In Gedanken noch bei Dawson und der Frage, wie ich mich heute am besten davon stehlen könnte, sperrte die Tür auf und erstarrte in der Bewegung, als mein Blick auf einen mir nur zu gut bekannten Trolley in auffälligem und echt peinlichem Pink fiel.
„Mum?", stellte ich fest und blickte in ein leicht übermüdetes Gesicht.
„Ja, Mum!", bestätigte sie strahlend. „Ich habe einen früheren Flug genommen."
Das war nicht zu übersehen. „War das Dawson, der dich gerade abgesetzt hat?"
„Ja, er hat mich auf dem Weg vom Busbahnhof aufgegabelt. Zum Glück. Mir tun von der Rumlatscherei durch Nashville schon die Füße weh!"
„Freut mich, dass du dich mit Lios bestem Freund besser verstehst. Nach deiner Aktion damals hätte es mich nicht gewundert, wenn er für alle Zeiten auf Abstand bleibt."
Verständnislos sah ich sie an. „Was für eine Aktion?", erkundigte ich mich mit einem unguten Gefühl. Es verstärkte sich noch, als meine Mum lachend Richtung Küche ging.
„Deine Liebeserklärung, Riley! was sonst? Du warst wochenlang das Gesprächsthema Nummer eins. Wer außer meiner Tochter würde mit vierzehn versuchen, den heißesten Studenten weit und breit mit einem Kuss zu bezirzen? Auch Kaffee?", fragte sie über die Schulter.
„Ja, bitte", murmelte ich überrumpelt. Ich brauchte dringend etwas, woran ich mich festhalten konnte. Sie hatte nie ansatzweise erwähnt, dass sie davon wusste!
„Warum hast du nichts gesagt?" Fassungslosigkeit ließ mich wie gelähmt neben der Anrichte erstarren und abwesend beobachtete ich, wie sie meine Tasse mit Kaffee und viel Milch füllte.
„Dein Dad und ich wollten dich nicht noch mehr in Verlegenheit bringen. Und da Dawson unmissverständlich klar gemacht hat, dass er keinerlei Interesse an dir hat, sahen wir keinen Grund einzuschreiten, als die Geschichte sich wie ein Lauffeuer rumgesprochen hat."
Sie reichte mir die Tasse. Dann sagte sie: „Wie sollte ein sechs Jahre älterer Student auch etwas an einem so jungen und unerfahrenen Mädchen finden. In dem Alter hat man ja schon ganz andere Bedürfnisse als ein Teenager. Da spielt sich alles schon auf einer viel mehr körperlichen Ebene ab."
Ihre Aussage ärgerte mich maßlos, denn diesen Eindruck hatte ich nicht gehabt. Im Gegenteil! Dawson war deutlich zurückhaltender als Justin. Und zwar in jeder Hinsicht. Sagen konnte ich dazu jedoch nichts, ohne mich zu verraten.
„Ich war übrigens auf der Polizei. Ich habe deine Aussage unterschrieben und wenn das Ergebnis der Obduktion da ist, bekommen wir Bescheid", wechselte Mum das Thema, nur um Sekunden später zu fragen, wie es in Nashville gewesen war. Nach ein paar einsilbigen Antworten verabschiedete ich mich in mein Zimmer, Mum verschwand im Büro.
Im ersten Stock klopfte ich leise an die Tür von Miles' Zimmer. „Ja?", kam es mürrisch von der anderen Seite. Leises Kichern war im Hintergrund zu vernehmen. Als ich die Klinke herunterdrückte, ließ sich die Tür nicht öffnen.
„Ich sagte ‚ja' und nicht ‚komm rein!'", murrte Miles und wieder hörte ich jemanden kichern. Verdächtig bekannt kam mir das Geräusch vor.
„Ist gut, Miles!", flötete ich. „Und viel Spaß noch!"
„Danke!", ertönte Staceys Stimme. „Werden wir haben! Wenn du endlich von der Tür verschwindest!"
Ich kicherte. Sie hatte recht gehabt. Es war doch entgegen meiner Annahme alles gut gegangen. Mein mutiger Bruder hatte sein Mädchen bekommen.
„Alles entspannt bei uns", schrieb ich Dawson, nachdem ich meine Zimmertür geschlossen hatte.
„Gemeinsames Abendessen? Sieben Uhr an der Kirche?"

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Finally - Falling for you
RomanceBand 1 der "Finally"- Reihe. Die tiefsten Wunden bluten nicht. Schon seit frühester Jugend schwärmt die sechzehnjährige Riley für den attraktiven, aber launischen Dawson, der sie konsequent auf Abstand hält. Der Altersunterschied von sechs Jahren zw...