ACHTUNDZWANZIG

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Kurz vor Feierabend klopfte es an meiner Tür und Elias trat ein. „Na, ist dein neuer Vertrag schon bei dir angekommen?"

„Ja, ist er. Vielen Dank nochmal dafür."

„Nichts zu danken", wank Elias ab und trat zu mir an den Schreibtisch. „Sag mal Malin, hast du heute Abend schon etwas vor?"

„Nicht das ich wüsste."

„Gut, dann hast du jetzt etwas vor."

„Ach ist das so, was denn?"

„Naja, ich dachte mir zur Feier des Tages lade ich dich zum Essen ein", gab Elias zurück und grinste mir entgegen.

„Du bist aber ein spendabler Chef", lachte ich und fuhr meinen PC runter.

„Nein", entgegnete Elias ebenfalls lachend. „Ich bin nur ein Freund, der einer Freundin zur Beförderung gratulieren möchte. Oder hast du etwas dagegen?"

„Natürlich nicht, ich freu mich auf heute Abend."

„Na dann lass uns schnell von hier verschwinden, bevor noch irgendjemand was von mir will und uns damit aufhält."

So kam es also, dass ich mich nur kurze Zeit später in Elias Wagen wieder fand, den er gerade in die Tiefgarage seines Wohnhauses lenkte.

„Ich dachte wir gehen Essen?", wollte ich wissen, als wir seine Wohnung betraten.

„Ich sagte, ich lad dich zu Essen ein", gab Elias als Antwort zurück und grinste mich an.

„Du willst kochen?", meine Stimme hatte einen leicht überraschten Unterton.

„Jap", bestätigte Elias und steuerte in seiner Wohnung angekommen die Küche an.

„Aber du kannst doch gar nicht kochen", entwich es mir, während ich mich an seine Kochkünste in Norwegen erinnerte.

„Ich konnte nicht kochen", verbesserte Elias mich. „Schließlich lebe ich schon 2 Jahre allein hier. Irgendwie musste ich mich ja ernähren." Zu meinen Füßen erklang ein protestierendes Maunzen.

„Okay, hast ja Recht Percy. Ich lebe hier nicht ganz allein", wandte Elias sich an seinen Kater. „Aber du hast noch nie für mich gekocht, also zählt das nicht."

Lachend kniete ich mich zu Percy und begann ihn zu streicheln. Was ihm, seinem Schnurren nach zu urteilen, sehr gefiel.

„Ich finde eure Beziehung echt niedlich", gestand ich und stellte meine Tasche auf einem der Stühle ab.

„Wenn du das sagst", gab Elias zurück. „Aber Percy kann manchmal eine echte Diva sein. Vor allem wenn er Hunger hat."

Als hätte er genau verstanden, was sein Herrchen gerade gesagt hatte blickte Percy ihn mit seinen blauen Augen vorwurfsvoll an und trollte sich dann ins Wohnzimmer.

„Ich glaube jetzt ist er beleidigt."

„Sag ich doch, Diva." Lachend lehnte ich mich an die Küchentheke und beobachtete Elias, wie er diverse Utensilien und Zutaten aus den Schränken kramte.

„Ich dachte mir es gibt Lasagne", sagte Elias und drehte sich halbwegs in meine Richtung. „Das bekomm ich eigentlich relativ gut hin. Außer du hast nicht so lang Zeit, dann könnten wir auch wahlweiße auf Spaghetti ausweichen."

„Lasagne klingt gut", gab ich zurück. „Darf ich dir helfen?"

„Klar, wenn du möchtest kannst du mit scheiden", Elias suchte schon ein weiteres Schneidebrett mit Messer. „Paprika, Karotten oder Zwiebeln?"

„Ich opfere mich und nehme die Zwiebeln", gab ich theatralisch von mir.

„Sehr großzügig", lachte Elias. „Möchtest du was zu Trinken? Ich hab mal gehört es soll gegen die Tränen helfen, wenn man einen Schluck Wein im Mund hat."

„Ich glaub zwar, dass es mit Wasser genauso gut geht, aber gegen ein Glas Wein hätte ich auch nichts."

Kurze Zeit später konnte ich feststellen, dass Elias das Gemüse wirklich erstaunlich souverän schnitt. Zumindest sah es bei ihm deutlich eleganter aus, als bei mir. Die Zwiebeln vor mir waren nämlich äußerst angriffslustig und trotz Wein im Mund flossen die Tränen.

„Ach Pandabärchen, ich hab unsere Zweisamkeit ja auch vermisst. Aber so rührend, dass du weinen musst ist unsere gemeinsame Kochaktion doch auch wieder nicht", gespielt mitfühlend strich Elias mir über die Wange und wischte die Tränen weg.

„Weißt du, ich finde es einfach so ergreifend, dass du tatsächlich kochen gelernt hast", schniefte ich gespielt und reichte ihm die fertig geschnittenen Zwiebeln.

„Ich bin ein absoluter Profi geworden", meinte Elias selbstsicher und beförderte die Zwiebeln in die Pfanne. „Deshalb solltest du auch auf meine Tipps hören. Der Wein war dazu da, um ihn im Mund zu behalten, nicht um ihn zu Trinken."

„Dein Glas ist doch auch leer", gab ich grinsend zurück.

„Ich hab ja auch keine Zwiebeln geschnitten", entgegnete er prompt.

Eine halbe Stunde später befand sich die Lasagne im Ofen und ich mich auf Elias Couch.

„Ich finde deine Wohnung echt toll. Der Ausblick ist wirklich der Hammer", gerade wurde es langsam dunkel und von meinem Platz aus hatte man einen fantastischen Blick über das Lichtermeer der Stadt.

„Das war auch einer der ausschlaggebenden Gründe, warum ich die Wohnung gekauft hab", Elias kam mit unseren, wieder aufgefüllten, Gläsern zu mir. „Also dann, auf deine Beförderung."

„Und auf deine Kochkünste", fügte ich grinsend hinzu.

„Die werden dich überraschen", entgegnete Elias lachend, nachdem wir angestoßen hatten. Damit sollte er tatsächlich Recht behalten, denn die Lasagne schmeckte wirklich hervorragend.

„Ich muss ehrlich zugeben, vor drei Jahren hätte ich dir das nie zugetraut. Aber das war wirklich lecker", zufrieden lehnte ich mich auf dem Stuhl zurück und trank den letzten Rest aus meinem Weinglas.

„In drei Jahren kann sich eben viel verändern", meinte Elias und rückte seine Brille zurecht. Wobei sein intensiver Blick einen angenehmen Schauer über meinen Rücken jagte.

Kurzes Treffen am TagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt