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LUKASZ
{nachts}
Ich lag wieder einmal wach. Ich lag auf der Luftmatratze in Schmelles Schlafzimmer und ich konnte einfach nicht einschlafen, aber das war mir egal, ich war  nur froh, in seiner Nähe zu sein.  Marcel schien auch Probleme mit dem Einschlafen zu haben,  denn er wälzte sich hin und her. So wie immer, wenn er nicht schlafen konnte. Nach beinahe anderthalb Monaten Beziehung, wo wir beinahe jede Nacht miteinander verbracht hatten, bemerkte man solche Dinge einfach.  Ich hoffte auf ein Gewitter, immerhin war es dem ganzen Tag schon so schwül und drückend gewesen, kaum zum Aushalten, eigentlich die perfekten Voraussetzungen für ein kleines Gewitter.  Vielleicht hatte ich ja Glück und es würde eines aufziehen. Dieser Gedanke versetzte mir ein schlechtes Gewissen, schließlich hatte Marcel Angst vor Gewitter, er hasste es regelrecht.  Vielleicht durfte ich ihn dann in den Arm nehmen und ihn noch näher bei mir haben, als er es jetzt schon war. Aber vermutlich wollte er dann viel lieber zu Mats, als zu mir. Ich konnte es verstehen. Wieso sollte er mir auch vertrauen? Ich hatte ihn aufs Übelste hintergangen und belogen. Ich richtete mich auf, vielleicht sollte ich kurz zu Mats ins Gästezimmer gehen, er war bestimmt noch wach, keine Ahnung wieso ich zu ihm wollte. Wahrscheinlich wollte ich einfach nur mit ihm sprechen, um meine Ängste in den Griff zu bekommen, die mit jedem Atemzug unerträglicher wurde.  Ich verwarf diesen Gedanken jedoch, als ich hörte, wie Marcel  die Nase hochzog und ein Schluchzen unterdrückte. ,,Marcel?" fragte ich leise, bekam aber keine Antwort. ,,Hey, was ist los? ich merke doch, dass du weinst" fragte ich sanft ,,nichts, lass mich in Ruhe", seine Stimme verriet mir, dass natürlich nichts in Ordnung war. Er weinte...Ich stand auf und setzte mich zu ihm aufs Bett. ,,Hey", vorsichtig strich ich ihm durch die Haare. ,,Ich will nicht reden....Mats", flüsterte er kaum hörbar ,,Okay, ich hol
ihn dir, wenn du nicht mit mir sprechen willst....aber ich hoffe  natürlich, dass du irgendwann wieder mit mir sprichst und mir vertraust....aber...aber das kann ich natürlich nicht verlangen...aber hoffen". ,,Mats!" flüsterte er, ohne auf mein Gerede einzugehen.  Ich lief zu Mats und kurz darauf betrat ich mit Mats im Schlepptau das Zimmer, er wollte ihn bei sich haben, also tat ich ihm den Gefallen. Wie gesagt, die beiden hatten eine tiefe und enge Verbindung auf die ich manchmal etwas eifersüchtig war, Nein...nicht manchmal, immer öfter erwischte ich mich bei dem Gedanken, ihren Kontakt so weit es ging zu verhindern, aber ich konnte den beiden das nicht antun...vielleicht sollte ich ja gehen, ohne mich war sowieso alles besser. Ohne mich, würde mein kochanie jetzt  nicht todunglücklich und weinend im Bett liegen. Ohne mich wäre alles besser. Einfach alles. Am liebsten würde ich alles beenden, dann würde ich nie wieder jemanden verletzen können. Ohne ihn war sowieso alles sinnlos und trostlos in meinem verdammten Leben, also konnte ich es auch gleich beenden. Mich würde niemand vermissen. Im Gegenteil...die meisten wären froh, mich nicht mehr an der Backe zu haben.  ,,Schmelle Hey, was ist los? warum weinst du?" hörte ich Mats fragen und fuhr damit aus meinen dunklen Gedanken. Er kniete sich vor Marcels Bett und legte seine Hand auf Schmelles Schulter. ,,Ich weiß es nicht...ich weiß es einfach nicht...ich bin einfach schon wieder traurig...es hat keinen wirklichen Grund" ,,okay...soll ich zu dir kommen? Damit jemand bei dir im Bett ist und auf dich aufpassen kann?"  ich sah nur, wie mein kochanie nickte. ,,Okay.... dein Lukasz oder Ich?" ,,Mats", in mir zog sich alles zusammen, als ich sah, wie sich Mats zu Marcel ins Bett legte und ihn vorsichtig
zudeckte. Es tat einfach so weh zu sehen, wie ich einfach ausgetauscht werden konnte. Bei Marcel hatte ich eigentlich immer das Gefühl gehabt, etwas einzigartiges zu sein und naja ich hatte das Gefühl unersetzlich für ihn zu sein...wenigstens für eine Person war ich wertvoll. Jetzt hatte ich dieses Gefühl verloren, es hatte ins Gegenteil umgeschlagen. Jetzt fühlte ich mich nur noch wertlos. Was hatte ich auch erwartet? das er mich sofort wieder in sein Leben ließ? Oder das er sich an mich wenden würde, wenn es ihm schlecht ging?  ,,Versucht zu schlafen ihr zwei...morgen ist ein schweres Spiel ich wäre ganz gerne fit". Seine Anwesenheit, beruhigte Marcel, bald schon versiegten seine Tränen und  er schlief ein. Ich hingegen konnte nicht einschlafen, nach ungefähr zwei Stunden, stand ich auf und beschloss, etwas spazieren zu gehen. Die frische Luft tat mir gut, Ich bekam den Kopf etwas frei. Mir wurde klar, was ich zutun hatte... Ich konnte den Kampf um Marcel nicht aufgeben ich wollte ihn zurück und dafür würde ich jeden Preis bezahlen... Morgen würde ich eigentlich  mit Zorc sprechen und dann mein Karriereende verkünden, aber...ich könnte mir das Gespräch auch einfach sparen. Ich hatte meinen Eltern eine Nachricht hinterlassen, dass ich mit ihnen sprechen wollte, aber bis jetzt kam noch keine Antwort...typisch
eben. Marcel lag gerade mit Mats im Bett...was wenn er sich gerade in Mats verliebte? Und wenn Mats sich in Marcel verliebte? dann würde ich gabz alleine da stehen. Ich konnte meinen kochanie nicht an Mats
verlieren.  Die Angst, Marcel zu verlieren schnürte mir die Luft zum Atmen ab. Ich konnte einfach nicht mehr. Mein Leben machte keinen Sinn mehr. Marcel wollte mich nicht mehr, Ich würde wochenlang ausfallen u nd danach wahrscheinlich meinen Stammplatz verlieren, meine Familie hasste mich...wieso sollte ich noch weiterleben? Ich verfasste noch eine letzte Nachricht an meinen besten Freund. ,,Kuba Bro? Du weißt, dass ich dich liebe und wie viel du mir bedeutest, aber ich kann nicht mehr! Ich weis, es kommt sehr plötzlich, aber ich sehe keinen Sinn mehr in meinem Leben. Es tut mir so unendlich leid! Wirklich! Ich kann verstehen, wenn du mich hasst, schließlich lasse ich dich im Stich, obwohl wir uns versprochen haben, immer füreinander da zu sein. Es war keine Kurzschlussentscheidung. Ich habe lange nachgedacht, aber ich sehe keinen anderen Ausweg mehr! Es tut mir so leid! Bitte verurteile mich nicht. Ich liebe dich! Du bist und bleibst einer der wichtigsten Personen in meinem Leben. Lies den Brief, bitte Mats, ihn dir zu geben. Er liegt in meiner Schreibtischschublade. Leb wohl mein Freund!" Als die Nachricht gesendet war, schaltete ich mein Handy aus und machte mich auf den Weg.

Piszczek und Schmelle HindernislaufWo Geschichten leben. Entdecke jetzt