FÜNFUNDZWANZIG

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„Du wirst des nicht glauben", freudig ließ Becci sich auf den Stuhl mir gegenüber sinken. „Wir haben uns mit der Band wieder einen Gig klären können. Dieses Mal sogar eine Nummer größer als Letztens."

„Wow, das ist ja echt toll", versuchte ich mich mit meiner besten Freundin mit zu freuen, was mir nicht so wirklich gelingen wollte.

„Hey, was ist denn los? Stimmt irgendwas nicht?", Becci kannte mich einfach zu gut. Sie merkte sofort, wenn ich mich verstellte. „Eigentlich müsstest du dich doch mehr freuen. Immerhin wollte dein Chef doch mit dir zu unserem nächsten Auftritt kommen."

„Du hast ihn doch jetzt persönlich getroffen, da kannst du ihn ruhig Elias nennen. Außerdem weiß ich gar nicht wie lange er noch mein Chef ist."

„Ich zieh dich doch nur auf ... Moment was? Wie meinst du das denn jetzt?"

„Ach ich weiß doch auch nicht. Vor zwei Wochen war alles noch ganz normal. Er hat mir sogar etwas zugeteilt, dass eigentlich gar nicht zu meinen Aufgabengebiet gehört."

„Ach ja, dieser Messebesuch, oder?"

„Ja denn meinte ich. Aber als ich gestern nach der Mittagspause zurück in mein Büro kam stand dort gerade einer meiner Kollegen und zeigte einer jungen Dame die Räumlichkeiten. Ich habe mir dabei erstmal nichts gedacht, immerhin werden alle Bewerber für die neue Künstlerbetreuer-Stelle im gesamten Büro herumgeführt. Aber als dann der Satz 'Das hier würde dann dein Büro sein' gefallen ist, bin ich hellhörig geworden. Immerhin ist mein Büro recht klein und es steht ja auch nur mein Schreibtisch drin."

„Das ist ja wirklich merkwürdig", stimmte Becci mir zu und verstärkte damit mein Unwohlsein.

„Elias war gestern nicht im Haus, deshalb konnte ich ihn nicht fragen. Aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass er die Buchhalterstelle neu besetzen möchte", sprach ich meine Befürchtungen aus.

„Aber er hätte dir doch davon erzählt. Immerhin ist da ja irgendwas zwischen euch. Da würde er dir doch nicht einfach so, ohne Vorwarnung, kündigen."

„Vielleicht muss er mir ja gerade deswegen kündigen. Es könnte ja sein, dass wieder irgendwelche Gerüchte aufgekommen sind. Das würde seinem Ruf und damit auch der Firma schaden."

„'Nen Abend die Damen", schwungvoll warf Kev sich auf den Stuhl neben Becci, um ihr dann einen Kuss auf die Wange zu drücken. „Was zieht ihr denn für Gesichter? Habt ihr mich etwa schon so vermisst?"

„Malin wird vielleicht gekündigt", eröffnete Becci ihm.

„Wie kommt ihr denn auf so 'nen Mist?" Also erzählten wir Kevin, was sich bei mir im Büro abgespielt hatte.

„Ne, dein Chef wird dich nicht einfach so entlassen", beschloss Kev nach unserer Erklärung uns trank einen Schluck von seinem Bier, das uns zwischenzeitlich gebracht wurde.

„Wie kannst du das so sicher sagen?", wollte meine beste Freundin aufgebracht wissen. „Immerhin gibt es schon eine Neubesetzung."

„Das is doch gar ned 100% sicher", entgegnete Kev und lehnte sich gemütlich zurück. „Außerdem steht der Kerl ziemlich arg auf dich, Malin. Dave kann das bezeugen, der hat euch beiden nämlich zusammen auf diesem Ball geseh'n."

„Ach ja, der Ball. Da hat Elias sich auch irgendwie merkwürdig verhalten", fiel es mir wieder ein.

„Wie, merkwürdig?", wollte Becci natürlich sofort wissen.

„Hast du dich nie gefragt, wie es eigentlich dazu gekommen ist, dass ich mir an dem Abend den Fuß verstaucht habe."

„Ich bin einfach davon ausgegangen, dass Elias nicht sonderlich gut tanzen."

„Nein, daran lag es nicht. Elias ist ein guter Tänzer, wenn er bei der Sache ist."

„Ich schlussfolgere, dass er abgelenkt war", warf Kev ein.

„Exakt", stimmte ich ihm zu. „Er hat nach irgendwem, oder irgendwas Ausschau gehalten."

„Und das hat dann zu deinem verknacksten Fuß geführt", mutmaßte Becci, was ich mit einem Nicken bestätigte.

„Aufmerksamkeit hin, oder her", wank Kev ab. „Der Typ würde dich nie einfach so feuern. Dafür is er viel zu verknallt in dich."

„Na wenn du dass sagst wird es wohl stimmen", versuchte ich zu lachen.

„'Türlich", grinsend warf Kev sich in Pose. „Immerhin bin ich ein Man. Da sollte ich doch wissen wie wir ticken. Außerdem is ja noch gar nix sicher. Bevor du ihn verurteilst solltest du am Montag mal mit ihm reden."

„Was ist das denn? Sinnvolle Ratschläge?", lachte Becci. „Von dir?"

„Ja, manchmal kommt selbst von mir ein sinnvoller Beitrag", gab Kev grinsend zurück. „Auch wenn sowas sehr selten vorkommt. Also genießt diesen privilegierten Moment."

Mit dieser Aussage zauberte Kevin nicht nur Becci, sondern auch mir ein Lächeln ins Gesicht. Irgendwie hatte er so etwas an sich, dass man sich in seiner Gegenwart einfach nie lang schlecht fühlte.

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Frohe Ostern euch allen 🐣🐇🥚

Eure A.

Kurzes Treffen am TagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt