DREIUNDSECHZIG

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„Witzig. Ich finde deine Vater einfach toll", war Beccis Reaktion als ich ihr von dem letzten Wochenende erzählt hatte.

„Witzig?", fragte ich verständnislos zurück. „Welcher Vater fragt bitte den Freund der Tochter beim ersten Treffen indirekt, ob dieser seine Tochter schon flach gelegt hat?"

„Deiner offensichtlich", lachte Becci mich aus. „Und so wie du es formuliert klingt es echt sehr merkwürdig."

„Im übertragenem Sinne steckte doch nicht anderes hinter der Frage", gab ich zurück.

„Ja schon irgendwie", stimmte Becci mir zu. „Aber Elias hat sich da ja gut raus geredet. Zumindest klang es in deiner Erzählung so."

„Ja hat er eigentlich auch, aber dann kam Mia mit ihrem Kommentar um die Ecke", seufzte ich auf.

„Die Kleine ist einfach Gold wert", amüsierte Becci sich. „Ich stell mir gerade vor wie sie vor Kev steht und ihn auffordert mit mir ein Kind zu bekommen, damit sie einen Spielgefährten hat."

Das selbe Bild formte sich nun auch in meinem Kopfkino und zusammen brachen wir in Gelächter aus. „Okay, du hast Recht", brachte ich schwer atmend hervor. „Dieses Bild ist wirklich Gold wert."

„Wir sollten Mia mal mit zu einer Bandprobe nehme", schlug Becci vor. „Das wäre bestimmt lustig."

„Apropos Band", fiel es mir wieder ein. „Wie kommt ihr mit euren eigenen Songs voran?"

„Bisher eigentlich ganz gut. Aber wir haben noch keinen weitere komplett fertig bekommen", berichtete Becci. „Hier fehlt ein bisschen Text, da fehlten noch die Klavierparts, all sowas eben. Aber wir bleiben dran."

„Na das hoffe ich doch und wehe ich bekomm die Eintrittskarte zu eurem ersten Konzert nicht mit Sonderrabatt."

„Wenn du ganz lieb bist, bekommst du sie vielleicht sogar geschenkt."

Lachend schüttelte ich leicht den Kopf. Meine beste Freundin war einfach eine Spinnerin, aber genau deswegen mochte ich sie so gern. Aus einem spontanem Impuls heraus lehnt ich mich zu ihr und zog sie einmal fest in meine Arme.

„Ich bin wirklich unendlich froh, dass wir wieder in der selben Stadt wohnen."

„Ich auch", gab Becci zu, bevor wir uns wieder von einander trennte, da es an der Tür geklingelt hatte. „Die Pizza ist da."

Während Becci zur Tür sprintete, um die hoffentlich noch warme Köstlichkeit entgegen zu nehmen, suchte ich in ihrem Wohnzimmerschrank schon mal nach Servietten. Wer brauchte schon Teller zum Pizza essen?

Kurze Zeit später war Becci auch schon mit dem großen Karton in den Händen zurück. „Auf einen wunderbaren Mädelsabend", feierlich hielt Becci mir ihr Pizzastück entgegen.

Ich schnappte mir auch eins aus der Pappschachtel und stieß mit ihr an. „Auf einen schönen Abend."

Zu der Pizza hatte sich noch eine Flasche Wein gesellt, oder vielleicht aus zwei. Auf jeden Fall wurde es ein schöner Abend. Auch wenn ich mich nicht mehr ganz so genau an die Gesprächsthemen erinnerte.

Aber ich bin mir sicher, dass sie hoch intellektuell waren und wir damit fast den Friedensnobelpreis gewinnen könnten. Oder wir hatten ein bisschen über die Männer in unseren Leben gelästert. Das durfte man unter besten Freundinnen doch auch einfach mal machen.

Kurzes Treffen am TagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt