SECHS

438 43 3
                                    

Die erste Woche in meinem neuen Job war wirklich rasend schnell vergangen. Mittlerweile hatte ich mich im Büro wirklich gut eingewöhnt und auch ein paar der anderen Kollegen kennen gelernt. In den Mittagspausen aß ich meistens mit Anna zusammen, wenn sie gerade nichts Wichtiges zu regeln hatte.

Aber mit jeder Stunde die verging wurde ich etwas nervöser. Denn das Wochenende rückte immer näher. Als ich am Freitagnachmittag das Büro verließ konnte ich es immer noch nicht ganz fassen. Morgen würde ich tatsächlich Elias wieder treffen. Elias mit dem ich vor drei Jahren spontan nach Norwegen gefahren war. Und jetzt lebten wir tatsächlich in derselben Stadt und arbeiteten sogar im selben Gebäude.

„Hallo Tante Malin", Symon kam zusammen mit Mia auf mich zu.

„Na, bereit mit uns in den Zoo zu gehen?", meinte Symon, während ich Mia an die Hand nahm.

„Aber klar doch. Ich hab sogar gehört, dass es dort gerade Baby-Pinguine hat."

„Ich liebe Babytiere", freute Mia sich und hüpfte während dem Laufen ein paar Mal hoch.

Gerade als wir in die nächste Straße einbiegen wollten, glaubte ich Elias in einem Taxi erkannt zu haben. Kopfschüttelnd ging ich weiter, merkte aber wie mein Bruder mich von der Seite musterte.

Im Zoo angekommen wollte Mia natürlich sofort zu den Pinguinen, also wurde ich einmal quer durch den Tierpark gezerrt. Tatsächlich konnte man in ein paar der Nester etwas Flauschiges erkennen.

„Mano", schmollte Mia. „Man sieht die Babys ja gar nicht."

„Der Zoo hat doch auch noch mehr Tiere Mia. Lass uns doch einfach noch ein bisschen rumlaufen. Vielleicht finden wir ja noch ein paar andere Babytiere."

„Ja, gute Idee", stimmte Symon mir zu. Also gingen wir drei jetzt etwas langsamer durch den Zoo und versuchten in jedem Tiergehege Babys zu finden. Aber auch so hatte Mia sehr viel Spaß dabei die ganze Artenvielfalt zu betrachten.

Nur mein Bruder schien sich heute nicht so für die Tiere sondern eher für mich zu interessieren. Zumindest warf er mir immer wieder kritische Blicke zu.

„Ist irgendwas?", fragte ich deswegen nach einiger Zeit, während Mia gerade damit beschäftigt war die Schildkröten beim Essen zu imitieren.

„Das wollte ich dich auch schon die ganze Zeit fragen. Irgendwas ist momentan anders. Ist was im Büro passiert?"

„Nein, im Büro läuft es super. Ich habe mich schon recht gut eingewöhnt."

„Was ist es dann? Du hast heute irgendwie so einen nachdenklichen Gesichtsausdruck."

„Über irgendwas muss man doch immer nachdenken", für diese Antwort bekam ich von Symon nur einen weiteren kritischen Blick zugeworfen. „Na gut. Ich dachte ich hätte vorhin jemand gesehen bei dem ich mir eigentlich sicher war, dass er momentan nicht in der Stadt ist. Und jetzt überlege ich eben, ob er es wirklich war. Vielleicht habe ich ja nur irgendwelche Informationen falsch abgespeichert."

„Du kennst jemanden, der in dieser Stadt wohnt?" Toll, ich erzähle meinem Bruder meine Gedanken und bei ihm bleibt nur das hängen.

„Naja, bis Montag wusste ich auch noch nicht, dass ich jemanden aus dieser Stadt kenne, bis auf euch."

„Aha, du hast diese mysteriöse Person also am Montag getroffen."

„Er ist nicht mysteriös."

„Warum sagst du mir dann nicht, um wen es geht? Immerhin kenn ich auch fast alle Menschen, die du kennst."

„Ich habe Elias wieder getroffen."

„Welcher Elias?", Symons Gesicht zeigte deutlich seine Verwirrung. „Momentmal hieß so nicht der Typ mit dem du mir nichts dir nichts nach Norwegen abgehauen bist?"

„Jup."

„Den hast du wirklich wieder getroffen?"

„Jup."

„Und wegen ihm strahlst du also gerade so."

„Ju ... he Moment mal...", Symons Lachen unterbrach mich in meinem Protest.

„Also diesen Elias möchte ich auch mal gern kennen lernen."

„Was ist so lustig Papa?", wollte Mia wissen und drehte sich wieder zu uns. Die Schildkröten waren wohl uninteressant geworden, nachdem sie fertig gekaut hatten.

Kurzes Treffen am TagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt