ACHTUNDDREIßIG

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„Guten Morgen", gut gelaunt spazierte Noel in mein Büro.

„Morgen", verwirrt blickte ich von der Mail, die ich gerade schrieb, auf die Uhr. „Du bist aber früh dran."

„Jup", bestätigte Noel und ließ sich auf den Stuhl mir gegenüber fallen. „Und du bist wohl nicht ganz ausgeschlafen. Das sagen mir zumindest deine Augenringe."

„Sind die wirklich so schlimm?", fragte ich nach, während ich die Mail fertig schrieb und abschickte.

„Hab schon Schlimmere gesehen", wank Noel ab.

„Ich hab so schlecht geschlafen heute Nacht. Kurz bevor der Wecker geklingelt hat hatte ich dann die Tiefschlafphase des Jahrhunderts. Deswegen bin ich zu spät auf gestanden und hatte dann nicht mehr genug Zeit, um mich fertig zu machen", versuchte ich mich zu rechtfertigen.

„Dann ist es doch gut, dass nur ich bei diesem Fotoshooting vor die Kamera muss."

„Ist ja schließlich dein Merchandise. Warum also sollte ich da mit auf die Bilder?"

„Naja, du bist doch meine potentielle nächste Freundin", gab Noel frech grinsend zurück. „Da musst du schon mit auf die Website."

„Hör mir bloß auf mit dem Thema", seufzte ich auf. „Das ist doch schon über einen Monat her."

„Für die kurze Zeit haben wir das aber echt gut in den Griff bekommen. Normalerweise halten sich solche Gerüchte länger. Vor allem wenn sie Bildmaterial zu Bestätigung haben."

„War das gerade ein indirektes Lob, dass ich meine Arbeit gut mache?"

„Jor, schon", antwortete Noel schlicht, hatte aber ein Lächeln auf den Lippen. Was dazu führte, dass ich ebenfalls lächeln musste.

„Hey Pandabärchen hast du schon ...", während er meine Tür öffnete sprach Elias schon und blickte erst auf als Noel ihn mit einem verwunderten „Pandabärchen?" unterbrach.

„Oh ... Noel, Sie sind ja schon hier", stellte Elias ebenso verwundert fest.

Wurde er da etwa gerade rot? Irgendwie sah das ja schon niedlich aus.

„Ja, ich bin schon ein bisschen früher her gekommen. Aber ich kann das Büro natürlich kurz verlassen, wenn Sie allein mit Malin reden wollen", bot Noel grinsend an und zog seine Augenbrauen dabei vielsagend in die Höhe.

„Ähm .. nein, Sie können ruhig bleiben", verlegen richtete Elias sich seine Brille, bevor er weiter sprach. „Ich wollte ohnehin nur wissen, ob die Unterlagen für unseren neuen Geschäftspartner schon vorbereitet sind."

„Ja, die Mail habe ich gerade abgeschickt."

„Perfekt. Dann viel Erfolg bei dem Fotoshooting. Man sieht sich", immer noch mit einem sehr verlegenem Ausdruck verschwand Elias schnell aus meinem Büro.

„Pandabärchen?", wiederholte Noel seine Frage und nun war es am mir rot zu werden.

Verdammt, Elias hatte mich gerade wirklich im Büro mit diesem dämlichen Kosenamen angesprochen. Wenn er das im privaten Umfeld tat, war es ja halbwegs in Ordnung. Aber im Büro ... Obwohl, ich nannte ihn auch immer mal wieder Flasche, auch während der Arbeit.

Aber zwischen Flasche und Pandabärchen war ja wohl ein deutlicher Unterschied. Auch wenn der Name heute wirklich sehr passend war. Wenn ich so an den Anblick dachte, der sich mir heute Morgen im Spiegel geboten hatte.

„Bekomm ich noch eine Erklärung, oder muss ich mir wirklich selbst ausmalen warum ihr beiden gerade rot angelaufen seid?", neugierig beobachtete Noel meine Reaktion und lehnte sich dabei in seinem Stuhl näher zu mir.

„Müssen wir nicht los zum Fotoshooting?", hörte ich eine Stimme sagen, welche fast wie meine Klang. Aber eben nur fast, da sie irgendwie etwas höher war.

„Interessant", war Noels Kommentar zu der Situation, während ich versuchte die Wärme aus meinen Wangen zu bekommen. „Aber ja, wir sollten uns wirklich mal auf den langen Weg zum Shooting machen."

Noel hatte Recht. Der Weg war wirklich lang. Zumindest kam er mir so vor. Da es wirklich nicht einfach war Noels permanente Fragen aus zu weichen. Erst als wir bei der Location ankamen und Noel zusammen mit ein paar Models für das Shooting gestylt wurde hatte ich meine Ruhe.

'Vielen Dank auch, wegen diesem blöden Kosenamen denkt Noel jetzt was weiß ich was von uns beiden.' schrieb ich Elias in einer kurzen Pause.

'Was hast du ihm denn noch erzählt?' kam direkt seine Antwort, oder eher Frage zurück.

'Nichts, ich hab versucht seinen Fragen aus zu weichen. Aber ich glaub, das hat es nicht wirklich besser gemacht.'

'So lang er nicht weiß, dass du deine Wochenenden neuerdings bei mir anstatt bei dir in der Wohnung verbringst kann er ja nur spekulieren.'

'Es war doch nur dieses Wochenende, also übertreib mal nicht gleich, du Flasche.'

'Pfandflasche, wenn ich bitten darf. Ich dachte das hätten wir schon geklärt, Pandabärchen.'

'Du bist echt unmöglich 😅 Ich arbeite dann man weiter. Nicht, dass mein Chef noch sauer auf mich wird.'

'Ach ich glaub nicht, dass der so schnell sauer auf dich wird. Er scheint dich immerhin recht gern zu haben 😉'

'Gut zu wissen. Das beruht nämlich auf Gegenseitigkeit 😊'

„Hier, ich dachte denn könntest du gebrauchen", gerade als ich mich wieder meiner Arbeit widmen wollte wurde mir ein Kaffee vor die Nase gehalten. Müde aus zu sehen hatte also doch auch einen Vorteil, dachte ich mir, bevor Noel weiter sprach. „Nicht, dass du mir hier noch einschläfst und ich deinen Prinzen holen muss, damit er dich wach küssen kann, Pandabärchen."

„Solche Sprüche darf ich mir jetzt ewig anhören, oder?", seufzend trank ich einen Schluck aus dem mitgebrachten Kaffee.

„Aber sowas von", bestätigte Noel fröhlich. „Und jetzt komm, wir können uns die ersten paar Bilder anschauen und entscheiden welche wir haben wollen."

Kurzes Treffen am TagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt