderen vom Stapel nimmt, es mustert, den Klappentext liest.
"Das hab ich auch gelesen", strahlt sie auf einmal, hält Jaemin ein Buch entgegen, "die Autorin ist großartig. Kennst du sie schon?"
Und schon diskutieren die beiden über alle möglichen Bücher, während Jeno ihnen nur zuhört, den Kopf auf Jaemins Schulter abgelegt.
"Mann, du könntest echt in einem Buchladen arbeiten, so viel Ahnung, wie du hast", seufzt Jieun. "Und ich dachte, ich hätte in meinem Leben schon viel gelesen."
"Hab ich ihm auch schon gesagt." Jeno stupst mit seiner Nasenspitze gegen Jaemins Wange.
"Hoffentlich denkst du darüber nach, das würde nämlich echt gut zu dir passen." Jieun lächelt aufmunternd und Jaemin sieht auf seine Finger hinab, spielt mit den Ohren des Hasen.
"Mal sehen", murmelt er. Das Pro: Der Bücherladen. Das Con: Die Menschen. Beides ziemlich schwerwiegende Punkte.
"Hast ja Zeit, darüber nachzudenken." Jeno dreht den Hasen leicht zu sich, um ihn anzusehen, und bevor er seine Hand wieder wegziehen kann, hat Jaemin sie genommen und hält sie fest, sodass Jeno ihre Finger miteinander verschränkt.
"Würdest... du mich besuchen kommen?", fragt Jaemin leise, so leise, dass Jeno sich wieder nach vorn lehnt.
"Hm?"
"Egal."
"Nein, sag's nochmal."
"Würdest... Würdest du mich... besuchen kommen?"
"Natürlich." Jeno streicht über Jaemins Handrücken. "Wann immer du möchtest."
"Danke", flüstert er, drückt Jenos Hand etwas fester, schlingt seinen anderen Arm um den Hasen.
Noch eine ganze Weile reden sie und Jaemin kommt tatsächlich etwas aus sich heraus, spricht mehr, lächelt häufiger, bis er auf einmal wieder still ist, ganz plötzlich, als hätte jemand seinen Ausschalter betätigt. Sie sitzen mittlerweile wieder zu dritt am Tisch, Jaemin hat seinen Kopf auf Jenos Schulter abgelegt. Und als er still wird, Jieuns Blick auf ihn fällt, schmunzelt sie.
"Hey, Jaemin." Er reißt die Augen auf, sieht sie erschrocken an. "Möchtest du nach Hause? Du scheinst müde zu sein."
"Ich weiß nicht", sagt er leise. Er will durchaus nach Hause, endlich eines seiner neuen Bücher lesen, aber es gefällt ihm hier mit den beiden Geschwistern, auch wenn sie sich ständig spielerisch in den Haaren haben, doch vor allem will er nicht mit seiner Mutter reden müssen.
"Du kannst darüber nachdenken." Jeno streicht leicht über seinen Rücken. "Wenn du gehen möchtest, ist das okay."
Also entscheidet Jaemin sich genau dafür ein paar Minuten später. Er entschuldigt sich, aber die Zwillinge sagen ihm gleichzeitig, dass das nicht schlimm ist, und so schweigt er, anstatt es zu wiederholen, wie er es sonst gerne tut.
Ihm überlassen sie nur drei Bücher, die anderen fünfzehn teilen die Zwillinge auf und Jeno ist trotz seiner acht immer noch in der Lage, Jaemins Hand zu halten, als der Jüngere nach seiner sucht.
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Seine Eltern sind nicht da, also fummelt Jaemin seinen Schlüssel hervor und lässt Jeno und Jieun ebenfalls hinein.
"Ihr habt es schön", sagt sie sofort, lächelnd. Er bedankt sich nur leise.
"Wohin sollen die, in dein Zimmer?"
"Nein!" Jaemin erhält von beiden einen überraschten Blick. "Da, da ist nicht... genug Platz." Es ist der einzige Ort, den nur er betritt, der einzig und allein ihm gehört.
"Vor deine Tür?" Jenos Blick ist sanft, Jaemin nickt hastig, zieht sich in sein Schneckenhaus zurück, an den Stoffhasen geklammert. Er folgt den beiden nur zögerlich, mit Abstand, weicht zurück, als sie sich umdrehen, nachdem sie die Bücher abgelegt haben. Jieun geht an ihm vorbei, als er sie nur ansieht, die Treppe hinunter, doch Jeno streckt seine Hand aus und mit einiger Überwindung kann Jaemin sie nehmen. Es gibt ihm etwas Sicherheit, dass Jeno ihm nicht böse ist.
Unwillig lässt Jaemin seine Hand los, als er und Jieun das Haus verlassen, aber hält Jeno am Ärmel fest, sodass er sich wieder zurückdreht.
"Ich hab mich entschieden", flüstert er. "Wie er heißen soll, meine ich."
Jeno lächelt. "Und?"
"Nono."
"Ein schöner Name." Jaemin nickt, legt hastig, kurz, seine Lippen auf Jenos, verschwindet sofort hinter der Tür.
13.07.2020
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can't you see me? ❈ nomin ✓
Fanfiction𝙣𝙤𝙬 𝙥𝙡𝙖𝙮𝙞𝙣𝙜: can't you see me - txt 03:06 ────────────●─ 3:21 ⇆ㅤㅤ ㅤ◁ㅤㅤ❚❚ㅤㅤ▷ㅤㅤ ㅤ ㅤ↻ 𝙣𝙚𝙭𝙩 𝙛𝙧𝙤𝙢: 𝙙𝙖𝙣𝙘𝙞𝙣𝙜 𝙞𝙣 𝙩𝙝𝙚 𝙧𝙖𝙞𝙣 runaway - eric nam » Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, alles vereint in dem fast ach...