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Wir saßen ziemlich lange auf dem Baumstamm, ich gewöhnte mich an das Gefühl, dass Justins Arm um meine Schulter lag und überlegte, was ich zu meinem Date anziehen würde. Er trank sein Bier und schien mit der Welt im Einklang zu sein. Zumindest bis Dawson plötzlich neben uns stand. Sein Blick streifte kurz den Arm, der um meine Schulter lag.

„Riley, ich fahr jetzt nach Hause. Kommst du bitte?"

Tatsächlich benötigte ich einige Augenblicke, bis mein Hirn verstand, dass Dawson beschlossen hatte, dass der Abend für mich enden sollte. Das fand ich jetzt aber schon ein bisschen anmaßend, dafür, dass wir uns dauernd anzickten wie zwei kleine Mädchen.

„Ist nicht nötig. Ich fahr mit Riley zusammen", widersprach Justin, bevor ich meine Meinung laut kundtun musste und das wieder mit Ärger endete.

„In deinen Träumen vielleicht!" Dawson schmunzelte. „Sieh besser zu, dass du selber nach Hause kommst, ohne im Suff vom Fahrrad zu fallen. Um Rileys Sicherheit kümmere lieber ich mich."

„Lass gut sein, Dawson, ich kann auf mich alleine aufpassen!", mischte ich mich nun ein und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. Immerhin ging es hier um mich. Die beiden unterhielten sich, als könnte ich sie nicht hören.

Dawson ahmte meine Bewegung nach, kreuzte nun ebenfalls die Arme vor der Brust. „Wir können ja mal Miles nach seiner Meinung fragen." Um seiner Aussage noch etwas mehr Gewicht zu verleihen, zog er seine Augenbraue hoch. Das hätte ich auch gerne gekonnt. Es wirkte immer unheimlich cool.

„Das wagst du nicht!", zischte ich.

„Du glaubst gar nicht, was ich noch alles wage!" Dawsons Stimme klang ruhig und entspannt, doch die Drohungen, die subtil darin mitschwangen, verkündeten einen ganzen Haufen Stress.

„Wir sehen uns Samstag, Justin", sagte ich leise und als ich aufstand, erhob er sich ebenfalls.

„Schreib mir, wenn du gut zu Hause bist", flüsterte er und drückte mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange.

„Schreib mir...", äffte Dawson ihn nach, als wir zu den Rädern stapften.

„Was ist dein Problem?", brummte ich. „Er ist nur nett zu mir."

„Klar ist er nett. Er will dir auch an die Wäsche!"

Ich lachte auf. „Mir? Als ob!"

Wir hatten die Räder erreicht und ich ging in die Knie und mühte mich, im Dunkeln den Schlüssel in das Schloss zu pfriemeln. Dawson schaltete sein Handy ein und gab mir Licht.

„Riley, du musst wirklich besser aufpassen. Sei nicht mehr so unvorsichtig und schleich dich heimlich weg. Deine Familie würde erst in knapp zwölf Stunden überhaupt merken, dass du nicht in deinem Bett liegst. Niemand hätte sich gewundert, wenn du hier nicht ankommst. Alle hätten angenommen, du konntest dich nicht wegschleichen. Versprich mir, sowas Dummes nicht mehr zu tun."

Seine Stimme klang weich und bittend. Ich blickte auf und sah ihn an. Im bläulichen Schein des Displays wirkte er blass und ernsthaft besorgt. Ich schluckte.

„Mein Dad lag sieben Stunden im Straßengraben, Riley. Erst gegen fünf Uhr morgens wurde er von einem Zeitungslieferanten entdeckt. Meine Mum und ich haben in aller Ruhe geschlafen, während er um sein Leben gekämpft und es schließlich verloren hat."

Ich starrte ihn von Entsetzen gepackt an. Das war wirklich grauenhaft!

„Das wusste ich nicht", gab ich flüsternd zurück. Meine Stimme gehorchte mir nicht wirklich und zitterte leicht.

„Woher auch. Ich rede nie darüber. Aber heute tue ich es, weil die Vorstellung, dass du hilflos irgendwo liegst, Riley, missbraucht oder einfach nur verletzt, weil du gestürzt bist, schrecklich für mich ist."

Finally - Falling for you Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt