ELF

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„Du hast mir noch gar nicht richtig von deiner Begegnung mit Elias berichtet", die Stimme meiner besten Freundin klang etwas vorwurfsvoll, als sie mir am Abend ihre Wohnungstür öffnete.

„Woher weißt du bitte schon von der Sache heute Morgen?"

"Wie heute Morgen? Ich wollte was von Samstag hören." Beide schauten wir uns leicht verdutzt an. "Ich glaube du hast viel zu erzählen, also jetzt komm endlich rein."

Becci zog mich regelrecht in ihre Wohnung und drückte mich mit sanfter Gewalt auf ihr Sofa. „So und jetzt bitte in chronologischer Reihenfolge."

Also erzählte ich von unserem Treffen im Oxford und unserer Begegnung heute Morgen im Büro. Rebecca hörte aufmerksam zu, gab ab und zu mal einen überraschten Laut von sich, unterbrach mich aber sonst nicht.

„Krass", war ihre erste verbale Äußerung nachdem ich meine Erzählung abgeschlossen hatte. „Das seht ihr euch fast drei Jahre nicht und kaum habt ihr euch wieder gefunden geht ihr auch schon auf Tuchfühlung."

„So kannst du das doch nicht sagen", sofort schoss mir das Blut in die Wangen.

„Aber er hatte doch seine Hand auf deinem Oberschenkel."

„Ja, aber doch nur um zu wissen wie nass meine Hose durch den Kaffee geworden ist."

„Sicher nur deswegen?", Becci wackelte vielsagend mit den Augenbrauen.

„Ach komm hör auf", leicht empört warf ich ein Sofakissen nach ihr und hoffte, dass somit das Thema beendet war. Aber ich hatte mir vergeblich Hoffnungen gemacht.

„Was denn, kann doch sein. Vielleicht ist Elias ja genauso sehr in dich verschossen wie du in ihn", entgegnete Rebecca und warf das Kissen wieder zu mir zurück.

„Ich bin doch nicht in Elias verschossen", wieder schlich sich die Röte in meine Wangen.

„Also nach Norwegen hattest du aber zumindest einen Crash auf ihn. So wie du immer von ihm geschwärmt hast."

„Wir waren eben lang nur zu Zweit unterwegs. Da gab es eben viel von Elias zu erzählen."

„Du hast nicht nur erzählt", stichelte Becci mich weiter. „Du hast geschwärmt."

„Können wir bitte das Thema wechseln?", startete ich einen kläglichen Versuch.

„Du willst doch nur nicht daran denken, dass du auf deinen Chef stehst", grinste meine beste Freundin mich frech an.

„Ich steh nicht auf ihn", verteidigte ich vehement meinen Standpunkt.

„Wir werden ja sehen was aus euch beiden noch wird", zufrieden lächelnd lehnte Becci sich zurück.

„So jetzt habe wir aber wirklich genug über mich geredet. Wie läuft es mit der Band in die du eingestiegen bist?"

„Wahnsinnig gut. Es war wirklich eine der besten Entscheidungen dort ein zu steigen. Eine gute Sängerin hatten die wirklich nötig."

Lachend lehnte ich mich auch zurück. Rebecca war nicht arrogant, auch wenn manche das dachten. Sie war einfach nur selbst sicher, womit manche Menschen nicht umgehen konnten. Ihre Bandkollegen aber allen Anschein nach schon.

„Hoffentlich erschlägst du sie nicht mit deinem Talent", gab ich leicht ironisch von mir.

„Ach was, die haben es wirklich drauf. Vor allem der Gitarrist", in ihren Augen schimmerte es auf einmal sehr verdächtig.

„So, so der Gitarrist also. Ich dachte sonst sind die Drummer immer die Attraktivsten."

„Ach Attraktivität liegt doch auch ein Stück weit im Auge des Betrachters", wank Becci lässig ab und ging nicht wirklich auf meine Andeutung ein.

„Sag mir einfach Bescheid, wenn ihr euren ersten Gig habt. Das muss ich mir unbedingt anhören."

„Wenn du Elias mit bringst."

„Du bist echt unmöglich."

„Aber genau deswegen bin ich doch deine beste Freundin."

„Ja, wahrscheinlich", gab ich seufzend zu und ließ meinen Kopf auf ihre Schulter sinken. „Becci, ich bin echt froh, dass wir wieder in der gleichen Stadt wohnen."

„Ich auch Malin", entgegnete Becci. „Vor allem weil ich deine Reaktionen jetzt wieder direkt sehen kann und nicht nur verzögert über Skype. So kann man dich viel besser ärgern."

„Wer dich als Freundin hat braucht echt keine Feinde mehr", lächelnd knuffe ich ihr in die Seite.

Kurzes Treffen am TagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt