ZWEIUNDFÜNFZIG

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„Beim Nordlichter schauen, wie romantisch", schwärmte Alice, als sie Mia gerade die Schlittschuhe zuband.

„Was sind Nordlichter Mama?", wollte diese sofort wissen und versuche wackelig ein paar Schritte zu laufen.

Während ich eine Hand Mia reichte, damit sie nicht hinfiel suchte ich mit der andren Hand auf meinem Handy nach Bildern von Nordlichtern.

„Das sind Nordlichter", wir bleiben kurz stehen, damit ich Mia die Bilder zeigen konnte.

„Das sieht schön aus. Mama, das möchte ich auch mal sehen", rief Mia begeistert aus. „Können wir da mal hin?"

„Vielleicht mein Schatz", stimmt Alice zu. „Aber jetzt testen wir erstmal wer von uns die beste Eiskunstläuferin ist."

„Ich natürlich", prahlte Mia sofort, machte den nächsten Schritt und stolperte dabei prompt über ihren Schlittschuhen.

Lachend konnte Alice ihre Tochter gerade noch so auffangen, bevor sie mit der Nase den Boden küssen konnte.

„Auf dem Eis klappt das bestimmt besser", munterte ich meine Nichte auf, welche vorsichtig weiter zur Bande stakste. Gerade als auch ich den ersten Fuß aufs Eis setzen wollte klingelte mein Handy.

„Stör ich bei einem romantischem Date mit Elias, oder hast du Zeit für deine beste Freundin?", hörte ich Beccis Stimme, die mal wieder ohne eine Begrüßung drauf los gesprochen hatte.

„Nein, ich bin momentan nicht bei Elias, aber Zeit hab ich gerade leider trotzdem eher weniger", ich hatte es aufgegeben sie auf die fehlenden Grußworte hin zu weisen, in diesem Punkt würde Becci sich wohl nie ändern.

„Was machst du denn bitte an einem Samstagnachmittag, wenn nicht bei Elias rumhängen?"

„Ich bin mit Alice und Mia auf der Eisbahn. Elias hatte ich ja auch gefragt, aber da kam als Antwort nur ein panisches Kopfschütteln. Ich glaube er hat als Kind keine allzu guten Erfahrung auf dem Eis gesammelt."

„Ohh Eislaufen, da seh' ich mich ja."

„Du bist definitiv zu oft mit Kevin zusammen. Seine Sprache färbt langsam auf dich ab."

„Ach Quatsch, zu viel Kev hat noch keinem geschadet."

„Bestimmt", lachte ich auf. „Wie dem auch sein, ich leg dann mal auf und mach mich auf den Weg zu euch."

„Mach das, ich warne so lang schon mal die anderen vor."

„Guter Plan, also bis gleich." Und schon hörte ich nur noch ein Tuten in der Leitung. Also wagte ich mich auch zu Mia und Alice aufs Eis.

„Mit wem hast du telefoniert?", wollte Mia natürlich sofort wissen.

„Mit Becci", antwortete ich. „Sie meinte, dass sie auch gleich noch kommt."

Vor lauter Freude wäre Mia fast der Länge nach auf dem kalten Untergrund gelandet, aber bevor das passierte konnte sie sich gerade noch so an der Bande abfangen. Als wir endlich eine Runde geschafft hatten, ohne das jemand ins Straucheln kam betrat auch Becci die Eisfläche. Dicht gefolgt von einem sehr unsicher wirkendem Kev. Das Bild war einfach zu gut.

Nach einem schnellem Seitenblick, ob Alice Mia gerade genug Sicherheit bot, legte ich einen kleinen Sprint zu den beiden Neunankömmlingen hin. Kurz vor Kev bremste ich scharf ab, was diesen so sehr erschreckte, dass er sich sofort panisch an die Bande klammerte.

„Hallo ihr zwei", grinste ich die Beiden schließlich an. Von Becci bekam ich ein breites Grinsen zurück. Von Kev kamen nur ein paar gemurmelte Flüche.

„Komm mit wir unternehm'n was. Des wird sicher lustig. Wer's glaubt."

„Becci", wackelig kam Mia auf uns zugefahren und konnte sich tatsächlich selbst ausbremsen, bevor sie gegen das Bein meiner besten Freundin geprallt wäre.

„Na hallo du", grüßte Becci die Kleine.

„Kind", stellte Kevin überrascht fest und traute sich zögerlich eine Hand von der Band zu lösen, um sich etwas mehr zu uns zu drehen.

„Du siehst komisch aus. Was hast du da an den Ohren?", skeptisch betrachtete Mia den Mann in unserer Runde.

„Ähh", etwas überfordert konnte Kev nur zurück starren.

„Darf ich vorstellen, das ist meine Nichte Mia, Symons Tochter. Und das ist Kevin Rebeccas Freund", kläre ich die kleine Runde auf, als Alice auch dazu kam.

„Alice, ich bin die Mutter von dem kleinen Wirbelwind hier", stellte diese sich selbst vor.

„Kevin ist also dein Elias", wandte Mia sich an Becci. „Hat er dann auch einen Percy zu Hause?"

Kindliche Fantasie war einfach etwas Tolles. Für Mia hatte sich wohl die Verknüpfung gebildet, dass jeder Freund, denn Becci oder ich hatten eine Katze besaß.

„Nein", lachte Becci auf. „Aber Kev kann wirklich toll Gitarre spielen. Wenn du ganz lieb fragst spielt er dir vielleicht mal was vor."

„Echt? Gitarre? Das will ich hören", begeistert blickte Mia zu Kev auf, der sich immer noch an der Bande festhielt.

„Des lässt sich bestimmt mal einricht'n", brachte er schließlich hervor.

„Du bist nett", stellte Mia fest und schlidderte dann weiter übers Eis davon.

„Siehst du, selbst Mia bekommt das mit dem Schlittschuh laufen auf die Reihe, dann schaffst du das auch", ermunterte Becci ihren Freund und fuhr dabei langsam rückwärts vor ihm her.

Kevin zog sich eher an der Bande voran als das er wirkliche Schritte machte. Aber aller Anfang war nun mal schwer.

„Bei aller Liebe, aber des mach' ich nie wieder mit", murrte dieser nur und schien seine komplette Konzentration auf seine Füße zu richten.

„So wird das nie was", seufzte Becci auf und kurz darauf war sie auch schon hinter Kevin, hatte ihre Hände auf seinen Hüften abgelegt und schob ihn voran.

„Ahh, bist du verrückt?", schrie dieser erschreckt auf. „Ich werde sterben!"

Lachend beobachtete ich die Beiden noch ein bisschen, bevor ich einmal quer durch die Eishallte jagte um Alice und Mia wieder zu finden. Diese machten gute Forschritte. Mia konnte zwar noch nicht allzu schnell fahren, doch sie brauchte keine Hilfe mehr von Alice oder mir.

„Ich glaub du musst Kev mal zeigen wie das geht", im Fahren war ich ein wenig in die Knie gegangen, damit Mia mich auch gut verstehen konnte. „Er kann definitiv noch nicht so gut Schlittschuhlaufen wie du."

„Ich weiß ja nicht", grübelte Mia. „Manche Leute können das einfach nicht lernen. So wie Papa, der lernt es einfach nie."

Alice und ich prusteten los. Ja, mein Bruder war wirklich miserabel im Eislaufen, dagegen wirkte Kevin fast schon grazile. Symon brauchte nur einen Fuß aufs Eis zu setzen, um dann sofort auf allen Vieren zu landen. Und von allein wieder hoch kam er dann auch nicht mehr.

„Du kannst es ja mal versuchen. Vielleicht stellt Kevin sich ja besser an als Papa", versuchte Alice ihre Tochter zu überreden.

„Okay", gab diese schließlich nach.

Also machten wir uns wieder auf den Weg zu Becci und Kev. Dieser hatte sich wohl von Becci überreden lassen von seiner geliebten Bande ab zu lassen. Denn er ruderte gerade sehr spektakulär mit beiden Armen in der Luft herum, nur um dann doch schwungvoll auf seinen vier Buchstaben zu landen.

„Ich glaube du brauchst einen Pinguin", stellte Mia trocken fest.

„Einen was?", fragte Kev verständnislos zurück.

„Das ist eine Anfängerhilfe für kleine Kinder", klärte Becci ihn auf wobei sie in ihrer Stimme einen leicht herablassenden Unterton mitschwingen ließ.

„Ey", beschwerte der Angesprochene sich direkt. „So schlecht bin ich doch au' wieder ned, oder?"

„Naja", gab ich lang gezogen von mir, während Kev wackelig wieder auf die Beine kam. Alice stand nur kopfschüttelnd neben uns.

Ja, manchmal waren wir wirklich ein komisch Haufen.

Kurzes Treffen am TagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt