DREIUNDZWANZIG

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„Und das hat er wirklich alles bei sich im Bad?", verwundert schaute Alice mich an.

„Jap", bestätigte ich. „Falls sein weiblicher Besuch es mal brauchen könnte. Seine Mutter hat ihn quasi dazu gezwungen. Naja sie hat zumindest sehr deutlich mit dem Zaunpfahl gewinkt."

„Ist doch auch echt praktisch, immer etwas im Haus zu haben. Ich bring Symon ja nicht mal dazu mir neue Tampons zu kaufen und dein Kerl hat einen halben Drogeriemarkt daheim."

„Er ist nicht mein Kerl."

„Malin, er hat dir den verletzten Fuß verbunden. Du hast bei ihm übernachtet. In seinen Klamotten, die er dir ohne länger darüber nach zu denken gegeben hat. Danach bist du noch den halben Tag bei ihm gewesen und er wollte dich fast nicht heim gehen lassen", zählte die Frau meines Bruders auf und warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu. „Er wollte dich in seiner Nähe haben, sonst hätte er dich nach dem Ball auch einfach nach Hause fahren können. Und du bist bei ihm geblieben, also scheinst du seine Nähe auch zu mögen."

„Vielleicht mag ich auch einfach seinen Mitbewohner", entgegnete ich lächelnd und versuchte auszublenden, dass Alice mit jedem ihrer Worte Recht hatte.

„Mitbewohner?", Alice schaute mich fragend an. „Von dem hast du bisher nichts erzählt. Also ich höre."

„Er hat umwerfend schöne blaue Augen", schwärmte ich übertrieben und musste mich sehr anstrengen, um nicht los zu lachen.

„Wer?", Symon kam zusammen mit Mia, die er gerade vom Kindergarten abgeholt hatte, zu uns ins Wohnzimmer.

„Percy", antwortete ich schlicht, was Symons fragende Mine nicht verschwinden ließ.

„Wer ist Percy?", wollte such Mia wissen, die es sich auf meinem Schoss bequem gemacht hatte.

„Percy ist der Mitbewohner von Elias", erklärte Alice.

„Möchtest du ein Bild von ihm sehen?", fragte ich an Mia gewandt, woraufhin diese heftig nickte. Also zog ich mein Handy aus der Tasche und drehte es so, dass nur Mia das Bild betrachten konnte. „Der ist toll, oder?"

„Total", bestätigte Mia breit lächelnd. „Darf ich auch so einen haben?"

„Elias Mitbewohner verdreht meiner Schwester und meiner Tochter den Kopf", stellte Symon überrascht fest. „Also den möchte ich auch mal sehen."

Grinsend reichte ich mein Handy weiter.

„Das ist ja eine Katze", lachte Alice auf.

„Ich hab nie etwas anderes behauptet", verteidigte ich mich immer noch grinsend.

„Du wolltest nur vom Thema ablenken", beschuldigte Alice mich. Ertappt.

„Moment mal", schaltete mein Bruder sich ein. „Warum hast du überhaupt ein Foto von dieser Katze?"

„Weil sie am Wochenende bei Elias geschlafen hat", klärte seine Frau ihn auf, was die Frage zwar nicht beantwortet, aber das schien nun nebensächlich.

„Wie bitte? Malin, er ist dein Chef."

„Ich habe nur bei ihm geschlafen, nicht mit ihm." Diesen Satz hatte ich wirklich schon häufiger verwendet, wenn sich das Gespräch um Elias drehte.

„Ich möchte die Katze mal streicheln", meinte Mia, als Symon mir mein Handy zurück gab.

„Das lässt sich bestimmt mal einrichten", entgegnete Alice ihrer Tochter. „Wir besuchen Elias und Percy sicherlich irgendwann mal in ihrer Wohnung."

„Was willst du denn damit jetzt andeuten?"

„Ich denke, dass weißt du ganz genau."

„Meine Schwester und ihr Chef", mischte sich jetzt auch Symon schmunzelnd wieder ein. „Das ist ja fast so wie in einem deiner Bücher, Schatz."

„Nein", lachte Alice auf. „Das ist noch viel besser. Ich kann es immerhin live miterleben."

„Schön, dass euch mein nicht vorhandenes Liebesleben so sehr unterhält."

„Was bedeutet das? Liebesleben?", Mia dreht sich fragen zu mir um.

„Das erklär ich dir erst wenn du 18 bist", antwortete mein Bruder direkt und fügte noch ein gemurmeltes: „Wenn überhaupt", hinzu, was Alice und mich zum Lachen brachte.

„Aber jetzt genug von Elias", beendete ich das Thema. „Eigentlich bin ich ja für einen Spieleabend aus der wunderschönen Stadt zu euch raus gefahren."

„Jetzt tu doch nicht so als wäre dieser Vorort die Wildnis", warf Symon mir vor. „Du konntest immerhin mit der S-Bahn her fahren."

„Ja, ja genug geredet. Wie wäre es mit Uno?", wandte ich mich hauptsächlich an Mia.

„Au ja", diese sprang sofort freudig von meinem Schoss, um das Spiel zu holen.

Kurzes Treffen am TagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt