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SCHMELLE
Lukasz machte ein Wahnsinnsspiel! Er verteidigte sein Tor, als würde sein Leben davon abhängen, auch leitete er Angriffe ein, die sehr vielversprechend waren. Egal was passierte, ein Lukasz in dieser Form wechselte man nicht aus. Also spielte er mehr als 45 Minuten. Ich saß auf der Tribüne und drückte meinem Freund die Daumen. Unsere Fans feierten ihn, sie liebten ihn, Ich liebte ihn, jeder liebte ihn, aber nur ich konnte ihn haben...meinen Lukasz Schmelzer oder doch lieber Marcel Piszczek? Ich träumte schon wieder! Lukasz sah auf die Tribüne, vermutlich um sich zu vergewissern, dass ich noch da war, er hatte mir versprochen, mich stolz zu machen. Er machte mich immer stolz, ich war stolz, sein Freund zu sein. Ich war stolz das er sich ausgerechnet in mich verliebt hatte. Er behauptete den Ball gegen seinen Gegner und passte ihn zu Marco. Lukasz lief mit nach vorne...es wurde ein Plakat entrollt....,,Schwuchtel!" Marco brach den Angriff sofort ab und schoss den Ball ins Aus. Es entstand eine Rangelei auf der Tribüne, das Plakat wurde abgerissen. Lukasz starrte auf die Tribüne. ,,Lukasz! Weitermachen! Du schaffst das!" brüllte ich. Einwurf für den Gegner. Lukasz schüttelte sich kurz und trottete dann zu seinem Deckspieler. ,,Lukasz Piszczek!" skandierte das komplette Stadion. Lukasz verlor den Ball. ,,Scheiße!" flüsterte ich. Er verlor komplett seine Selbstsicherheit! Er sah zu mir,Ich nickte ihm zu. Er eroberte den Ball, passte ihn zu Marwin, bekam ihn zurück, lief ein paar Schritte und gab den Ball weiter. Lukasz atmete tief durch. ,,Weiter Lu!" rief ich. Am liebsten würde ich ihn in den Arm nehmen. Wieder war er am Ball. Er leitete einen Angriff ein. Lief wieder mit nach vorne. ,,Weiter kochanie komm schon!" flüsterte ich. Lukasz bekam den Ball er nahm Maß und knallte den Ball unter die Latte ins Tor.  ,,Jaa!" schrie ich und ballte meine Hand zu einer Faust. Lukasz umarmte alle, die er zu fassen bekam. Er sah zu mir zeigte auf mich und strahlte. Er widmete mir das Tor. Ich begann ebenfalls zu strahlen. Mein Held! Nach diesem Tor gewann er von Sekunde zu Sekunde an  Selbstvertrauen. ,,Geil Lukasz!" hörte man Edin brüllen. ,,Schwuchtel!" skandierten einige Fans, deren Rufe sofort niedergepfiffen wurden. Lukasz wurde gefoult,  unsere Fans flippten aus. Lukasz stand wieder auf. Er verzog das Gesicht, als er auftrat. Es war der Fuß, mit dem er sowieso Schwierigkeiten hatte. Noch 5 Minuten. Er würde es durchziehen. Sein Tor war die perfekte Antwort auf die Anfeindungen. Die Fans feierten ihn. Er hatte starke  Schmerzen. Er ließ sich  auf den Boden sinken und signalisierte, dass er ausgewechselt werden wollte.  Dann war es doch etwas ernstes, wenn er sich freiwillig  auswechseln lassen wollte, dann war es ernst. Edin wechselte. Lukasz humpelte mit Markus an seiner Seite vom Feld in die Kabine.

,,Ich kann das nicht mehr!" hörte ich sein Weinen schon aus der
Kabine. Auf Krüken und im Rollstuhl war es wirklich nicht einfach in diesem Stadion von A nach B zu kommen. Ich öffnete die Tür. Lukasz saß weinend auf der Bank, während Markus seinen Fuß verarztete. ,,Hey meib schatz", flüsterte ich. ,,Marcel!" Ich setzte mich zu ihm, er schlang seine Arme um mich und vergrub sein Gesicht an
meiner Brust. Markus nickte mir zu. ,,Ich bin so stolz auf dich", ,,Ich will das alles nicht mehr...ich will nicht mehr spielen...ich will aufhören! Ich will nicht mehr spielen", ,,Lukasz hey", flüsterte jemand geschockt ...Edin, er kniete sich vor uns. ,,Ich kann nicht mehr spielen, wie soll das funktionieren? Diese ständigen Anfeindungen, dieser Hass! Dieser Hass nur weil ich einen Mann liebe!" Ich strich ihm durch die Haare. Es herrschte totenstille in der Kabine und das obwohl wir gewonnen hatten, drei wichtige Punkte eingefahren hatten und die komplette Mannschaft in der Kabine war. ,,Hey Lu...das nächste Spiel lass ich dich raus ja?" er nickte. ,,Alles ist gut kochanie", flüsterte ich und drückte ihn an mich. Edin strich ihm über den Arm. ,,Wir stehen hinter dir, darüber musst du dir keine Sorgen machen",  Lukasz zog die Nase hoch. ,,Genug ist genug. Ich mache jetzt eine Ansage!" Er stand auf. ,,Ihr umziehen und duschen. Die Handys bleiben aus bis ihr im Bus seid! Wir fahren kurz ins Hotel eure Sachen holen und dann ab in den Zug nach Hause. Diese Pressekonferenz wird sehr kurz ausfallen! bis gleich". Er marschierte aus der Kabine. ,,Lukasz deinem Fuß geht es wieder
gut". Er nickte und konnte sich von mir lösen. ,,Geht's wieder?" er nickte. Ich strich ihm eine Träne aus dem Gesicht,  gab ihm einen Kuss auf
die Stirn und zog ihn wieder an mich. ,,Ihr sollt euch umziehen hat der Coach gesagt, Ich will den Zug nicht verpassen, bewegt euch", gab ich der Mannschaft zu verstehen. ,,Schatz...ich liebe dich", flüsterte ich, als endlich Bewegung in die Jungs kam und sie damit begannen, sich umzuziehen.  Er krallte sich an mich, ,,ich dich auch". 
{später}
Lu lag eng an mich gekuschelt im Bett...Immerhin hatte er mittlerweile aufgehört zu weinen und schlief endlich, er lag noch in seinem Trikot in meinen Armen, er wollte es noch nicht ausziehen. Er wollte auch unbedingt in mein Bett und nicht in seins...vielleicht sollten wir uns mal ein gemeinsames Bett zulegen. ,,BVB Coach rastet auf Pressekonferenz aus! Wut Auftritt von Edin Terzic!" Ich klickte auf das Video. Edin kam in den Presseraum gestürmt. ,,Edin! was ist los?" fragte Aki verwirrt. ,,Ich werde heute keine einzige Frage beantworten! Stattdessen habe ich ein paar Fragen, an die sogenanntem Fußballfans, die meinen, einen meiner Spieler seit Wochen mit Hass überziehen! Wie kann es verdammt nochmal sein, dass ein Mensch, wegen seiner Sexualität so fertig gemacht wird, dass er völlig am Ende in der Kabine sitzt und nie wieder auch nur ein Spiel bestreiten will?! Was ist falsch bei euch! Er ist schwul ja und? Es ist so scheißegal! Was geht es euch an? Was geht es euch an, was einer meiner Jungs in seiner Freizeit macht? Wen er liebt? Was geht es euch an? Es geht nur ihn etwas an sonst niemanden! Habt ihr kein eigenes Leben, dass ihr über seines urteilen müsst? Wer gibt euch überhaupt das Recht dazu? Konkurrenz im Fussball hin oder her, aber alle gegen einen ist verdammt unfair! Wir spielen Fussball und genau darum sollte es gehen! Fussball! Da ist die Sexualität egal! Lukasz ist Lukasz! Er ist ein absolut loyaler, wichtiger, geachteter Teil des Teams! Das er einen Mann liebt hat keinen negativen Einfluss auf seine Leistung auf dem Feld oder im Training. Im Gegenteil, wenn sein Freund dabei ist, spielt er um einiges besser! Im welchen Jahrhundert Leben wir eigentlich, dass es immer noch ein Tabu ist im Profisport schwul zu sein? Wieso machen wir immer noch so ein Theater um diese Sache?" er wollte gehen, doch dann fiel ihm noch etwas an ,,Achso...ich bin bi, jetzt nehmt mich als Zielscheibe und lasst verdammt nochmal  meine Spieler endlich in Frieden!" Er verließ den Raum wieder, ,,Edin!" rief Aki und lief ihm hinterher.   Dann brach das Video ab. Seine Ansage hatte gesessen. Die Reaktionen waren gewaltig. Es wurde diskutiert, unsere Fans solidarisierten sich mit Edin und planten wohl schon etwas für das nächste
Heimspiel. Die Mannschaft stellte sich ebenfalls hinter Edin und hatte dies auch ganz deutlich so kommuniziert. Edins Beliebtheit bei den Fans und Mannschaft schoss weiter  nach oben. Lukasz wurde wieder wach. ,,Hey mein schöner", flüsterte ich und strich ihm durch die Haare. ,,Ich bin so froh das du da bist!" Er war immer noch vollkommen verheult. ,,Hast du...weist du was auf der Pressekonferenz passiert ist?" er schüttelte den Kopf. ,,Edin ist explodiert. Er hat dich verteidigt gegen die Anfeindungen, hat sich öffentlich mit dir solidarisiert und zum Schluss hat er sich geoutet um dich zu schützen", ,,Edin ist schwul?" fragte Lu verwirrt. ,,Bi kochanie. Er hat gesagt, dass sie ihn als Zielscheibe nehmen sollen und dich endlich in Ruhe lassen sollen". ,,Der Kerl ist echt der Hammer", murmelte Lukasz. ,,Ja ist er. Vielleicht hört es jetzt auf oder es wird besser",  ,,oder Edin wird endlich wieder glücklich". Er küsste mich liebevoll. ,,Danke das du bei mir bist und mich in der Kabine davon abgehalten hast irgendwas dummes zu tun",  flüsterte er. ,,Was hattest du vor?" fragte ich alarmiert. ,,Nichts das war nicht so gemeint kochanie. Wahrscheinlich meine Karriere beenden. Ich habe keine Suizidgedanken", ,,du sagst mir aber Bescheid, wenn du solche Gedanken wieder hast", er nickte. ,,Ich will dich nicht verlieren". ,,Ich dich auch nicht kochanie". Er kuschelte sich wieder in meine Arme ich begann ihn zu streicheln. ,,Willst du dich umziehen und duschen? Du frierst", ,,kommst du mit?" fragte er leise. ,,Klar. Dann erhielt ich einen Anruf, der mir den Boden unter den Füßen wegzog.

Piszczek und Schmelle HindernislaufWo Geschichten leben. Entdecke jetzt