EINUNDDREIßIG

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„Mia, vor zehn Minuten hab ich dich doch noch gefragt, ob du auf Klo musst", seufzend ging meine Schwägerin vor ihrer Tochter in die Hocke.

„Da musste ich aber noch nicht", gab diese zurück und trippelte von einem Bein aufs andere. „Aber jetzt muss ich wirklich ganz dringend."

„Süße, du musst noch ein bisschen durchhalten. Hier in der Nähe ist leider keine Toilette", leicht genervt richtete Alice sich wieder auf.

„Ich muss aber sooo dringend", quengelte Mia weiter.

Wir waren für einen kleinen Shopping-Trip zusammen in die Stadt gefahren. Gerade hatten wir das eine Shoppingcenter verlassen um zum Nächsten zu gehen, als Theater los ging.

„Das geht jetzt wirklich nicht Mia, wir müssen noch ein Stück laufen", versuchte ihre Mutter ihr klar zu machen.

„So lang halte ich es aber nicht aus."

„Na dann komm mal mit", ich schnappte mir Mias Hand und bog zielstrebig um die nächste Straßenecke, steuerte auf seins der Hochhäuser zu und betätigte die Klingel. Einen Versuch war es immerhin wert.

„Hallo?", meldete sich eine fragende Stimme an der Sprechanlage.

„Hey, hier ist Malin. Ich hoffe wir stören nicht. Dürfen wir rein?"

„Okay?", die Verbindung brach ab, dafür ertönte aber der Türsummer. Verdutzt schaute meine Nichte zu mir hoch.

„Ich dachte, du musst so dringend, also los."

„Bei wem haben wir uns da gerade selbst eingeladen?", wollte Alice wissen, als wir in Fahrstuhl standen.

„Bei der einzigen Person, von der ich weiß, dass sie in dieser Gegend wohnt", lautete meine Antwort.

Oben angekommen wurden wir schon erwartet. Elias lehnte in seinem Türrahmen und blickte uns interessiert entgegen.

„Hi Elias", zur Begrüßung umarmte ich ihn kurz. „Darf ich vorstellen? Alice, meine Schwägerin und Mia, meine Nichte."

„Hallo", höflich reichte Elias Alice die Hand. „Was verschafft mir diese Ehre?"

„Ich muss mal ganz dringend", meldete Mia sich zu Wort. Sofort trat Elias zur Seite, ließ uns in seine Wohnung und zeigte Mia den Weg.

„Tut mir leid, dass wir Sie so überfallen", entschuldigte Alice sich.

„Ach, das macht doch nichts. So ein Notfall kann schon mal vorkommen", wank Elias ab. „Ich wäre dafür, dass wir uns duzen. So alt bin ich jetzt auch wieder nicht."

„Okay", willigte Alice zögerlich ein, stand aber immer noch etwas verloren in der Gegend rum.

„Ihr könnt die Taschen ruhig abstellen", bot Elias an. „Darf es ein Kaffee zur gezwungenen Shoppingpause sein?"

„Gern", antwortete ich für uns beide und zog Alice mit mir zur Couch, nachdem wir unsere Taschen neben der Garderobeabgestellt hatten.

„Darf es für die junge Dame ein Kaba sein?", wandte Elias sich an Mia, welche gerade aus dem Bad kam. Nach einem fragenden Blick zu ihrer Mutter bejahte Mia diese Frage freudig.

„Das ist also dein Chef?", wollte Alice leise wissen, als Elias in die Küche ging und so nicht alles hören konnte.

„Jup", bestätigte ich und lehnte mich zurück. Der Ausblick von hier war wirklich herrlich und meine Füße freuten sich über die Lauf-Pause.

„Der ist wirklich nicht von schlechten Eltern", grinste Alice mir entgegen, was mich nur zum Lachen brachte. Ein plötzliches Gewicht auf meinem Schoß ließ mich aber verstummen.

Kurzes Treffen am TagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt