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•Selfish - Madison Beer•

Mittwoch

Maddisons P.O.V.

Neues Jahr, neues Glück sagt man doch, oder nicht?

Von wegen neues Glück.

Schon ein paar Tagen nach dem ersten Januar hat mich mein Vater zu diesem beschissenen Psychologen geschleppt. Das Gespräch ist, wie ich es erwartet habe, nur einseitig gelaufen. Es hat sich angefühlt, als wäre ich der Psycholog, und nicht Herr Cam, während er geredet und versucht hat mich einzubeziehen, habe ich nur aus dem Fenster gestarrt. Ich hasse ihn und seinen Namen. Ich bekomme schon Wutausbrüche, wenn ich an die Stunden denke, die ich noch mit ihm verbringen muss. Jedoch muss ich zugeben, dass seine Geduld enorm gross ist, denn dass ich nicht spreche, hat der alte Mann erwartet.

»Maddy?«

»Maddy?«

Mit leeren Augen blicke ich zu Emily.

»Ist alles okay bei dir?«, ihre braunen Augen sehen mich besorgt an und ich schnaube innerlich.

Nein, Emily!

Es ist gar nichts gut bei mir. Ich möchte weg von hier und zu Felix. Ich weiss nicht einmal, ob ich noch traurig bin, denn alles was ich momentan spüre, ist die Sehnsucht und Wut. Ich hasse meinen Vater, Brandon und diesen beschissenen Psychologen, aber Felix hasse ich am meisten. Er hat mich verlassen.

Statt meine Gefühle zu offenbaren nicke ich und sie blickt hilflos zu Matthew, der sie genauso ratlos ansieht.

Sie sollen damit aufhören. Glauben die, ich merke die Blicke nicht? Ich möchte einfach von allen in Ruhe gelassen werden, deswegen fasse ich eine Entscheidung. Ich schnappe mir meine Tasche und ignoriere die Rufe meiner Freunde, als ich durch den Schulgang durchlaufe. Kurz gucke ich zur Seite und entdecke Brandon an seinem Spind.

Mit ihm habe ich seit dem Vorfall nicht mehr geredet. Er probiert immer wieder sich bei mir zu melden oder spricht mich direkt an, aber ich verdränge seine Anwesenheit. Ich fühle mich von ihm betrogen und muss wegen ihm zu diesem Psychologen. Eines Tages kann ich vielleicht darüber hinwegsehen und ihm verzeihen, aber momentan übertrumpft die Wut alle möglichen Gefühle, die in mir herrschen. Es fällt mir eigentlich schwer ihn nicht bei mir zu haben, denn egal wie wütend ich auf ihn bin. Er ist der Einzige, bei dem ich eine zeitlang glücklich gewesen bin.

Schluckend wende ich mich von ihm ab und fahre nach Hause.

Dad ist nicht da, als ich die Türe öffne und mich bemerkbar mache.

Durch Dad habe ich wieder zugenommen. Er hat mich regelrecht gezwungen zu Essen, ob ich nun Hunger habe oder nicht. Jedes Mal hat er genau beobachtet, wie viel ich esse, und ob es auch in meinem Magen bleibt. Dazu hat er noch Joshua beauftragt auf mich aufzupassen, wenn er nicht da ist. Allerdings ist mein Bruder seit Montag nicht da.

Nach Weihnachten ist er für ein paar Tage zurück zu uns und dabei hat Dad ihn über meinen Zustand aufgeklärt. Joshua hat nicht wirklich erschüttert reagiert. Mein Bruder ist selten emotional, desto verblüffter bin ich gewesen, als er mich in die Arme genommen hat und mir gesagt hat, dass er mich liebt. Wenigstens versteht er, dass mir Zwang nicht weiterhelfen wird.

Seit Anfang der Woche ist er aber wieder ins College, was mich erleichtert hat, denn einen zweiten Aufpasser Zuhause könnte ich nicht gebrauchen.

In meinem Zimmer werfe ich mein Schulsack in eine Ecke und gehe aufs WC. Nachdem ich gepinkelt habe, laufe ich zerstreut durch den Gang entlang und bleibe vor Felix' Zimmer stehen.

Time for PaybackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt