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Triggerwarnung!
Wem Selbstverletzendes Verhalten unter die Haut geht, oder wer selbst betroffen ist, liest hier nicht weiter!
♤♤♤„Dawson, ich gehe arbeiten", rief meine Mum die Treppe rauf.
„Okay", krächzte ich. Mir fehlte gerade die Energie, um lauter zu schreien. Entsetzt starrte ich auf die Sauerei im Waschbecken, dann schloss ich die Augen, sah Rileys wunderschöne Augen mit diesen dreihunderttausend winzigen Sprenkeln vor mir.
Drei Tage waren vergangen seit der Party und dem Kuss. Inzwischen war ich nicht mal mehr sicher, ob ihre Lippen meine überhaupt berührt hatten, oder ob ich mir nur wünschte, es wäre so gewesen. Ich hatte keine Ahnung mehr, was ich gefühlt hatte. Fühlen wollte. Fühlen sollte. Fühlen durfte.
Was ich wusste war, dass das Brennen, das ich jetzt spürte real war. Real war auch der Schwindel. Die Übelkeit. Das leichte Zittern. Und das ich abgerutscht war. Buchstäblich und im übertragenen Sinne. Ich griff nach meinem Handy.
„Lio, bitte, kannst du rüberkommen?", fragte ich matt, enttäuscht von mir und der Tatsache, dass ich es nicht geschafft hatte, stark zu bleiben, dem Druck in meinem Inneren Stand zu halten.
„Ich bin grad beim Essen. Gib mir zehn Minuten, okay?", antwortete er schmatzend.
„Okay. Nimm den Schlüssel, ja? Ich kann nicht an die Tür kommen."
„Ist gut", gab er von sich. Dann: „Wieso eigentlich? Was ist los?"
„Komm einfach her, ja?", bat ich ihn eindringlich.
„Dawson? Hast du... fuck, bin gleich da. Riley, aus dem Weg! Mann Stacey, müsst ihr das mitten im Wohnzimmer machen? Wozu hast du ein Zimmer?" Irgendwas klapperte, Lio fluchte erneut, jammerte was von seinem Schienbein.
Stacey schimpfte, Riley lachte im Hintergrund und ich lauschte dem melodischen Klang. Dann war die Leitung tot. Sekunden dehnten sich zu Ewigkeiten, in denen ich auf dem Klo saß und wartete, einen Lappen auf meinen schmerzenden Unterarm presste. Das viereckige Metall am Waschbeckenrand verhöhnte mich. Lockte mich gleichzeitig noch immer.
„Dawson?" Die Badtür flog auf und die dunklen Augen meines Freundes huschten durch das Bad, nahmen das Schlachtfeld in sich auf, dann blies er die Backen auf.
„Hattest du das nicht hinter dir?", fragte er und sah mich besorgt an.
„Mensch, Dawson! Warum rufst du nicht einfach an, wenn es dir Scheiße geht? Du weißt doch, dass ich für dich da bin. Die meisten Dinge sind nicht halb so schlimm wie in deiner Phantasie." Klar, wusste ich es. Ich hatte es auch drei Tage lang geregelt bekommen und war stolz auf mich gewesen. Heute eben nicht mehr.
Nachdenklich griff er nach dem Verbandskasten im Badschrank. „Wobei ich gestehen muss, das hier sah in meiner Phantasie nur halb so dramatisch aus. Dir ist klar, dass es „ritzen" heißt und nicht „amputieren"?"
Nur die unverwüstliche Frohnatur, die vor mir stand konnte über den Dreck noch Scherze machen. Wobei er unter seiner dunklen Haut heute auch ein wenig blasser wirkte als üblich.Er band sich seine Rastazöpfe mit einem von Mums Stirnbändern aus dem Gesicht und schlüpfte in ein Paar der schwarzen Latexhandschuhe, die in unserem Verbandskasten lagen. „Lass mal sehen."
Behutsam entwand er mir den Waschlappen, den ich mir auf den Unterarm drückte und legte ihn am Waschbeckenrand ab, dann drehte er das Wasser auf. Unnachgiebig hielt er mein Handgelenk unter den lauwarmen, weichen Strahl und ich sah zu, wie das Wasser in den Abfluss strudelte und mein Blut mit sich fortspülte. Leider nur das Blut. Nicht meine Gefühle. Meine Ängste oder Sorgen.

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Finally - Falling for you
RomanceBand 1 der "Finally"- Reihe. Die tiefsten Wunden bluten nicht. Schon seit frühester Jugend schwärmt die sechzehnjährige Riley für den attraktiven, aber launischen Dawson, der sie konsequent auf Abstand hält. Der Altersunterschied von sechs Jahren zw...