67

397 23 4
                                    

LUKASZ
{4 Tage später}
mir ging es immer schlechter.  Jeder Tag war ein Kampf. Ich wusste einfach  keinen Ausweg mehr aus meiner Situation. Also begann ich damit, zu trinken und meine Ängste in Alkohol zu ertränken. Ich ertränkte und verdrängte meine Probleme lieber, als mit Marcel darüber zu sprechen. Es kam mir einfach nicht in den Sinn mit ihm zu sprechen. Zwischen Marcel und mir krachte es täglich. Wir stritten uns wegen jeder Kleinigkeit und dann knallte es gewaltig zwischen uns. Wir versöhnten uns zwar schnell wieder, der Versöhnungssex war auch grandios aber der Streit gestern kurz vor Abfahrt war  etwas anderes. Es war der schlimmste Streit, den wir bis jetzt hatten. Es hatte richtig geknallt, wir hatten uns angebrüllt, es war furchtbar... Ich wusste, dass ich daran schuld war, Ich stieß ihn von mir weg, distanzierte mich von ihm. Ich war dabei, unsere Beziehung zu zerstören. Ich hatte Angst das er Schluss machte  und gleichzeitig hatte ich Angst, dass er nicht Schluss machte und ich es tun musste.  Marcel bemühte sich sehr und ich hatte nichts besseres zutun, als ihm ständig vor den Kopf zu stoßen und ihn zu verletzen. Die letzte Nacht, hatten wir getrennt voneinander verbracht. Wir hatten uns bekanntlich ja wieder gestritten, ich hatte gehofft, dass er noch in mein Zimmer kam, oder mir die Tür öffnete, als ich bei ihm  klopfte. Ich hatte Albträume, die mich wachhielten in dieser Nacht. Die handelten wieder mal davon, dass ich Marcel verlieren würde für immer...normalerweise konnte ich mich dann immer an ihn herankuscheln, aber in dieser Nacht war er nicht da. Nach dem dritten Albtraum brach ich in Tränen aus und war kurz davor, meinen Freund zu mir zu bitten, aber dann hätte ich über meine Probleme sprechen müssen und ich war noch nicht bereit, ihm zu gestehen, dass ich diese  starken Verlustängste hatte und von meiner Familie vor so eine Wahl stellte. Ich konnte es einfach noch nicht. Also stand ich auf, kramte seinen Pullover hervor und vergrub mein Gesicht darin.   Ich vermisste ihn und ich konnte ohne ihn nicht schlafen.
Ich war nur noch verzweifelt.... Wir hatten uns heute morgen wieder versöhnt, ich lag fast eine Stunde in seinen Armen und schlief, während er mich streichelte und ich einfach in seiner Nähe sein durfte. Immerhin hatte ich dann eine Stunde Schlaf bekommen. Ich brauchte ihn so dringend, aber ich durfte es nicht!  Meine Familie oder Marcel? Ich hatte die letzten Nächte kaum geschlafen. Zu groß war mein inneres Zerwürfnis, meine Albträume wurden schlimmer mit jeder Nacht. Ich aß kaum noch. ,,Lukasz Konzentrier dich!" fuhr Mats mich an, als mir mein Gegenspieler entwischt war und aufs Tor geschossen hatte. ,,Tut mir leid", ,,was ist los mit dir Lukasz? Mach deinen Job und konzentrier dich!" Roman funkelte mich wütend an. Was war heute los mit mir? Naja ich wusste genau was mit mir los war... ,,Lass dich auswechseln, wenn du das heute nicht kannst,  K.O Runde und ich will kein Gegentor kassieren", fuhr er
fort. ,,Roman jetzt ist doch mal gut!" mischte Mats sich ein. Ich schluckte und warf einen Blick auf die Bank. Marcels sah genau im selben Moment in meine Richtung. Er nickte mir zu, ich schöpfte wieder neuen Mut. Marcel stand hinter mir, auch wenn er nicht auf dem Feld war. ,,Komm Lu" , meinte Mats ,,Kopf hoch". Die 85 Minute brach an. Wir führten mit einem knappen 1:0 gegen starke Bremer, die auf den Ausgleich drückten. Ich versuchte, mich zu konzentrieren, aber es gelang mir nicht! Ständig schob sich dieses Ultimatum in mein Gedächtnis. "Wir oder Marcel entscheide dich lieber schnell". Ich konnte mich nicht entscheiden. Ich wollte micj nicht entscheiden! ,,Lukasz verdammt!" brüllte Mats mir zu, ich fuhr aus meinen Gedanken. Mein Gegenspieler war bereits an mir vorbeigezogen. Ich lief ihn hinterher, er drang in den Strafraum ein. Roman kam aus dem Kasten gestürmt, bevor er eingreifen konnte, grätschte ich dem Spieler den Ball von den Füßen. Er fiel. Ein Pfiff. Elfmeter. Gelbe Karte. Roman warf mir einen vernichtenden Blick zu ,,Alter ich hätte den Ball locker bekommen!" giftete er mich an ,,sorry, Ich wollte meinen Fehler wieder gut machen", murmelte ich leise ,,Komm lass dich auswechseln! das bringt heute nicht mehr viel! Geh einfach raus verdammt! Du schadest der Mannschaft!" Ich schluckte ,,Hey jetzt ist aber mal gut Roman! Ab in dein Tor! Jeder macht mal Fehler! Wir sind ein Team, da dürfen wir  uns nicht selbst zerfleischen!" verteidigte Marco mich. Roman schnaubte und lief schimpfend in sein Tor.  ,,Tut mir leid Marco", ,,Fehler passieren, wir sind ein Team und wir werden das schon wieder gerade rücken okay?" versuchte Marco mich aufzumuntern.  ,,Okay". Der Schütze trat an und traf. 1:1 scheiße! Roman kochte vor Wut. ,,Kopf hoch", meinte Mats und klopfte mir
auf die Schulter. Ich wollte
nichts  lieber als mich in Marcels Arme zu flüchten, aber ich durfte nicht! Okay Selbstmitleid half jetzt nicht! Ich musste kämpfen für mein Team! Verlängerung. Ich gab mein bestes, hielt die Bälle von Romans Tor fern und versuchte mit allen Mitteln  Angriffe einzuleiten. Ich wollte meinen Fehler wieder gut machen unbedingt! Doch nichts half. Elfmeterschießen. Nach der Besprechung kurz bevor es los ging, hielt Roman mich kurz zurück, ,,Hey warte kurz ", meinte er ,,tut mir leid, was ich zu dir gesagt habe vorhin, ich...tut mir leid wirklich, ich wollte nicht so ausfallend werden dir gegenüber". ,,Schon gut", murmelte ich. ,,Nein ist es nicht, es
war unfair. Ich weiß nicht, was mit dir los ist. Marcel macht sich große Sorgen um dich und ich auch! wenn du reden musst oder willst, dann bin ich für dich da, es geht dir beschissen, Marcel sieht es und ich auch. Lass uns dir helfen du bist uns wichtig! Du bist nicht alleine, du musst deine Probleme nicht alleine bewältigen okay?" ,,Danke", murmelte ich und ließ zu, dass er mich umarmte. ,,Nicht dafür, wir sind ein Team, da ist einer für den anderen da". Er ließ mich los und lief in sein Tor.  Einer nach dem anderen trat an. Alle trafen. Dann war ich an der Reihe. Der letzte Schuss meines Teams, Ich atmete tief durch. Ich sah, wie Marcel mir auf der Bank die Daumen drückte.  Ich wollte ihm das Tor widmen, wenn ich es schaffen sollte. Ich lief an und...und verschoss! Der Keeper lenkte den Ball über das Tor. Mir wurde kalt, warm und schlecht gleichzeitig. Meine Kehle schnürte sich zu, Ich ließ den Kopf hängen und trottete zurück zur Mannschaft, Mats nahm mich in den Arm. ,,Kopf hoch Lukasz, Roman hält den Ball und nichts ist
passiert". Er lies mich wieder los, ich  schloss meine Augen. Dann hörte ich die Fans jubeln, ich hörte die Bremer jubeln, ich schlug die Hände vor mein Gesicht und ließ mich auf den Boden sinken. Ich war schuld!

Piszczek und Schmelle HindernislaufWo Geschichten leben. Entdecke jetzt