FÜNFUNDSECHZIG

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„Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich, naja oder eher noch schöne Nacht. Was wünscht man um 4 Uhr morgens?“, Noel lächelte mir fröhlich entgegen, als er zu mir ins Taxi stieg. „Oh wie ich sehe kannst du diese Wünsche gerade sehr gut gebrauchen. Schlechte Nacht gehabt?“

„Noch schlechter“, gab ich müde nickend zu. „Aber ich hab ja gleich im Flugzeug genug Zeit um den verlorenen Schlaf nach zu holen.“

„Freut mich übrigens sehr, dass du dich doch noch dazu entschieden hast mit zu kommen“, meinte Noel, als das Taxi sich Richtung Flughafen aufmachte. „Es kam zwar etwas überraschend, aber es freut mich.“

„Es war auch eher eine spontane Entscheidung“, müde lehnte ich meinen Kopf nach hinten an die Kopfstütze und hatte die Augen nur noch halb offen.

Nachdem ich gestern Abend versucht hatte mich mit einer großen Packung Eis und extrem lauter Musik wieder etwas zu beruhigen, hatte ich den Kampf mit meinem Drucker auf mich genommen. Um das Flugtickte, welches ich mir noch im Büro mit unserer geschäftlichen Bankverbindung gekauft hatte, aus zu drucken. Eigentlich hätte ich das auch noch im Büro machen können, aber von dort wollte ich einfach nur schnellst möglich weg.

Die halbe Nacht lang hatte ich dann grübelnd vor meinem Kleiderschrank gestanden und mir Gedanken darüber gemacht, was ich für diese Geschäftsreise einpacken musste. Immerhin konnte es sein, dass ich auch auf den ein oder anderem Pressebild zu sehen sein würde.

Ganz früh am Morgen, oder eigentlich noch mitten in der Nacht, war ich dann schon ins Büro gefahren und hatte Elias den Dienstreiseantrag auf den Tisch gelegt. Normalerweise mussten man diesen ja im Voraus beantragen, aber man konnte ja mal einen Ausnahme machen.

Als dann das Taxi vor meiner Tür stand hatte ich kurz gezögert. Ich beschwerte mich, dass Elias nicht mit mir sprach, flüchtete dann aber quasi nach unserem ersten richtigem Streit. War das nicht irgendwie kontrovers? Aber immerhin hatte er sich nicht mal bei mir gemeldet.

Also war ich doch ins Taxi gestiegen und befand mich nun mit Noel zusammen auf dem Weg nach Amerika, um ihn direkt live vor Ort bei seiner großen Werbekooperation unterstützen zu können.

„Hey Malin“, sacht wurde an meiner Schulter gerüttelt, woraufhin ich mich verschlafen aufrichtete. „Wir sind da und wenn wir unseren Flug nicht verpassen wollen musst du leider kurz wach werden.“

Tatsächlich befanden wir uns schon vor dem Flughafengebäude. Da ich halb Schlafwandelte war es Noel, der mich mehr oder weniger durch den Flughafen leitete.

„Tut mir leid, dass ich gerade so neben der Spur bin“, entschuldigte ich mich als wir durch die Security-Checks waren und nun warteten bis unser Flug aufgerufen wurde.

„Ach macht doch nichts“, wank Noel ab. „Jeder kann doch mal schlecht geschlafen haben. Du pennst jetzt einfach auf dem Flug ein bisschen und sobald wir amerikanischen Boden unter den Füßen haben bist du wieder die perfekt durchgeplante Managerin. Da bin ich mir ganz sicher.“

„Das ist lieb von dir“, mehr als ein müdes, aber dennoch sehr aufrichtiges Lächelnd brachte ich nicht zu Stande. Immerhin einer der meine Arbeit würdigte.

Ich war froh, dass wenigstens Noel nicht glaubte, ich hätte meinen Job nur, weil ich meinem Chef schönen Augen gemacht hatte. Noel kannte ja sogar unsere Vorgeschichte und hatte nie auch nur ein abwertendes Wort über Elias und mich verloren. Wofür ich ihm gerade mehr als dankbar war.

Die meistes Zeit des Fluges verschlief ich dann tatsächlich, so das ich bei unserer Landung hell wach war. Was sich als gar nicht so schlecht heraus stellte, da es hier in Miami gerade mal kurz nach 11 Uhr war. Zum Glück war auch mein Gehirn wieder arbeitsbereit, wenn auch eher auf Autopilot.

Das Hotelzimmer, hatte ich mir direkt zusammen mit dem Flug gebucht, darum brauchte ich mich also nicht mehr kümmern. Stattdessen kramte ich eine kleine Zettelsammlung aus meiner Tasche.

„So, wenn ich mich richtig erinnere, hast du jetzt direkt noch ein Kennenlern-Meeting. Danach heißt es ausruhen in Hotel, bevor morgen das erste Werbe-Shooting ansteht“, ratterte ich die ersten paar Punkte herunter.

„Siehst du, ich wusste doch, dass es so ablaufen würde“, lächelte Noel mich an und gemeinsam machten wir uns mit unserem wiedererlangtem Gepäck auf die Suche nach einem Taxi, um zu unserem Werbepartner zu fahren.

Kurzes Treffen am TagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt