ZWÖLF

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„Guten Morgen Herr Walter“, freundlich grüßte ich den Vizechef, bekam aber nur ein einfaches Nicken zurück. Naja, es war ja auch noch früh am Morgen, da hatte nun mal nicht jeder gute Laune.

In meinem Büro angekommen fuhr ich routinemäßig den PC hoch. Meine ersten drei Monate hier waren echt schnell vergangen. Mittlerweile hatte ich mich fertig eingearbeitet. Nur leider hatte ich nicht allzu viel mit Elias zu tun.

„Hätten Sie kurz einen Moment Zeit für mich?“, Herr Walter war in meiner Bürotür erschienen und hatte eine etwas verkrampfte Mine aufgesetzt. „Natürlich, kommen Sie herein, setzen Sie sich doch.“

„Nein, das geht schon. Ich wollte ihnen nur mitteilen, dass ihre Probezeit in unserer Firma vorbei ist.“ Seine Mine blieb undurchdringlich, versteh einer diesen Mann.

Wollte er mir jetzt eine feste Stelle anbieten, oder mir kündigen? Ich konnte es an seinem Gesicht einfach nicht ablesen.

„Und was heißt das jetzt für mich?“, fragte ich nach, da Herr Walter einfach nicht weiter sprach.

„Das bedeutet, dass Sie ab heute fest angestellt sind. Sobald Herr Thalbach später kommt wird er ihren Vertrag neu aufsetzen.“

Diese Nachricht zu überbringen schien Herr Walter irgendwie nicht zu passen. Kaum dass er zu Ende gesprochen hatte war er nämlich schon wieder verschwunden. Mochte Herr Walter mich etwa nicht? Irgendwie kam es mir im Moment so vor. Aber warum? In den ersten Wochen hatten wir uns eigentlich gut verstanden. Merkwürdig.

Bis zum Mittagessen konnte ich ohne weitere Unterbrechungen arbeiten. Elias schien noch nicht da zu sein. Denn seine beiden Bürotüren waren noch verschlossen, als ich mich auf den Weg in die Cafeteria machte.

„Malin, du glaubst nicht was für ein Gerücht gerade hier im Gebäude die Runde macht“, begann Anna auf mich ein zu reden, kaum dass ich mich mit meinem Essen zu ihr gesetzt hatte.

„Du wirst es mir sicher gleich erzählen.“

„Es heißt einer der Firmenchefs hätte etwas mit einer Angestellten.“

„Ja und, ist das etwa verboten?“ Vielleicht kam ich ja etwas naiv rüber, aber ich fand an dieser Tatsache jetzt wirklich nichts verwerflich.

„Das jetzt nicht unbedingt“, antwortete Anna. „Aber je nachdem um wen es sich handelt könnte man eher von hochschlafen, als von Liebe reden.“

„Du bist schon ein bisschen sensationsgeil, oder?“, lächelnd schüttelte ich den Kopf über meine Freundin.

Am Empfang schien es wirklich nicht interessant zu sein, wenn sie sich so sehr für diese Gerüchte begeistern ließ. Ich konnte noch nicht einmal mit Gewissheit sagen mit welchen Firmen wir uns dieses Gebäude teilten und Anna kannte schon die halbe Lebensgeschichte der Leute.

„Naja“, lächelte Anna und legte ihren Kopf leicht schief. „So etwas ist hier eben schon mal vorgekommen. Und in diesem Fall damals hat sich eine Sekretärin einfach nur hoch gebumst.“

„Und im aktuellen Fall?“, ein bisschen interessierten mich die Gerüchte schon, auch wenn ich die meisten Leute in Bürogebäude nicht kannte.

„Ich hab leider noch nicht heraus gefunden um wen es geht. Aber wenn ich es weiß wirst du eine der Ersten sein, die es erfahren.“

„Danke, sehr freundlich“, lächelte ich Anna an und wollte mich dann endlich meinem Essen widmen, als ich auf einmal von hinten umarmt wurde.

„Herzlichen Glückwunsch zur Festanstellung, dein Vertrag ist so gut wie fertig.“ Ich ließ mich von Elias von meinem Platz hoch ziehen, damit er mich richtig umarmen konnte.

„Ich hab da so eine Ahnung“, murmelte Anna und drehte sich dann zu Elias Begleiter um, welchen ich bisher noch gar nicht bemerkt hatte. „Hey Sie hab ich hier noch nie gesehen. Wer sind Sie?“

„Noel Martin, aber bitte nur Noel. Wenn ich Herr Martin höre fühle ich mich nicht angesprochen, sondern suche den Raum nur nach meinem Opa ab.“

„Kenn ich, also so ähnlich“, lachte Anna. „Aber warum bist du hier?“

„Ich bin der neue Geschäftspartner von Herr Thalbach. Also sieht man sich jetzt wohl öfter“, meinte Noel und zwinkerte ihr scherzhaft zu.

„Den mag ich, dann musst du gut behandeln Malin.“

„Zu Befehl Kommandanten“, lachte ich und stand dabei noch immer neben Elias.

„Ich wollte ihn ja gerade vorstellen, aber das hat er ja schon selbst getan“, meinte Elias. „Aber wir haben jetzt leider ein Meeting.“

„Oh stimmt“, bemerkte Noel. „Ich hoffe man sieht sich wieder meine Damen.“

„Der ist cool“, meinte Anna, als wir wieder allein am Tisch saßen. „Was genau macht ihr nochmal in der Firma?“

„Wir sind ein Künstler-Management.“

„Ahh, na dann kommen hier ja vielleicht noch ein paar so hote Typen vorbei.“

„Am Empfang ist es echt etwas langweilig, oder?“

„Oh ja.“

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Sorry, dass das Kapitel heute so spät kommt. Bin auf einem Zeltlager und hab hier nur an ganz wenigen Stellen Empfang 🙈

Kurzes Treffen am TagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt