Mein Körper fühlte sich seltsam fremd an, als ich aufstand. Da war nicht nur dieses merkwürdige verlangende Ziehen in meinem Bauch und die Tatsache, dass meine Haut übersensibel schien. Ich fühlte mich in meiner Hülle anders. Hübscher. Begehrter. Zeit mir darüber Gedanken zu machen, nahm ich mir nicht. Dafür war zu Hause noch genug Zeit. Lieber half ich Dawson, die Kissen und Decken zu verstauen. Jedes Ding hatte seinen Platz. Nur der Grill kam, schmutzig wie dieser war, nicht in die Box zurück. Dawson band ihn mit einem Spanngurt auf der Ladefläche fest.
Schweigend stiegen wir in die Fahrerkabine. Mir graute schon vor dem Rückweg, bevor Dawson überhaupt den Motor angelassen hatte und die Scheinwerfer einschaltete.
„Wirst gleich sehen, bergab ist nur halb so schlimm wie bergauf", beruhigte mich Dawson und tätschelte mein Knie. „Hoch braucht man mehr Schwung. Das kann etwas beängstigend sein. Abwärts besorgt das alles die Schwerkraft. Da rollt der Wagen von selbst."
Beklommen nickte ich und atmete gegen die leichte Übelkeit an, die in mir aufstieg, als der Lichtkegel der Scheinwerfer durch den Wald schnitt und den schmalen abschüssigen Weg beleuchtete. Plötzlich erschien es mir schon wie ein Wunder, dass wir überhaupt den Hang heil hinaufgekommen waren.
Dawson lenkte den Wagen mit höchster Konzentration, sah dabei aber völlig entspannt aus. Gerade so, als wäre er absolut sicher, genau zu wissen, was er tat. Öfter als einmal sah ich zu ihm rüber, vergaß bei seinem Anblick beinahe, wie steil die Böschung rechter Hand abfiel. Doch jedes Mal erinnerte mich das Rumpeln und Holpern der Reifen auf dem unebenen Boden wieder daran, wo wir uns befanden und meine Aufmerksamkeit wanderte zurück zu unserem schmalen Weg. Als wir schließlich an der Jagdhütte ankamen und den mir bekannten Forstweg nahmen, machte ich innerlich drei Kreuze.
„Du hast dich tapfer gehalten", bemerkte Dawson. Ich glaubte ein wenig Stolz in seiner Stimme zu hören.
„Meinst du ich kann dich bis nach Hause bringen oder soll ich dich an der Bäckerei rauslassen?"
„Ich weiß nicht. Ich hab meiner Mum gesagt, ich bin am See. Wie realistisch ist es, dass wir uns zweimal am Tag zufällig über den Weg laufen?"
„Kleine Stadt. Sommer. Wenig Alternativen", zählte Dawson auf. „Denk bis dahin würde uns das jeder abnehmen. Der Abschiedskuss könnte allerdings ein Problem werden. Und ohne den lasse ich dich sicher nicht gehen, Riley."
Wieder landete seine Hand, wie zur Bekräftigung seiner Worte, auf meinem Knie. Wenig später stoppte Dawson auf Höhe der Bäckerei, wo er sogleich aus dem Wagen sprang, um mir die Tür zu öffnen. Diese Geste war altmodisch, gleichzeitig hatte sie etwas einzigartig Liebevolles. Nicht mal mein Dad hielt meiner Mum die Tür auf. Nur Granpa hatte das früher bei Granny gemacht, als er noch selbst fahren konnte.
Dawson schloss die Tür des Pickups und zog mich hinter die Baumgruppe, die die Sitzplätze vor der Bäckerei morgens beschattete. Unter den tiefhängenden Ästen lehnte ich mich mit der Schulter gegen die raue Rinde. Einen Wimpernschlag später lagen weiche Lippen auf meinen.
„Muss ich meine Schokolade anschlecken, oder kann ich mich darauf verlassen, dass sie mir ganz allein gehört?", erkundigte er sich anzüglich zwischen zwei zarten Küssen.
„Ich denke, Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste", hauchte ich und küsste ihn so aufreizend ich es bei meiner mangelnden Erfahrung vermochte.
„Wie du willst, Riley." Er wickelte sich meine langen Haare um das Handgelenk und zog meinen Kopf daran sanft aber bestimmt nach hinten. Mit der anderen Hand öffnete er provozierend langsam die obersten Knöpfe meiner Bluse. Seine Lippen wanderten zielstrebig meinen Hals hinunter über mein Dekolleté und als er sich am Ansatz meiner Brust festsaugte, keuchte ich erschrocken auf. Sein Becken drückte hart gegen meinen Bauch, nagelte mich an dem Baum fest, in dessen Schatten wir uns verbargen.
Rücksichtslos markierte Dawson sein Revier und es fühlte sich unglaublich erotisch an, wie er im Wechsel über die immer gleiche Stelle leckte, sanft knabberte und dann so heftig daran saugte, dass mein Herz ins Stolpern geriet. Meine Haut kribbelte, brannte leicht. Und mein Innerstes brannte ebenfalls. Wie von selbst wühlten sich meine Hände in sein Haar. „Dawson", wimmerte ich leise, von meinen Gefühlen überwältigt. Er hob den Kopf seine grünen Augen verhakten sich mit meinen, bevor er seinen Mund auf meinen senkte und mir mit seiner Leidenschaft den Atem raubte.
Ich küsste ihn mit der gleichen Intensität zurück, vergrub erst meine Nägel in seinem Nacken, dann fuhr ich unter den Saum seines Shirts und entlockte ihm ein heiseres Stöhnen.
Seine Hände umfingen mein Gesicht, wie er es so gerne tat und seine Zunge tanzte mit meiner einen leidenschaftlichen Tango im Takt unserer rasenden Herzen. Mit einem schweren Seufzen löste Dawson sich von mir. „Geh jetzt, Riley, bevor das mit uns ausartet", forderte er. Seine Stimme war heiser und sinnlich. Doch entgegen seiner Forderung senkten sich seine Lippen erneut auf meine. Diesmal nur kurz, dennoch so zärtlich, dass ich beinahe in Tränen ausgebrochen wäre. „Ich werde dich sehr vermissen, Riley", sagte er. Und obwohl wir gerade erst einen Tag lang sowas wie ein Paar waren, glaubte ich ihm aufs Wort, weil ich genauso fühlte. Er war in meinem Herzen, durchdrang meinen Körper, tränkte jeden Atemzug.
„Ich dich auch", wisperte ich gegen seine weichen Lippen, wohlwissend, dass dies die letzten Sekunden für fünf Tage waren.
„Ich ruf dich morgen an", versprach er, als er sich einen halben Schritt entfernte.
„Ich werde darauf warten", antwortete ich voller Zuversicht.
Ein letztes Lächeln, dann war er fort, fuhr nach Hause und ich blieb zurück. Mein Herz wurde schwer, schlang sich um meine Füße wie Blei und nur schleppend ging ich die letzten Meter bis zur Auffahrt.
Bei Miles brannte noch gedämpftes Licht. Sicher war Stacey noch bei ihm. Tränen brannten in meinen Augen. Wie gerne hätte ich Dawson noch ein paar Stunden bei mir gehabt und mich in seine Arme gekuschelt.
Leise öffnete ich die Haustür und zog im Widerschein des im Wohnzimmer flackernden Fernsehers meine Schuhe aus. Mum lag schlafend auf der Couch. Ich schnaubte. Eine ganze Horde Verbrecher hätte hier einfallen können, sie hätte nichts bemerkt. Auf leisen Sohlen erklomm ich den erssten Stock uns schlich weiter ins Badezimmer. Ich hatte die Tür noch nicht ganz geschlossen, da vibrierte mein Handy in meiner Gesäßtasche.
„Bist du gut angekommen?"
Das war etwas freaky. Dann hielt ich mir vor Augen, dass es auch heute niemand bemerkt hätte, wäre ich nicht nach Hause gekommen. Nicht Miles. Nicht meine Eltern. Nur Dawson.
„Habe die Treppe erklommen. Bin unverletzt."
„Schon in den Spiegel geschaut?"
„Nein, du hast mich abgehalten."
Ich tippte auf den Lichtschalter. Die Lampen in der Decke flammten auf und ich trat an den Spiegel. Zuerst stach mir das kleine silberne Herz ins Auge, das um meinen Hals hing. Dann klappte ich den Kragen meiner Bluse zur Seite und schnappte nach Luft.
Direkt oberhalb meines BH-Körbchens hatte Dawson zwei Flecke hinterlassen, die sich überschnitten und beinahe wie ein Herz aussahen und nicht gerade unauffällig waren. Wie oft er das wohl geübt hatte? Ähm, neee. Den Gedanken wollte ich mal lieber gar nicht erst vertiefen.
Mit den Fingerspitzen strich ich über die empfindliche Haut. Erinnerte mich an das Gefühl seiner Lippen an der Stelle. An das Prickeln und die Erregung, die er und seine Küsse, jede seiner Berührungen in mir weckte. Ich müsste jetzt wohl eine Antwort schreiben. Doch ich wusste beim besten Willen nicht, was. Ich war völlig überwältigt von den letzten vierundzwanzig Stunden mit Dawson. Und gerne hätte ich noch mehr Zeit mit ihm verbracht. Doch die Vernunft sagte mir, dass es gut und wichtig war, Dawson mit seinen Freunden loszuschicken, ganz egal, ob ich ihn vermissen würde.
„Ich freue mich darauf, morgen deine Stimme zu hören", textete ich, einer spontanen Eingebung folgend, an Dawson.
„Ich freue mich auch schon auf unser Telefonat. Muss jetzt packen. Schlaf gut."
„Du auch."
Lange starrte ich auf mein Telefon, hoffte insgeheim, auf eine weitere Nachricht, doch es kam keine mehr.
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Finally - Falling for you
RomanceBand 1 der "Finally"- Reihe. Die tiefsten Wunden bluten nicht. Schon seit frühester Jugend schwärmt die sechzehnjährige Riley für den attraktiven, aber launischen Dawson, der sie konsequent auf Abstand hält. Der Altersunterschied von sechs Jahren zw...