ZWEIUNDVIRZIG

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'Rate mal wer die nächsten zwei Wochen Urlaub hat?' Kaum hatte ich die Nachricht abgeschickt kam auch schon Beccis Antwort.

'Warum sagst du mir das nicht früher? Dann hätte ich mir auch frei nehmen können, um mit dir gemeinsam was zu unternehmen.'

'Ich wusste es ja bis vor ein paar Minuten selbst nicht.'

'Wie kann man denn bitte nicht wissen wann man Urlaub hat?'

'Indem man keinen einreicht, aber trotzdem einen Urlaubsantrag genehmigt bekommt.'

'Hä?' bekam ich als Reaktion zurück. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich definitiv nicht mehr die Zeit hatte das jetzt alles zu tippen. Also aktivierte ich kurzerhand das Mikro-Symbol.

„Sorry, hab nicht mehr allzu viel Zeit deshalb die Memo. Du hast die Story von Wochenende ja bestimmt schon mitbekommen, oder? Ach, warum frag ich überhaupt. Natürlich hast du das schon mitbekommen. Deine Bandmitglieder sind ja schlimmer als jedes Waschweib. Naja, auf jeden Fall war Elias nicht so angetan von der Tatsache, dass die beiden bei mir im Bett gepennt haben. Im Nachhinein auch irgendwie verständlich, deshalb wollte ich heute mit Elias reden. Aber leider kam es nicht wirklich dazu. Und jetzt hab ich einen Urlaub genehmigt bekommen, denn ich gar nicht eingereicht habe. Was wohl heißt, dass Elias mir den Urlaub quasi auf gezwungen hat. Aus dem Weg gehen schön und gut, aber dass er mich für zwei Wochen gar nicht mehr sehen will ist doch ein bisschen übertrieben, oder? Naja, darüber mach ich mir später Gedanken. Vielleicht tauch ich ja dieses Mal bei ihm vor der Tür auf. Dann kann er mir ja nicht mehr ausweichen. Aber jetzt muss ich erstmal los. Abendessen mit Symon und seinen zwei Mädels. Bis dann, hab dich lieb."

Während ich in meine Schuhe schlüpfte wartete ich ungeduldig darauf, dass die Nachricht versendet wurde. Als das endlich passierte schnappe ich mir schnell meine Tasche und meine Jacke, um dann schon fast aus dem Haus zu rennen. Gerade nach so schaffte ich es in die richtige S-Bahn zu hechten.

Nachdem ich wieder einigermaßen genug Sauerstoff in meiner Lunge hatte zog ich mein Handy hervor, auf welchem tatsächlich schon Beccis Antwort leuchtete. "Manchmal bist du auch echt dämlich. Natürlich gefällt Elias sowas nicht. Am Abend küsst ihr euch fast, aber in der Nacht hast du zwei andere Kerle im Bett. Aber das er so heftig reagiert hätte ich auch nicht gedacht. Naja, vielleicht kriegt er sich ja wieder ein und ihr könnt ein klärendes Gespräch führen. Bei dem ihr beiden euch hoffentlich mal zusammen reißt und über eure Gefühle redet. Sonst wird das doch nie was mit euch. Und wenn Elias sich nicht wieder ein bekommt, dann schreib ich ihm einfach wieder einen meiner netten Mails. Aber jetzt erstmal viel Spaß beim Abendessen. Grüß die drei lieb von mir."

Kurze Zeit später wurde mir von meiner vor Freude strahlenden Nichte die Tür aufgemacht und sofort hab sich auch meine Laune ein bisschen.

"Du kommst genau richtig", plapperte Mia direkt los. "Mama hat gerade die Lasagne aus dem Ofen geholt., wenn wir jetzt direkt anfangen zu essen ist der Käse noch schön weich."

"Aber ist das Essen nicht noch zu heiß?", gab ich lächelnd zu Bedenken.

"Nee, das geht schon", wank Mia gestenreich ab. "Du musst einfach nur ein bisschen pusten. Aber nicht zu stark, sonst fällt das Essen ja wieder von der Gabel."

"Lass deine Tante doch erstmal ankommen", unterbrach Alice ihre Tochter, bevor diese erneut Luft holen konnte. "Sie hatte etwas von Symons Cola, jetzt ist sie etwas aufgedreht."

"Merkt man fast gar nicht", lachte ich leicht und ließ mich von Mia auf meinen Sitzplatz ziehen.

"Ich soll euch Grüße von Becci aus richten", fiel es mir wieder ein, als mein Bruder gerade mit diversen Getränken aus dem Keller kam.

"Darf ich ihr Grüße zurück schicken?", wollte Mia wissen und setzt einen treuherzigen Blick auf.

"Na gut", gab ich direkt nach und noch während ich nach meinem Handy suchte, kletterte Mia auf meinen Schoss. "Sollen wir was schreiben, oder möchtest du was sprechen?"

"Sprechen", antwortete Mia direkt und ich aktivierte das Mikrosymbol.

"Hallo Becci, hier ist Mia. Ich wollte dir nur kurz Grüße zurück schicken. Bei uns gibt es jetzt Lasagne. Aber du bekommst nichts ab, weil du nicht hier bist."

Die Memo endete mit einem niedlichen Kichern von Mia, bevor ich sie abschickte.

"Da freut sich Bec-Star bestimmt", meinte Symon, als er sich zu uns an den Tisch setzte.

"So, wenn Mia sich jetzt noch richtig hinsetzt können wir auch schon essen", schwungvoll stellte Alice die Lasagne auf dem Tisch ab.

"Ich sitzt quasi schon, du kannst also schon austeilen. Siehst du Mama", brabbelte Mia drauf los, während sie von meinem Schoss kletterte, um sich auf ihren Platz zu setzen.

Glücklich lächelte ich in die Runde, während Alice die Teller füllte.

Vielleicht war dieser unverhoffte Urlaub gar nicht so schlecht. Jetzt konnte ich immerhin mal wieder mehr Zeit mit meiner Familie verbringen. Ich könnte meine Eltern mal wieder besuchen. Seit ich in die Stadt gezogen war hatten wir uns viel zu selten gesehen.

Und mit Elias würde ich einfach reden sobald sich die Möglichkeit bot. Vielleicht würde ich ja tatsächlich vor seiner Tür auftauchen. Dann konnte er mir wohl eher schlecht ausweichen. Irgendwie würde sich das schon klären lassen.

Kurzes Treffen am TagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt