Kurzes Treffen am Tag

SIEBENUNDSECHZIG

Nach der kurzen Unterbrechung, wegen mir, ging es mit den Shootings dann produktiv weiter. Für die nächste Location war ein Brunnen irgendwo in der Stadt ausgewählt worden. Als wir dort fürs erste fertig waren verzog sich die gesamte Crew zur Mittagessen.

Gerade als es nach dem Essen in eine kleine Mittagspause überging dachte ich mal wieder daran nach meinem Handy zu schauen. Der Akku war mittlerweile vollständig aufgeladen und ich schaltete den kleinen Stromsauger wieder ein. Kaum konnte ich meinen Homescreen sehen und hatte mich in den Hot-Spot eingewählt, den Noel mir netterweise gab, eskalierten die Nachrichten regelrecht.

„Gibt es irgendwelche Probleme?“, wollte Noel wissen, der sich leicht zu mir herüber gelehnt hatte. „Ich hab nämlich eine Nachricht von deinem Chef auf meinem Anrufbeantworter.“

„Ich weiß nicht was los ist“, gestand ich leicht überfordert. „Mein Handy explodiert sicher gleich vor Nachrichten. Ich muss mir da erstmal einen Überblick verschaffen.“

Ich hatte gefühlt tausende verpasste Anrufe und diverse Nachrichten von verschiedenen Personen.

‘Malin, ernsthaft meld dich zurück. Ich mach mir wirklich Sorgen. Wir können dich nirgends finden.‘ lautete die neuste Nachricht von Becci, die mich mehr als verwirrte. Ich scrollte kurz durch unseren Chat doch fand in ihren Drohungen davor keinen wirklichen Hinweis darauf, warum sie mich suchte und weshalb sie sich Sorgen um mich machte.

Also klickte ich erstmal auf den nächsten Chat, welcher der von Symon war. Wo mir erstmal eine Sprachnachricht entgegen blinkte. ‘Sag mal Schwesterherz, was hast du wieder angestellt? Gerade stand ein völlig aufgelöster Elias vor unserer Tür und hat nach dir gefragt. Ich hab nicht 100% verstanden worum es ging. Aber ihr habt euch gestritten, oder? Elias sucht dich auf jeden Fall und kann dich nicht finden. Wäre glaub ganz sinnvoll sich mal bei ihm zu melden.‘ Die Nachricht war wohl noch von vorgestern Abend.

Elias hatte mich also gesucht? Warum war er dann nicht bei mir aufgeschlagen? Immerhin war ich den ganzen Abend bei mir zu Hause gewesen, bevor ich etwas überstürzt nach Amerika aufgebrochen war.

Aber nun ergaben immer hin die Nachrichten meine besten Freundin auch Sinn. So wie es aussah hatte Elias auch sie auf den Plan gerufen. Also scrollte ich erneut durch den Chat mit Becci.
‘Ey, du dumme Nudel. Melde dich gefälligst bei mir oder Elias. Ich will wissen was da passiert ist.‘

‘Malin, in welches Loch hast du dich bitte verkrochen, dass keiner dich erreichen kann?‘

‘Jetzt antwortet mir nicht mal mehr Elias auf meine Nachrichten. Wollt ihr mich eigentlich alle verarschen?‘

‘WO ZUM TEUFEL STECKST DU?‘

Okay, Elias hatte also bei meinem Bruder und bei meiner besten Freundin nach mir gesucht. Aber warum konnte Becci ihn dann auch irgendwann nicht mehr erreichen. Ich hatte das Gefühl, als würde ein riesiges Fragezeichen über meinem Kopf schweben.

„Sag mal, wie spontan war deine Entscheidung mit zu kommen nochmal?“, sprach Noel mich erneut an.

„Wirklich sehr spontan“, gab ich kleinlaut zu, da ich langsam den Verdacht hatte, dass diese Aktion wohl etwas größere Wellen geschlagen hatte als gedacht. „Wieso fragst du?“

„Naja, die Nachricht von deinem Chef war gerade etwas verwirren“, erklärte Noel. „Er klang irgendwie verzweifelt? Ja, ich glaub das ist das Richtige Wort für diese Stimmlage. Auf jeden Fall wollte er unbedingt wissen, ob du wirklich mit mir in Amerika bist. Was ich ihm gerade mit einer Nachricht bestätigt habe.“

„Sagen wir mal so. Der Dienstreiseantrag lag erst ein paar Stunden vor Abflug auf Elias Schreibtisch“, gestand ich. „Und ich glaube Elias hat ihn etwas zu spät gefunden.“

„Du glaubst?“, nun schaute Noel mich genauso verwirrt an wie ich mich gerade, dank der vielen Nachrichten, fühlte.

„Ich versuch das selber alles noch richtig zusammen zu kriegen, aber anscheinend ist die Info das ich hier bin eventuell etwas unter gegangen.“

„Du bist abgehauen“, schlussfolgerte Noel.

„Ein bisschen vielleicht“, murmelte ich.

„Ein bisschen ist gut“, lachte Noel auf. „Du hast einfach mal eben den Kontinent gewechselt.“

„Ich glaube ich muss dann mal ein paar Leute beruhigen und ihnen erzählen, dass ich nicht entführt und oder ermordet wurde“, überlegte ich halblaut, was Noel noch mehr zum Lachen brachte.

Na immerhin hatte einer hier Spaß. Während wir also zur nächsten Location fuhren schickte ich eine Nachricht an Becci und Symon.

‘Sorry, dass ich mich erst jetzt melde. Mein Akku war leer und ich hab mein Ladekabel vergessen. Mir geht es gut, ich bin mit einem unserer Klienten auf Geschäftsreise in den USA.‘

Prompt erreichte mich Beccis Antwort in Form einer etwas erleichtert, aber auch wütend klingenden Sprachmemo. „Meine Fresse, du kannst mich doch nicht so erschrecken. Ich dachte wirklich dir wäre irgendwas zu gestoßen, nachdem Elias bei mir aufgetaucht ist uns nach dir gesucht hat. Und irgendwann hab ich keinen von euch beiden mehr erreicht. Das hat mich echt fertig gemacht.  Ich weiß zwar immer noch nicht was genau vorgefallen ist und das wirst du mir gefälligst auch alles noch erklären. Aber gerade bin ich einfach nur froh das es dir gut geht."

Als ich auch diese Nachricht angehört hatte klickte ich vorsichtig auf den Chat mit Elias. Mir wurden etliche entgangene Anrufe von ihm angezeigt. Aber er war tatsächlich seit über 9 Stunden nicht mehr online gewesen.

Eine Text Nachricht hatte ich allerding nicht von ihm, nur eine Sprachmemo war zwischen seinen Anrufversuchen eingegangen. „So wie es aussieht willst du gerade nicht mit mir reden. Immerhin ignoriert du alle meine Anrufe. Aber ich muss einfach mit dir reden Malin. Ich weiß, dass das eine sau dumme Aktion von mir war, deshalb werde ich es wieder gut machen. Versprochen."

Verwirrt blickte ich auf mein Handy. War das sowas wie eine Entschuldigung? Und was meinte er mit wieder gut machen?

Die restlichen Shootings bekam ich nur am Rade mit. Meine Gedanken drehten sich mal wieder nur um Elias. Was war bitte nach unserem Streit los gewesen? Ich verstand die Zusammenhänge einfach nicht.