VIERUNDFÜNFZIG

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„Malin, wir haben uns ja ewig nicht gesehen", wurde ich freudig von Anna begrüßt, als ich am Montag Morgen das Bürogebäude betrat.

„Das liegt wohl daran, dass erst ich Urlaub hatte und dann du", meinte ich, nachdem ich zurück gegrüßt hatte. „Zumindest hab ich dich letzte Woche nicht gesehen."

„Jap, ich hatte letzte Woche frei", bestätigte Anna. „Hab in der Zeit eigentlich fast nur meine Lieblingsserie noch mal durch gesuchtet. Und was hast du mit deiner freien Zeit angefangen?"

„Wir waren spontan im Urlaub in Norwegen. Ich kann dir gern in der Mittagspause mehr darüber erzählen, aber jetzt hab ich erstmal ein Meeting."

„Dann viel Erfolg und bis nachher."

Im unseren Büroräumen angekommen ging ich erstmal in die Küche. Irgendwie hatte ich heute Nacht nicht so gut geschlafen, wie in den letzten zwei Nächten. Aber der Kaffee, den ich kurz danach in meiner Tasse hatte, würde mir schon über meine Müdigkeit hinweghelfen.

„Oh, du hast Kaffee. Da werde ich ja glatt neidisch", gerade als ich meinen Computer hoch gefahren hatte kam Noel in mein Büro und ließ sich schlaff auf den Stuhl mir gegenüber fallen.

„Brauchst du auch einen?", fragte ich höflich nach.

„Unbedingt", bestätigte Noel gähnend.

Also machte ich mich ein weiteres Mal auf in die Küche, wo ich einen ebenfalls sehr müde aussehenden Elias vorfand.

„Auch noch nicht ganz wach?", fragte ich, worauf hin ich nur ein Gähnen als Antworte bekam. „Dann sind wir schon zu Dritt. Noel pennt in meinem Büro auch gleich wieder ein. Deshalb der Kaffee ihn."

„Oh das kann ja dann ein interessantes Meeting werden, wenn beide Parteien fast am einschlafen sind", grinste Elias und füllte eine weitere Tasse mit der dunklen Flüssigkeit, welche er mir dann hin hielt.

„Na dann mal viel Glück beim nicht Einschlafen."

„Danke, wünsch ich dir auch", grinste ich zurück und wollte gerade die Küche wieder verlassen, als eine Hand auf meiner Hüfte mich stoppte.

„Ich hab dich ja noch gar nicht richtig begrüßt", stellte Elias fest und ehe ich irgendwie darauf reagieren konnte hatte er mir schon einen schnellen Kuss auf die Lippen gedrückt. „Frohes Schaffen."

Elias war schon zwei Schritte in den Flur gelaufen, als wieder Bewegung in meinen Körper kam.

„Das scheint ja ein guter Kaffee zu sein, wenn allein der Duft dir schon so ein Lächeln auf die Lippen zaubert", bemerkte Noel, als ich ihm seinen Kaffee überreichte.

Darauf wusste ich erstmal nichts zu erwidern. Noel hatte sowie so schon einen Verdacht, was Elias und mich betraf. Und ich wusste zwar, das er niemals mutwillig Schaden anrichten würde. Aber ich hatte das letzte Mal, als Gerüchte über uns aufgekommen waren doch noch recht bildlich im Kopf. Dieses Mal wäre ja auch etwas an den Gerüchten dran und irgendwie wollte ich das noch nicht riskieren.

„Erde an Malin?", riss Noels Stimme mich aus meinen Gedanken. „In welcher Parallelwelt warst du denn gerade unterwegs?"

„In einer Welt in der ich jetzt noch schlafen könnte", sprach ich schnell und verdrängte damit das Thema vorerst aus meinem Kopf.

„Oh ja, da wäre ich jetzt auch gern", gab Noel seufzend zu und trank schnell einen Schluck Kaffee.

„Na dann lass uns das Meeting schnell hinter uns bringen. Vielleicht kann ich ja dann noch ein kurzes Schläfchen vor der weiteren Arbeit einlegen", scherzte ich und suchte dabei schon mal die benötigten Dokumente auf meinem Computer zusammen.

„Sowas darfst du?", wollte Noel interessiert wissen. „Naja bei der Beziehung zu deinem Chef ist das ja verständlich."

Abrupt schreckte ich vom Bildschirm hoch, bis ich verstand das Noel sich auf unsere freundschaftliche Bindung bezog, die er zwischen Elias und mir schon oft mitbekommen hatte.

„Ich hab es noch nie ausprobiert, aber auf einen Versuch würde es doch mal ankommen."

„Ich würde dich auch nicht verpfeifen."

„Wie äußerst nett von dir. So jetzt aber mal zu den wichtigen Dingen. Was hältst du eigentlich von Geschäftsreisen."

„Ich bin tendenziell nicht abgeneigt. Erzählen Sie mir mehr", interessiert beute Noel sich etwas nach vorne.

„Ich hätte da so eine Anfrage für ein Werbe-Kooperation", begann ich zu erklären und kurze Zeit später waren wir auch schon in einer regen Diskussion wann, wie, wo und ob wir diese Kooperation in Noels Terminplan unterbringen konnten.

Erst kurz vor der Mittagspause hatten wir endlich alle Themen, die wir auf der Agenda hatten halbwegs ansprechen können. Zumindest soweit, dass wir nicht komplett vor Nichts standen, wenn es dann ans detaillierte Planen gehen würde.

„Es war mir wie immer eine Freude", meinte Noel, nachdem wir das Meeting offiziell beendet hatten. „Überleg dir das mit der Geschäftsreise nochmal. Es wäre wirklich deutlich besser wenn du live dabei bist. Also dann man sieht sich."

Und schon war Noel aus meinem Büro verschwunden. Während ich mich auf den Weg in die Cafeteria machte, dachte ich nochmal über seinen Vorschlag nach. Er hatte ja recht, es wäre einfacher wenn ich mit kommen würde. Aber dafür müsste ich für meine anderen Kunden vorplanen, oder Sie für Notfälle an andere Kollegen verweisen. Was ich eigentlich nicht so gerne tat. Aber in meinem Urlaub hatte es ja auch irgendwie geklappt. Warum sollte es also für diese Reise nicht klappen?

Immer noch grübelnd kam ich schließlich mit meinem Essen bei Anna am Tisch an.

„Jetzt bin ich aber gespannt", meinte diese. „Wenn hast du heute Morgen mit wir gemeint."

„Hmm?", fragte ich etwas verwirrte nach, da Anna mich gerade etwas aus meinem Gedankenkonzept gebracht hatte.

„Wir waren spontan im Urlaub, so hast du es heute Morgen gesagt. Also wer ist wir?", wiederholte Anna ihre Frage, welche mich direkt wieder in ein kleines Dilemma brachte.

Wenn Anna über die Sache zwischen Elias und mir Bescheid wissen würde, wüsste es morgen schon die Hälfte der Leute die hier im Gebäude arbeiteten.

„Ein Freund von mir hatte spontan die Idee nach Norwegen zu fahren und da ich auch frei hatte bin ich mit", erzählte ich und log dabei nicht einmal. Naja, ich ließ einfach ein paar Informationen weg.

„Norwegen", meinte Anna nachdenklich. „Das Land hat mich irgendwie noch nie so wirklich interessiert. Aber ich glaub das liegt daran, dass ich eher der Mensch bin der gern am Stand liegt und sich die Sonne auf den Bauch scheinen lässt."

„Das kann man in Norwegen tatsächlich eher weniger, aber sonst hat das Land doch so Einiges zu bieten", und bevor ich mich versah verbrachte im meine gesamte Mittagspause damit Anna von Norwegen vor zu schwärmen. Aber nach diesen zwei Reisen hatte ich mich tatsächlich ein bisschen in das Land verliebt und eventuell auch in die Person die mit mir unterwegs war.

Kurzes Treffen am TagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt