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LUKASZ
Mein Outing schlug ein, wie eine Bombe. Die Medien rissen sich um die Schlagzeilen. Der erste offen  schwule Fussballer. Mira hatte sich noch nicht wieder gemeldet, dafür aber die Polizei, die meine Anzeige aufgenommen hatte.  Ich bekam so viele Nachrichten, von Fussballern, die mir für meinen Mut dankten, sie schrieben davon, dass ich ihnen neuen Mut gegeben hatte und sie sich momentan auch ernsthaft mit einem eigenen Outing beschäftigten. Auch der Mannschaftschat explodierte. Es war ja jedem bewusst, dass ich einen Mann liebte, aber  das ich damit an die Öffentlichkeit ging,  hatte  niemand gerechnet. Die Jungs sicherten mir zu, mich bedingungslos zu unterstützen und geschlossen als Mannschaft  hinter mir zu stehen.  ,,Das war verdammt mutig, Ich bin so stolz auf dich Lukasz. Du hast das richtige getan. Marcel wird sich freuen, du zeigst ihm das du es ernst meinst mit ihm. Er ist einfach so verunsichert, aber du gibst ihm immer mehr von seinem Selbstbewusstsein zurück", lächelte Mats. ,,Schmelle würde sich so sehr freuen, er würde den ganzen Tag von nichts anderem mehr sprechen und mich damit völlig verrückt machen ". ,,Das Spiel kommt noch am Samstag", murmelte ich. ,,Das ist ein Heimspiel Lukasz.  Unsere Fans lieben dich. Sie würden dich niemals auspfeifen  oder beleidigen, dafür stehst du viel zu weit oben in ihrer Gunst.  Die haben sich bestimmt schon etwas überlegt um dir ihre Unterstützung zu zeigen". Ich seufzte, ,,naja überwiegend waren die Reaktionen positiv.... ich will nur nicht , dass sein großer Traum platzt". ,,Lukasz...du bist sein größter Traum! Er könnte auf alles verzichten aber nicht auf dich. Er liebt dich viel zu sehr. Die Reaktionen sind naja nicht so wichtig", ,,das aber das ist mir so egal, Ich will Marcel wieder in die Arme nehmen und ihn küssen! Ich will meinen Freund zurück!" ,,Ich weiß...ich will ihn auch zurück, Ich will ihn wieder wahnsinnig machen, mich von ihm Nerven lassen, Ich will ihn nachts anrufen, mir sein Geschwärme über dich anhören, er fehlt  mir genauso sehr wie dir".
{zwei Tage später}
Nervös stand ich in der Kabine. Scheiße...es fühlte sich an, als würde ich gleich mein allererstes Spiel
machen. Und irgendwie war es auch so. Das war mein erstes Spiel als geouteter Fussballer. Ich lief aufs Feld, Ich hatte kaum den Mut, auf die Südtribüne zu blicken, aber dann erkannte ich meinen Namen. Nervös warf ich einen Blick darauf. ,,Schwul, Bi oder hetero - scheißegal! Lukasz du bist unser Held!"  Ich lächelte und atmete tief durch. ,,Gute Besserung Schmelle!" war das zweite Spruchband. ,,Lukasz wir lieben dich!" ,,Danke Lukasz!" ,,Toleranz! Wir sind stolz auf dich Lukasz!" die BVB Fans standen hinter mir. Ich war sehr erleichtert. ,,Du schaffst das!" sprach Edin mir Mut zu. ,,Ich hol dich raus, wenn du mir das signalisierst". Ich nickte. ,,Komm Lukasz! Bei Anfeindungen verlassen wir als Team geschlossen das Feld", meinte Mats und sah Edin fragend an. ,,Ich werde mich anschließen", bestärkte Edin das Vorhaben der Mannschaft. ,,Und die anderen auch, ich habe gerade mit ihrem Kapitän gesprochen und sie haben dasselbe vor".
,,Okay...ich will einfach nur,dass es vorbei ist", ,,wir stehen dir bei, du stehst nicht alleine auf dem Feld bro", meinte Roman aufmunternd. ,,Wir sitzen doch im gleichen Boot". Ich atmete tief durch, nickte und lief auf meine Position. Ich hörte, wie die Fans meinen Namen sangen. Ich beruhigte mich etwas. Ich hatte zwar immer noch Angst, aber die Jungs waren ja an meiner Seite. Ich schloss meine Augen und atmete ein letztes Mal tief durch, dann ertönte der Anpfiff. Unsere Fans wurden lauter, sie feuerten mich und die Mannschaft lautstark an. Ich eroberte den Ball, was von frenetischen Applaus begleitet wurde. ,,Sehr gut Lukasz! Weiter Männer!" brüllte Edin über das Feld. Ich passte den Ball zu Mats. Das Spiel blieb friedlich, bis ich einen Angriff einleitete, der zum Torerfolg führte. ,,Schwule Sau", skandierten die gegnerischen Fans.  Unsere Fans hielten sofort dagegen und übertönen die gegnerischen Fans. Nur hörten die einfach nicht auf! ,,So jetzt reicht es aber!" rief Mats und schlug den Ball ins Aus. ,,Jungs!" brüllte er über das komplette Feld ,,lasst uns abhauen!" Roman kam aus seinem Tor und zog dabei seine Handschuhe aus. ,,Lukasz, wir gehen runter, das reicht
jetzt hier, das Verhalten ist untragbar". ,,Okay", murmelte
ich. Mats kam zu mir und legte seinen Arm um meine Schulter. ,,So Bro...lass uns abhauen...das muss sich keiner gefallen lassen". ,,Liebe Fans, Homophobie ist nicht zu tolerieren und hat hier nichts zu suchen!" kam als Stadiondurchsage. Edin nahm mich in die Arme, ,,danke coach", ,, das ist selbstverständlich",
murmelte er. Wir hatten uns alle um Edin herum versammelt. ,,Jungs!" rief er. ,,Das was dort auf der Tribüne passiert, ist untragbar! Lukasz! Einer unserer Kollegen! Wir müssen zusammenhalten!" sagte er verhemend. Auch die Spieler der anderen Mannschaft, stellte sich zu uns.

{am Abend}
Das Spiel lief nach halbstündiger Unterbrechung weiter. Edin hatte für uns gekämpft, er hatte mit den schiedsrichtern diskutiert und sich im Endeffekt auch gegen die Clubführung gestellt. Er hatte uns eben versprochen unser Coach zu sein und für uns mit einzustehen. Wir gewannen mit 3:0 ich hatte ein Tor davon gemacht. Die Fans feierten mich, sie feierten mich noch Minuten nach dem Abpfiff. Trotzdem war ich völlig am
Ende. Ich hatte meinen kompletten Mut verloren. Ich vermisste meinen Freund so sehr! Scheiße! Seine Liebe fehlte mir! Wieso konnte er nicht einfach wieder aufwachen?! Er würde sterben...die Liebe meines Lebens, würde sterben. Wieso sollte ich überhaupt noch kämpfen? Rotz und Wasser heulend lag ich in meinem Bett, Ich konnte einfach nicht mehr zu ihm ins Krankenhaus, mir fehlte seine Stimme, sein Lachen, sein Berührungen, er würde mich wieder aufbauen, mich in den Arm nehmen, mich küssen, mich zum Lachen bringen und mich einfach nur mit seiner wundervollen Art
ablenken und mich mit seiner Liebe überschütten. Ich zog mir die Decke über den Kopf und vergrub mein Gesicht in seinem Pullover. Was mich nur noch mehr verzweifeln ließ. Alles war so sinnlos...alles war so verdammt sinnlos! Ich war kaum noch fähig, zu atmen. Ich vermisste meinen Freund! Scheiße! Mats rief genau in dem Moment an, in die Welle der Verzweiflung über mir zusammenbrach. ,,Hey, Ich wollte nur kurz hören, wie es dir geht". ,,Mats er fehlt mir so sehr!" flüsterte ich. ,,Es macht doch alles keinen Sinn mehr!" ,,Lukasz soll ich vorbeikommen?" ,,Ich will ihn nicht verlieren! Mats ich will einfach nicht mehr! Wir wollten heiraten, Kinder adoptieren, zusammenziehen und  zusammen alt werden! Wieso erwischt es ihn und nicht mich?" ,,Lukasz Ich sitze noch im Mannschaftsrat, aber ich komme jetzt zu dir ja?" ,,Mats ich kann das nicht mehr, ich will nicht mehr!" flüsterte ich. ,,Es tut mir so leid", ,,es tut mir so leid Mats".

Piszczek und Schmelle HindernislaufWo Geschichten leben. Entdecke jetzt