81

718 28 3
                                        

„Hey, Riley", begrüßte Thomas mich. „Und du bist?" Skeptisch musterte er den Neuankömmling an meiner Seite von seinen Sneakers und den kurzen schwarzen Cargohosen bis hinauf zu seinem rostroten Shirt. Plötzlich fühlte ich mich befangen. Darüber, wie Dawson und mein gemeinsames Auftauchen wirken würde, hätte ich mir vielleicht wirklich mehr Gedanken machen sollen. Im Kopf machte ich mir einen Knoten ins Taschentuch. In Zukunft würde ich ein wenig länger nachdenken, wenn Dawson Einwände gegen etwas erhob.

„Er mag Motorräder, Dad!", antwortete Melissa an Dawsons Stelle begeistert und enthob damit Dawson und mich vorerst einer Entgegnung.

„Melissa, er ist ein Fremder. Was habe ich dir gesagt? Du sollst keine Fremden reinlassen! Wir können uns das Sicherheitssystem sparen, wenn wir jedem die Pforte öffnen." Aus Thomas' leicht erschöpftem Tonfall konnten Dawson und ich schließen, dass die beiden diese Diskussion nicht das erste Mal führten und die Erklärungen offenbar wenig bis gar nicht fruchteten. Auch jetzt hatte Melissa sofort eine passende Entgegnung parat, sah dabei aber ihren Dad betreten an. „Er ist nicht fremd. Er ist doch ein Freund von Riley!"

Um Geduld bemüht fuhr Thomas sich durch seine dunklen Haare. „Wir wissen nicht mal seinen Namen. Also ist er fremd."

„Er heißt Dawson, Dad", feuerte Melissa neunmalklug zurück.

Thomas schnaubte unwirsch und streckte die Waffen. „Na wenn das so ist..." Er wendete sich Dawson zu und streckte ihm die Hand entgegen. „Thomas", sagte er. „Was führt dich also her, Dawson?"

„Die Fotos von Riley. Auf dem Motorrad", leitete Dawson ein und sofort fiel ihm Melissa ins Wort.

„Er will das Motorrad angucken, Dad! Das neue!" Melissa hüpfte aufgeregt von einem Bein auf das andere.

„Na von mir aus. Nur dass es für die Zukunft klar ist: das hier ist kein Museum, Riley", mahnte Thomas und sein Ton nahm eine strenge Nuance an, die mich dazu bewegte, hektisch zu nicken. „Nicht, dass du jetzt ständig irgendjemanden mitbringst!"

„Ich bin nicht irgendjemand", äußerte Dawson vollkommen unbeeindruckt von der Rüge und mit einem leicht aggressiven Unterton. „Riley ist meine Freundin!"
Huch? Und ich dachte, das sei, zumindest vorerst, unser kleines schmutziges Geheimnis. Doch offenbar überwog Dawsons Wunsch sein Revier zu markieren, was vor Thomas, der Ende Dreißig war, vollkommen unnötig war. Alles, was Dawson damit erreicht hatte, war, dass Thomas' Blick abschätzend zwischen uns hin und her wanderte und er die richtigen Schlüsse zog, denn seine Augenbrauen hoben sich so weit, dass sie fast seinen Haaransatz berührten. „Freundin? Na dann!"

Mehr sagte Thomas nicht. Musste er auch nicht. Mimik und Körpersprache sagten genug darüber aus, was er über uns und die Natur unserer Beziehung dachte. Er drehte sich um und bedeutete uns mit einem Kopfnicken, ihm zu folgen.

In der Halle, die ihm als Garage diente, war es kühl und dämmrig und ich warf Dawson einen nervösen Blick zu. Der nahm mich gar nicht wahr. Starr waren seine Augen auf das schwarze Motorrad gerichtet, das etwas abseits aller anderen an der hinteren Wand stand. Aus Dawsons Blick konnte ich nicht ablesen, ob es sich um das Bike seines Vaters handelte, oder nicht. Mit etwas Abstand folgte ich Thomas und Dawson abwartend.

„Das ist sie." Thomas strich über das weiche Leder des Sitzes und begann die PS, den Hubraum und keine Ahnung was noch alles, herunter zu beten. Dawson ging neben dem Bike in die Knie, fuhr über den Motorblock, den Auspuff. Als Thomas mit seinem Monolog zum Ende kam, bemerkte dieser abschließend: „Wunderschön nicht wahr?"

Um Bestätigung heischend ruhten Thomas' Augen auf Dawson.

„Hm, schon", sagte Dawson und blickte den Fotografen von unten herauf an. „Nur leider ist an dem Baby fast nichts original", bemerkte Dawson. Er stand auf und rieb sich den Staub von den Knien.

Finally - Falling for you Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt