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„Komm rein, du wirst dich kaputtlachen", prophezeite mir Lionel und ich folgte ihm ins Wohnzimmer. Gerade durch die Tür getreten und schon rempelte mich Riley an, die im Krebsgang rückwärts vor Stacey und Miles flüchtete. Alle drei lachten und johlten und beschimpften einander fröhlich.

„Was ist das denn für ein Kindergarten hier?", fragte ich Riley ziemlich scharf. Riley starrte zu mir hoch, als hätte sie einen Geist gesehen. „Hi", sagte sie schüchtern und richtete sich auf. Etwas irritiert von der Tatsache, dass Lionel, nun ebenfalls im Krebsgang über den Teppich stakste, wendete ich mich wieder an Riley, die mich stumm wie ein Fisch, nein Krebs, ansah.

„Kein Kindergarten. Die neue Teambildungsmaßnahme von Coach Henderson", kicherte Stacey nun vergnügt. „Komm. Mach auch mit. Du kannst der Torwart sein!", schlug sie mir übermütig vor.

„Ganz bestimmt nicht, Stacey. Aus dem Alter bin ich raus." Die hatten doch echt nicht mehr alle Latten am Zaun!

„Na, ich bin lieber im Kindergartenalter als in den Spaßbremsenjahren", sagte Riley achselzuckend und warf ihre langen Haare über die Schulter. Ihre Augen funkelten herausfordernd.

„Ich will jetzt ins Tor!", rief sie ihrem Bruder zu und krabbelte in Windeseile rückwärts auf die Couch zu.

„Jetzt komm schon, Dawson!", forderte mich Lio auf. „Zieh mal den Stock aus dem Arsch und hab ein bisschen Spaß!"

Ich verdrehte die Augen, gab aber schließlich nach. Das war ein geringer Preis dafür, dass ich nicht zu Hause bei meiner Mum sitzen musste. Wenn auch widerwillig, ich zahlte ihn. Scheiß drauf. Und mal im Ernst. Wie schwer konnte es sein, einen kleinen roten Ball an Riley vorbei unter das Sofa zu schießen?

Es war nicht schwer. Es war schlicht unmöglich. Ich hatte genug damit zu tun, nicht ständig rückwärts gegen meinen Teamkollegen Lio zu stoßen. Wenn ich es schaffte, die Verteidigungslinie von Stacey und Miles mal zu durchbrechen, scheiterte ich daran, dass ich den beschissenen Ball einfach nicht an Riley vorbeikriegte. Dabei war die Couch viel breiter als das Mädchen. Diese war aber schnell und wendig auf allen Vieren. Für sie schien es nicht mal anstrengend zu sein, während meine Oberarme ächzten und ich schnaufte wie eine altersschwache Lokomotive.

„Kindergarten, hm?", stichelte sie und lächelte mich über die Schulter hinweg an. In ihrer Hand hielt sie den verfluchten Ball und knautschte ihn munter. Sie warf mir den Ball zu. „Möchtest du es noch mal probieren, oder hast du genug?", provozierte sie mich. Ihr Lippen verzogen sich zu einem verlockenden Lächeln. Ich starrte auf ihre Lippen. Verdammt. Und wie gerne ich es nochmal probieren wollte. Nur leider redete sie von etwas anderem als ich.

„Her mit dem Ball", fordernd streckte ich ihr eine Hand entgegen, während meine Schulter- und Armmuskeln bereits zitterten wegen der ungewohnten Belastung. Heiß war mir auch. Ob das nun an dem bekloppten Spiel lag, oder an ihrem Lächeln, wusste ich nicht ganz sicher. Vielleicht lag die Wahrheit in der Mitte der Möglichkeiten. Riley warf mir den Ball zu und unbeholfen fing ich ihn auf. Sie war Schwimmerin und keine Handballerin. Es musste doch möglich sein, dieses hässliche rote Ding an ihr vorbei zu bekommen. Mein Ehrgeiz war geweckt.

Aber die Wahrheit war: sie war einfach zu fit. Sie musste sich einfach kaum anstrengen und wir anderen hingen wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Erst als wir uns auf „einer gegen vier" einigten, hatten wir Erfolg und ich hatte den Eindruck, dass auch Riley sich ein wenig anstrengen musste. Drei Tore erzielten wir zu viert gegen sie. Und ich hatte ihr Lachen bei jedem Ball, den sie hielt noch immer im Ohr, als wir uns auf die Couch fallen ließen. Ihre Haare waren ein bisschen zerzaust. Die Wangen gerötet. Die Augen leuchteten. Und ich starrte sie an. Sie sah aus wie frisch durchge... Ganz toll, Dawson. Echt super, dieser Gedankengang. Und auch kein bisschen unpassend.

Finally - Falling for you Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt