78

587 26 5
                                        

Die vier Wochen waren eine Qual. Sam war alleine. Naja, nicht ganz. Berta, Rourke und Abraham kümmerten sich um sie und Izzie. Aber das nächtliche Stillen und der Haushalt. Das war anstrengend. Wenn wir skypeten und ich ihre Augenringe sah, fühlte ich mich hundeelend.

Aber Sam versicherte mir, alles sei gut, sie käme klar und ich solle es ja nicht wagen, vor Thanksgiving wieder bei ihr aufzukreuzen. Anrufen dürfe ich natürlich jeder Zeit.

Und so kam es, dass ich nach meinen Sommerkursen zu meiner Mum fuhr um meine Tour vorzubereiten.

„Doch erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.", lautet ein alter Spruch und so war es auch in diesen Fall.

Wie betäubt stand ich in der Garage. Starrte auf die Plane, die wie ein Leichensack auf dem Boden lag, statt sich über die Lenkergabel meines Motorrades zu spannen.

„Das ist nicht wahr, oder?", hauchte ich.

„Doch, Dawson. Ich hab die Maschine verkauft." Mums Gesicht war kalt und hart. Ihre Stimme fest und das Ganze kein Scherz.

„Aber du kannst doch nicht...", warf ich ihr vor, wurde aber sofort unterbrochen.

„Wie du siehst konnte ich. Ich lasse nicht zu, dass dieses Ding nach meinem Mann nun auch noch meinen Sohn das Leben kostet! Und wenn ich die Hypothek davon abbezahlen kann, dann umso besser!" Hypothek? Wen interessierte die denn? Mum könnte doch in einem viel kleineren Haus leben!

„Aber ich hab so viel Zeit und Liebe in die Maschine gesteckt..." Mir fehlten die Worte. Ich fühlte mich zu leer und zu ausgehöhlt, um zu begreifen, was hier passiert war.

„Und ich habe jede Minute gehasst, die du in das Motorrad gesteckt hast. Ich hasse dieses Ding mehr als ich es dir sagen kann!"

„Und ich hab es geliebt!"

„Du wirst darüber hinwegkommen, Dawson."

„Nein, nie!", fauchte ich und knallte die Tür zu als ich die Garage verließ. Wütend stapfte ich die Straße runter zu Lio. Eigentlich hatte ich den Abend mit Mum verbringen wollen, ihr Bilder ihrer Enkeltochter zeigen. Das war mir jetzt unmöglich. Mein Gehirn brannte grad in Lichtgeschwindigkeit durch und mein Verlangen nach einer scharfen Klinge war seit Monaten nicht so groß gewesen wie jetzt. Der Schmerz und der Verlust tobten in mir wie ein wütendes, wildes Tier.

Lio hatte genau die richtige Art Ablenkung für mich. Alkohol einkaufen und dann zur Party in die Waldhütte bringen. Dann glühten wir schon mal ein bisschen vor, während wir alles vorbereiteten.

Nach und nach füllte sich die Hütte. Ohne dass ich es bewusst wollte, schielte ich immer wieder zur Tür. Doch egal wie oft ich hinsah, Riley kam einfach nicht.

„Wartest du auf jemanden?", erkundigte sich Lio. Ich zog nur anzüglich eine Augenbraue hoch. Sollte Lio sich doch dazu denken, was er wollte.

Kurz darauf sah ich, wie sich eine schlanke Gestalt durch die Menge bewegte. Glänzende Augen, glänzende Lippen, kein Gramm Pubertätsspeck mehr. Ihr Gesicht wurde von ihren Augen beherrscht. Sam hatte recht behalten: Riley war noch hübscher geworden. Das letzte Mal, als ich sie beim Skifahren gesehen hatte, war sie in einem Stadium irgendwo zwischen Mädchen und Frau festgesteckt. Inzwischen hatte sie den letzten Rest Kindlichkeit völlig verloren und war einfach wunderschön. Ich konnte mich mal wieder gar nicht satt sehen. An ihr. An ihren sanften Kurven, die bei weitem nicht so ausgeprägt waren wie bei Sam, aber trotzdem sehr anziehend waren. Und dann all die nackte Haut, die sie selbstbewusst zeigte. Im Vergleich zu ihrer Schwimmkleidung trug sie viel. Doch für meinen Geschmack deutlich zu wenig. Am liebsten hätte ich sie in eine Decke gewickelt, denn der Einzige, der auf ihren Arsch starrte, war ich nicht.

Finally - Falling for you Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt