87

652 28 2
                                    

Der letzte Tag mit Dawson verging viel zu schnell. Gerade hatte ich mich ihm in der Stille des Nationalparks näher gefühlt als jemals zuvor, war mit ihm in der Einsamkeit von Wäldern und Schluchten wie in einer friedlichen Blase geschwebt. Im nächsten Augenblick schlug ich neben einem Grillplatz hart auf dem Boden der Realität auf: nach unserem Abendessen würden wir zurückfahren und dann stand unsere Trennung bevor.

Dawson hatte sich mit der Vorbereitung des Essens unglaublich viel Mühe gemacht. Trotzdem schmeckte ich kaum etwas und ich kämpfte dauernd mit den Tränen. Ich fürchtete mich vor dem Abschied heute noch mehr, als früher davor, Dawson zu begegnen.

„Es ist doch nur für kurze Zeit", versuchte Dawson mich zu trösten. „Sobald ich es einrichten kann, komme ich übers Wochenende her. Vielleicht schon gleich das Nächste. Da ist noch kein Prüfungsstress. Und die Abschlussarbeit kann ich auch schreiben, während du neben mir in der Sonne liegst."

„Das wird nichts. Ich hab am Wochenende schon den ersten Wettbewerb", gab ich bedrückt zurück.

„Dann eben das darauf. Versprochen." Sanft küsste er mich. Dann knabberte er an meinem Hals. „Und denk dran, du bist mein Schokohäschen. Wenn jemand anders an dir knabbert nehm ich das sehr schwer."

„Schokohäschen?", ich lächelte unter Tränen über die Bezeichnung.

„Himmel, Riley. Nun wein doch nicht gleich wieder. Die Zeit wird wie im Flug vergehen. In der ersten Woche ist doch immer so viel los. Dann bist du beim Wettkampf und holst dir lauter erste Plätze und am Freitagabend bin ich schon hier."

Seinen Optimismus teilte ich nicht, bemühte mich aber, tapfer zu sein. „Ich glaube du solltest jetzt gehen. Es wird nicht besser, wenn wir den Abschied hinausschieben."

Einen letzten Kuss später schob Dawson mich von sich.

Mit trübem Blick auf die nächsten vierzehn Tage ging ich nach Hause. Ich war mir sicher, diese würden im Gegensatz zum heutigen Tag kaum vergehen.

Damit sollte ich auch Recht behalten. Den Sonntag verbrachte ich mit dem Fernseher als Gesellschaft und weil ich den ganzen Tag gefaulenzt hatte, litt ich am Abend unter einem Energieüberschuss. An Einschlafen war nicht zudenken. Ich wälzte mich lediglich schlaflos in meinem Bett hin und her. Am Montag erwachte ich gerädert und mit Nackenschmerzen. Ich hatte im Schlaf wohl mein Kissen aus dem Bett geworfen und nun bekam ich dafür die Quittung. Ich konnte beinahe meinen Kopf nicht drehen.

Der Coach verbot mir wegen des steifen Halses das Training und drückte mir das Zeitnehmen der Frischlinge, wie er sie nannte, auf. Die zwölf Mädchen waren wie ein Sack aufgeregter Flöhe. Laut. Unkontrollierbar. Nervig. Inzwischen hatte ich Kopfschmerzen und ich war den Tränen nah.

Der Coach schickte mich schließlich nach Hause. Vorher rieb er mir jedoch den Nacken mit Wärmesalbe ein und gab mir die Tube mit. Das Brennen auf meiner Haut trieb mir die Tränen in die Augen. Vielleicht aber auch der Geruch, den mein verpeiltes Gehirn aus einem mir nicht klaren Grund mit Dawson verband.

Zu Hause rief ich Stacey an, die aber auch keine große Hilfe war. Sie steckte in dem selben Loch der Einsamkeit und nachdem sie mir eine halbe Stunde die Ohren vollgeheult hatte, fühlte ich mich noch mieser. Ich konnte ihr nicht mal erklären, warum ich mich die letzten Tage so rar gemacht hatte, also redete ich mich aufs Training raus und auf den Unterricht mit Melissa.

Dienstag, Mittwoch und Donnerstag watete ich knietief durch mein Elend. Ich konnte noch immer nicht trainieren. Dawson fehlte mir schrecklich. Miles auch.

Freitag stieg ich in den Mannschaftbus und fühlte mich... mies. Thomas wartete auf eine Rückmeldung. Dawson hatte ich bei unseren kurzen Telefonaten nach wie vor nicht auf die Sache mit den Fotos angesprochen. Als ob das nicht reichte, um mich zu beschäftigen, setzte sich zu allem Überfluss im Bus Justin neben mich, um zu fragen, wann wir unser Gespräch führen wollten.

Finally - Falling for you Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt