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Melissa lachte fröhlich und nahm mich mit an den Pool. Abwesend folgte ich der Kleinen. Wie konnte sie lachen, wo ihre Mum gerade gestorben war. Dawson trauerte nach Jahren noch immer um seinen Dad. Ich verstand das alles nicht.

Ich schlüpfte aus meiner Kleidung und begann mit dem Unterricht. Melissa schwamm ja eigentlich schon recht gut. Aber sie verpulverte zu viel Kraft, weil sie nicht richtig im Wasser lag. Die alte Geschichte mit der Körperspannung. Wenn man senkrecht im Wasser hing, hatte man die Strömungseigenschaften eines Kleiderschrankes. In Gedanken stellte ich eine Liste der Übungen zusammen, die Melissa helfen konnten.

„Ich habe dir den Stick auf die Kleidung gelegt, Riley", riss mich Thomas aus meinen Überlegungen. Ich sah zu ihm hoch und begegnete seinem nachdenklichen Blick. Er setzte sich an den Beckenrand und hängte seine Füße ins Wasser. Aufmerksam beobachtete er die Schwimmkünste seiner Tochter.

„Sie macht das gut", erklärte ich Thomas, behielt Melissa dabei genau im Blick. „Ihr fehlt nur Übung und Ausdauer. Kraft auch ein bisschen. Aber die kommt beim Schwimmen von selbst."

Nach zwanzig Minuten schickte ich die Kleine zum Aufwärmen an den Beckenrand. Sie wickelte sich in ein flauschiges Handtuch und setzte sich auf eine Sonnenliege.

„Der Nächste bitte!" Auffordernd sah ich Thomas an. „Noch nie geschwommen?"

„Als Kind hab ich mal so zehn Züge oder so geschafft."

Ich reichte ihm ein Schwimmbrett, das ich mitgebracht hatte. „Gut, fangen wir einfach bei Null an. Dann sehen wir, wann wir bei eins ankommen."

Er lachte und hörte sich meine Erklärungen an. Kein einziges Mal reagierte er genervt, weil er meinte etwas bereits zu wissen oder zu können. Das Brett vor sich ausgestreckt machte er seine ersten Versuche.

„Die Nase gehört eigentlich etwas tiefer. Du bist keine Badeente, Thomas", korrigierte ich. John behauptete bei den Kursen immer das sei egal, aber ich fand, ein bisschen Stilbewusstsein schadete nicht. Man musste beim Schwimmen doch nicht aussehen, wie eine Taube auf Futtersuche.

„Gut", lobte ich. „Läuft doch." Ich beobachtete Thomas, wie er sich abmühte.

„Achte auf deine Beine. Wenn die noch weiter absinken, kannst du genauso gut laufen, Thomas." Hinter mir kicherte Melissa leise.

„Nicht lachen, besser machen!", sagte ich streng. Melissa presste ihre Lippen zusammen. Ihre Augen funkelten jedoch noch immer.

Nach zwanzig Minuten schickte ich Thomas raus und schnappte mir Melissa für eine zweite Runde.

„Du wolltest doch bestimmt schon immer eine Meerjungfrau sein, oder?"

Hektisch nickte Melissa.

„Die schwimmen aber unter Wasser. Weißt du auch warum?"

„Nein?" Konzentriert biss Melissa auf ihrer Lippe herum. „Nein. Ich glaub nicht, dass ich es weiß", entschied sie sich schließlich.

„Weil es dann nicht so anstrengend ist. Wenn man einmal durch den ganzen Ozean will, muss man seine Kräfte einteilen. Das Problem ist, dass du dir unter Wasser nicht die Nase zu halten kannst. Wenn du dir die nämlich zuhältst, kannst du nur mit einem Arm schwimmen."

„Dann dauert es doppelt so lange", schlussfolgerte das Mädchen altklug.

„Oder im blödesten Fall schwimmst du im Kreis", ergänzte ich.

Den Rest unserer Übungseinheit verbrachte ich damit, Melissa beizubringen, die Luft auszublasen, während sie langsam unter Wasser ging.

Bei Thomas beschränkte ich mich darauf, ihn weiter mit dem Schwimmbrett im Kreis schwimmen zu lassen und dachte mit leichtem Grauen an die Nächsten Tage, an denen ich ihn von dem Hilfsmittel entwöhnen musste. Am besten wäre es, ich würde ihm einen Schwimmgürtel besorgen. So lernten bei uns die Kleinsten. Wir nahmen ihnen ein Pad nach dem anderen vom Gürtel, bis sie nur noch das Band trugen.

Finally - Falling for you Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt