ACHT

398 49 2
                                    

„Ich habe keinen Freund", etwas verwirrt musste ich blinzeln. Wie kam er denn plötzlich auf so etwas?

„Oh ach so", verlegen kratzte Elias sich am Hinterkopf. „Und wie ist das dann mit deinem Kind?"

„Was?!"

„Na du hast doch eine Tochter."

„Ähm nein, hab ich nicht. Wie kommst du drauf?"

„Naja nach unserer Reise wurdest du doch von einem Mann und einem kleinen Mädchen abgeholt, dass dich Mama nannte. Und gestern hab ich euch auch zusammen vor dem Büro gesehen."

„Oh ...Oh!", erneut musste ich lachen und als ich Elias verwirrtes Gesicht sah lachte ich nur noch lauter.

„Tut mir leid, aber...", ein erneuter Lachanfall brachte mich dazu eine Pause beim Sprechen zu machen. „Das war nicht meine Tochter."

„Aber du ... also sie... hä?"

„Und der Mann ist auch nicht mein Freund."

In Elias Mimik spiegelte sich pure Verwirrung wider, aber trotzdem um zuckte ein leichtes Lächeln seine Lippen. „Warum nennt dieses Kind ich dann Mama und wer ist der Kerl?"

„Der Kerl ist mein Bruder und dieses Kind meine Nichte. Nach unserer Reise war sie gerade in so einer Phase. Jeder den sie näher kannte und mochte war entweder Mama oder Papa."

„Das erklärt natürlich Einiges", meinte Elias und die Verwirrung war aus seinem Gesicht verschwunden, nur das Lächeln blieb zurück. „Du hast also momentan keinen festen Freund?"

„Nein."

„Und du hast auch kein Kind?"

„Nicht das ich wüsste. Sowas sollte ich ja eigentlich mitbekommen haben."

„Irgendwie schon", lachte Elias auf.

„Außer Amnesie fällt mir zumindest kein Grund ein, warum eine Frau vergessen sollte, dass sie ein Kind hat."

„Soweit ich weiß hast du keine Amnesie. Zumindest ist mir nichts in der Art aufgefallen."

„Ich glaube auch, dass mein Gedächtnis noch intakt ist. Außer du erzählst mir jetzt, dass du die Brille in Norwegen auch schon hattest. Dann müsste ich etwas an mir selbst Zweifel."

„Musst du nicht", meinte Elias lächelnd und schob seine Brille auf seiner Nase wieder etwas weiter nach oben. „Die Brille hab ich tatsächlich erst seit ein paar Monaten. Aber du hast dich in den letzten Jahren kaum verändert. Nur diene Haare sind etwas länger geworden."

„Soll ich das jetzt als Kompliment auffassen?", dachte ich laut, bekam aber dennoch eine Antwort.

„Ja, durchaus", sagte Elias und sofort stieg mir etwas Blut in die Wangen. „Danke."

„Warst du eigentlich nochmal dort, also in Norwegen? Du wolltest doch die Nordlichter sehen."

„Nein, leider noch nicht, bis jetzt hatte ich leider keine Zeit dazu. Aber ich ha es mir fest vorgenommen noch mal nach Norwegen zu gehen. Vielleicht können wir ja noch mal zusammen hochfahren."

„Das klingt nach einer sehr guten Idee. Aber dann nicht wieder mit so einer alten Schrottkiste wie letztes Mal. Ich hatte manchmal echt Angst, dass mir das Ding unter dem Arsch wegkracht."

„Ach komm schon, sooo alt war der VW-Bus jetzt auch wieder nicht. Ich hatte zumindest keine Angst, dass er kaputt gehen könnte."

„Nicht mal in dieser einen Nacht, als wir einfach mitten auf der Straße stehen geblieben sind?"

„Okay, in der Nacht vielleicht schon. Aber es hat sich ja dann doch einfach nur um einen leeren Tank gehandelt."

„Norwegen war schon echt eine verdammt gute Zeit, trotz altem Auto und so manchen kleinen Problemen."

Lächelnd stimmte ich Elias zu. Wir waren zwar nur um die zwei Wochen in Norwegen unterwegs, aber diese Zeit wird mir ewig in Erinnerung bleiben.

Von unserer gemeinsamen Reise kamen wir noch auf etliche andere Themen. Ehe wir uns versahen stand auch schon ein Keller vor uns und wollte wissen, ob wir gerne etwas zum Abendessen bestellen wöllten.

„Krass schon so spät", stellte Elias schockiert fest.

„Hast du überhaupt noch Zeit", fragte ich, da Elias irgendwie etwas gehetzt aussah.

„Nein, leider nicht", antwortete Elias leicht zerknirscht. „Aber wir müssen uns unbedingt mal wieder treffen. Moment ... du hast nicht zufällig einen Stift dabei?"

„Nein, heute leider nicht. Aber wenn du mir deine Nummer geben möchtest kannst du sie auch direkt in mein Handy einspeichern."

„Stimmt, wie dumm von mir", meinte Elias und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Also dann, dürfte ich um ihr Mobiltelefon bitten?"

„Nur, wenn Sie mir ihres auch für einige Augenblicke reichen", antwortete ich ebenso formell, musste dann aber kichern.

Nachdem wir unsere Nummern ausgetauscht hatten verließen war gemeinsam das Oxford und machten uns jeweils auf unseren Heimweg.

Trotz der wenigen Zeit, die ich mit Elias verbracht hatte, fühlte es sich direkt wieder an wie früher. Diese gewisse Vertrautheit war einfach immer noch da.

Kurzes Treffen am TagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt