DREIZEHN

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„Wurden wir uns eigentlich vorgestellt?", etwas verwundert blieb ich in der Küchentür des Büros stehen.

„Sie heißen doch ... ähm ich meine du heißt Noel, oder?"

„Richtig, aber Ihren Namen habe ich letzte Woche in der Cafeteria nicht mitbekommen."

„Ich heiße Malin Böttcher, aber duzen ist für mich auch völlig in Ordnung."

„Herr Thalbach meinte ich soll mir bei Ihnen ähm dir meine Formulare abholen."

„Das war jetzt aber Absicht", entgegnete ich lächelnd und spiele damit sein Gestammel an.

„Vielleicht", meinte Noel und lächelte zurück.

„Na dann komm mal mit, die Formulare muss ich erst suchen."

„Bist du hier sowas wie die Sekretärin?"

„Eigentlich bin ich die Buchhalterin. Aber weil die Firma noch recht klein ist übernehme ich auch manchmal so ein paar kleinere Jobs. Elias kann ja auch nicht alles machen."

„Aha du bist also per du mit unserem Chef", mittlerweile waren wir in meinem Büro angekommen und Noel lehnte sich interessiert über den Schreibtisch zu mir. „Interessant, ich dachte eigentlich er ist so ein Distanztyp. Er wollte beim Sie bleiben. Vielleicht fehlen mir einfach diese schönen hellbraunen Augen."

„Wir kannten uns schon, bevor ich hier angefangen habe. Hier ist übrigens dien Blätterhaufen."

„Oh wow, ich wusste gar nicht das ich so viel ausfüllen muss. Ich bin damit wohl eine ganze Weile beschäftigt."

„Du kannst es auch mit nach Hause nehmen und mir die ausgefüllte Version in ein paar Tagen wieder bringen. So eilig haben wir es nicht."

„Das klingt doch mal nach einem guten Plan", motiviert stand Noel auf und trat die Formulare lesend auf meine angelehnte Tür zu. „Oh, das ist ja alles in Beamtendeutsch."

Mitten in der Bewegung stoppte Noel und schaute mich bittend an.

„Kann ich Ihnen noch irgendwie behilflich sein?", fragte ich übertrieben formal und brachte mich in eine aufrechte Sitzposition.

„Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir etwas behilflich sein können. Beim fachgerechten ergänzen dieser hoch priorisierten Formularen."

„Komm schon her", musste ich schließlich auflachen. „Ein bisschen Zeit kann ich mir bestimmt noch für dich nehmen."

Das lies Noel sich nicht zwei mal sagen. In einer fließenden Bewegung schloss Noel die Tür hinter sich und setzte sich wieder mir gegenüber an den Schreibtisch.

Ein lautes Klopfen riss uns aus einem Lachflash. „Herein", brachte ich heraus, bevor ich erneut leise kichern musste.

„Du bist ja tatsächlich noch hier. Ich hab Licht unter der Tür hervorleuchten sehen und wollte nur ... oh hallo", Elias stockte als er Noel bemerkte. Dieser saß mittlerweile neben mir um eine bessere Sicht auf die Formulare zu haben.

„Oh schon so spät", bemerkte nun auch Noel. „Wir sind hier ja eigentlich fertig."

„Ja, ich glaube auch", bestätigte ich, während Noel schon dabei war die Formulare ein zu sammeln.

„Ich geh das alles zu Hause nochmal in Ruhe durch und bring es dir dann irgendwann vorbei. Also, man sieht sich."

Damit verschwand Noel durch die offene Tür in der Elias immer noch stand und die ganze Szene beobachtete. „Ihr scheint euch ja echt gut zu verstehen", stellte Elias vorm Türrahmen aus fest und beobachtete mich dabei wie ich meine Sachen zusammen räumte und den PC herunter fuhr.

„Ich pflege einfach nur den Kontakt zu unseren Kunden."

„Ach so nennt man das also heutzutage."

„Was möchtest du denn damit jetzt sagen?"

„Ich habe das Gefühl, dass du genau weißt was ich meine."

„Ich hab nicht mit ihm geflirtet."

„Hab ich dir nie unterstellt", grinste Elias frech.

„Doch hast du, du Flasche", entgegnete ich, trat zu ihm an die Tür und schlug ihm leicht gegen die Schulter.

„Flasche, ernsthaft?", skeptisch zog er seine Augenbraue nach oben, als wir uns gemeinsam auf den Ausgang zu bewegtem. „So betitelst du also deinen Chef?"

„Nein, so nenne ich einen Freund, der mir Dinge unterstellt."

„Dann möchte ich aber wenigstens eine Pfandflasche sein, immerhin hätte ich dann noch einen Restwert."

Lachend betrat ich mit ihm zusammen den Aufzug und wollte ihm gerade etwas erwidern, als mein Handy begann zu klingeln.

„Hey Becci, was gibt es? ... Echt heute, wie cool. Klar versuche ich es ... Nein, eigentlich müsste es klappen ... Du bist echt unmöglich, aber ich kann ihn ja mal fragen ... Wenn du noch lauter redest kann Elias mit hören ... Nein, ich tu nur so, als würde er neben mir im Aufzug stehen ... Ja, mach ich. Bis später Becci."

„Es ging um mich?", interessiert schaute Elias mich an, als wir am Empfang vorbei gingen und das Gebäude verließen.

„Die Band meiner besten Freundin hat heute einen Gig und sie meinte ich soll dich einladen auch zu kommen. Sie möchte dich unbedingt mal kennen lernen."

„Erzählst du etwa so viel von mir?", Elias Stimme hatte einen neckenden Tonfall.

„Bilde dir bloß nichts ein du Flasche", lachte ich zurück. „Becci fragt einfach zu viel. Also was ist jetzt? Hast du heute Abend spontan Zeit?"

„Nein, leider nicht", bedauerte Elias ehrlich. „Aber sag deiner Freundin einen Gruß und dass ich sie auch mal kennen lernen möchte."

„Ich werde es ihr ausrichten. Also dann bis Montag", mit einer kurzen Umarmung verabschiedete ich mich von ihm und machte mich dann auf den Weg nach Hause.

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Da haben wir ja auch endlich die Flasche. Na Elias2990 erinnerts du ich noch an die Unterhaltung aufem Zeltlager. Ich hatte es dir ja versprochen.

Vielen Dank fürs lesen und vielleicht auch fürs liken und kommentieren. Eure A.

Kurzes Treffen am TagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt