VIERZIG

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„Morgen", von der rauen Männerstimme erschreckt fuhr ich hoch und blickte dann einer nackten Brust entgegen. „Sorry ich dachte du seist schon wach, aber weißt du wo mein Shirt abgeblieben ist?"

„Ich glaub in meinem Bad", meine Stimme klang noch wahnsinnig verschlafen, weshalb ich kurz räusperte und erst dann auf die richtige Tür deutete.

„Tut mir übrigens leid wegen gestern. So sollte der Abend eigentlich nicht enden."

Müde rappelte ich mich vom Sofa hoch und tapste Richtung Küche. „Ich glaube du solltest dich eher bei Felix entschuldigen, der hat so gut wie alles gemacht", antwortete ich in Richtung Flur, während ich die Kaffeemaschine zum Leben erweckte. „Brauchst du eine Kopfschmerztablette?"

„Ja, das wäre glaub ganz gut. Danke übrigens fürs Shirt retten", mit verstrubelten Haaren und etwas schief sitzender Brillen erschien Dave im Türrahmen. „Danke eigentlich für alles."

„Man sollte meinen du würdest deine Grenzen kennen, dem war wohl nicht so", grinsend erschien Fox hinter seinem Kumpel und schob sich dann in die Küche. „Morgen Malin. Oh das riecht nach Kaffee, find ich gut."

„Ist der immer so gut drauf am frühen Morgen?", wandte ich mich an Dave, während ich ihm ein Glas Wasser und die Tablette reichte.

„Meistens ja", gähnend ließ dieser seinen Kopf auf meinen Küchentisch sinken, nachdem er das Glas geleert hatte.

„Wie, kein danke Felix, dass du mir so viel Wasser eingeflößt hast und ich jetzt nur ein bisschen Kater hab, anstatt den Schlimmsten der Welt."

„Danke lieber Felix, dass du mir so viel Wasser eingeflößt hast und ich deswegen Malins Toilette voll gekotzt habe", kam es nuschelnd zwischen Daves Armen hindurch.

„Naja, dass lass ich dann mal gelten", lachte Fox amüsiert auf.

„Kaffee", bot ich den beiden an, als die Kanne endlich fertig war.

„Unbedingt", kam es direkt von beiden, was mich müde lächeln ließ.

„Du siehst ziemlich verspannt aus", stellte Felix nach den ersten paar Schlucken fest.

„Ich bin ja auch irgendwann aufs Sofa gewechselt, weil der da", dabei deutete ich auf den schon wieder fast schlafenden Dave. „Sich so verdammt breit gemacht hat."

„Ja, er tritt im Schlaf öfters mal um sich", gab Fox zu bedenken. „Sonst hätten wir locker Platz in deinem Bett gehabt. Danke übrigens, dass du uns hier hast schlafen lassen."

„Alles andere hätte ich ja nicht verantworten können, so dicht wie euer Star-Drummer war", leise musste ich bei der Erinnerung an gestern Nacht kichern.

Auch wenn ich darauf hätte verzichten können dem betrunkenen Dave sein Shirt aus zu ziehen, damit er es nicht vollkotzt. Und wie Felix und ich es dann geschafft haben ihn in mein Bett zu befördern weiß ich gar nicht mehr genau.

Ich war selbst so müde, dass ich wahrscheinlich direkt eingeschlafen bin, als ich die Matratze berührt habe. Und zumindest bis ich einen Fuß im Rücken hatte, hatte ich auch recht gut geschlafen.

„Ich glaub, dass ist deins", müde schob Dave mit das klingelnde Handy neben sich zu.

„Guten Morgen Pandabärchen, na bist du noch gut heimgekommen?", ertönte es am anderen Ende der Leitung.

„Morgen du Flasche", grüßte ich zurück und musste dabei automatisch lächeln. „Entschuldige Pfandflasche natürlich. Gut nach Hause gekommen? Ja. Gut geschlafen? Eher weniger."

„Oh, warum das?"

„Sagen wir mal so, deine Couch eignet sich definitiv besser um darauf zu schlafen, als mein Sofa."

„Warum hast du auch auf dem Sofa gepennt?"

„Mein Bett war leider schon belegt", gab ich mit einem gespielt bösen Blick an die Herren an meinem Küchentisch zurück. „Dave und Fox haben sich darin ziemlich breit gemacht."

„Wohl eher Dave", rief Felix in Richtung Handy. „Ich war ganz brav."

„Du hast mit den beiden in deinem Bett geschlafen?", drang Elias Stimme mit einem undefinierbaren Unterton an mein Ohr.

„Anfangs ja, bis Dave mich regelrecht weg getreten hat. Deshalb bin ich ja auch irgendwann aufs Sofa umgezogen", versuchte ich zu erklären.

„Aha", kam es schlicht von Elias. „Du legst dich also einfach zu irgendwelchen Typen ins Bett?"

Irritiert von Elias Tonfall stand ich auf und ging ins Wohnzimmer, damit die anderen das Gespräch nicht mehr mithören konnten.

„Das sind nicht irgendwelche Typen, sondern meine Freunde", gab ich zurück.

„Und die mussten mit dir im Bett schlagen weil ...?", Elias ließ das Ende seiner Frage offen stehen. Aber langsam machte mich sein genervter Unterton fertig.

„Weil Dave zu betrunken war um, sich selbst und Felix heim zu fahren. Deshalb hab ich den beiden angeboten bei mir zu übernachten. Ich wohn immerhin nicht als zu weit weg von der Bar."

„Aber deshalb hast du dich doch noch lange nicht zu ihnen ins Bett legen müssen", protestierte Elias weiter. „Du hättest die zwei doch aufs Sofa schicken können, oder etwa nicht?"

„Du tust ja gerade so, als hätten wir eine Orgie gehabt", entgegnete ich nun ebenfalls genervt. „Du hast immerhin mit zwei Typen im Bett geschlafen."

„Meine Güte Elias, wir haben doch nur gepennt. Was ist bitte dein Problem? Neben dir hab ich doch auch schon oft geschlafen. Sowohl in Norwegen, als auch bei dir im Bett."

„Das ist doch etwas völlig anderes."

„Ach ja? Ich seh da keinen allzu großen Unterschied."

„Ich schon. Verdammt Malin, du hast mit zwei anderen Kerlen geschlafen."

Meine Güte, wenn man das so hörte könnte man ja fast denken Elias sei eifersüchtig. Bei dem Gedanken musste ich fast kurz auflachen, so abwegig war er. Aber bevor ich noch weiter über so einen Quatsch nachdenken konnte wandte ich mich wieder dem Telefongespräch zu.

„Wir lagen doch nur im selben Bett", rechtfertigte ich mich erneut. „Und das nicht mal die ganze Nacht lang. Was stört dich daran bitte so sehr."

„Das es die zwei waren die neben dir lagen und nicht ich", schrie Elias mich regelrecht an. Bevor ich noch etwas auf diesen Ausbruch erwidern konnte hatte er auch schon aufgelegt.

„Männer, die soll mal einer kapieren", kopfschüttelnd ging ich zurück in dir Küche, wo ich mich missmutig wieder an den Tisch setzte.

„Na Ärger im Paradies?", fragte Fox vorsichtig nach.

„Irgendwie schon, glaube ich zumindest", gab ich zögerlich zurück. „Ich werde aus ihm manchmal einfach nicht schlau."

„Also ich kann verstehen warum Elias nicht allzu angetan war von der Situation", warf Dave ein.

„Schön, dass du es verstehst, aber ich seh noch lange keinen Grund mich an zu brüllen", gab ich leicht zerknirscht von mir.

„Ach Malin", lächelnd wuschelte Felix mir durch die Haare. „Manchmal bist du echt zu niedlich für diese Welt. Natürlich gefällte es einem Mann nicht, wenn die Frau auf die er steht mit zwei anderen Kerlen im Bett liegt. Selbst wenn sie wirklich nur geschlafen haben."

„He, lass das", leicht genervt schlug ich Foxs Arm weg. „Warte mal ... Elias steht auch mich?"

„Aber sowas von", bestätigten mir beide zeitgleich.

„Ich dachte Bec hätte dir das schon begreiflich gemacht", setzte Dave noch hinter her.

Kurzes Treffen am TagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt