Teil 33

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Sich der Norm zu widersetzen erfordert Mut.

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Keiner bekam meinen kleinen nächtlichen Ausflug mit. Am nächsten Morgen ging ich ganz normal nach unten in die Küche um mir etwas zu essen zu machen. Mein Dad küsste mich auf die Backe und wünschte mir einen schönen Morgen. Alle Gäste waren zum Glück bereits verschwunden als ich nach unten kam.

Ich bewege mich wie auf Eierschalen durch den Tag. Immer wieder habe ich Angst das der Polizist von gestern meinen Vater kontaktiert. Ich erstarre, wenn ich höre wie mein Vater telefoniert und lausche, wenn es mal an der Tür klingelt. Es ist zum aus der Haut fahren.

Erst als es dunkler wird beginne ich mich langsam zu entspannen. In dem Versuch normal zu wirken lege ich mich auf die Couch und schalte den Fernseher an. Ich zippe durch die Kanäle ohne große Begeisterung. Schließlich bleibe ich bei einer grauenvollen Reality-TV Sendung hängen. Schon nach drei Minuten fühle ich mich verblödet aber ich schalte die nächsten 20 Minuten nicht um.

Gerade, als die Sendung anfängt spannend zu werden, kommt mein Dad ins Wohnzimmer. Er hat Jacke und Schuhe an. Verwirrt mustere ich sein Auftreten. Schwarze Jeans und einen schwarzen Hoddie. Ich muss ihn nicht erst von hinten sehen um zu wissen welcher Hoddie das ist. Meine Stimmung sinkt auf den Tiefpunkt. "Was liegst du hier noch so rum?" fragt er mich verwundert während er seinen Schlüssel und Geldbeutel in den Hosentaschen verstaut.

Mindestens genauso verwirrt schaue ich ihn an. "Eh. Ich...was?" frage ich. Mein Dad schaut mich verständnislos an. "Heute Abend ist ein Treffen. Eric meinte du kommst mit. Er hätte das mit dir geklärt." Ich setze mich auf. "Nein. Da hat er sich wohl geirrt. Ich komme nicht mit. Muss lernen." Ich greife nach der Fernbedienung und schalte den Fernseher aus.

"Nein, kommt nicht in Frage. Zieh dich um wir werden gleich abgeholt." Mein Vater ist schon auf dem Weg aus dem Wohnzimmer. "Nein, warte ich komme nicht mit." Ich stehe auf und folge ihm ärgerlich in den Flur. Mein Vater gibt sich nicht die Mühe sich zu mir umzudrehen. "Ever, ich diskutiere das jetzt nicht. Du kommst mit, es wichtig." "Dad." jammere ich. "Du hattest nie Probleme damit, wenn ich daheimblieb, wieso jetzt?"

"Ich diskutiere nicht weiter. Zieh dich um!" Kurz schaut er über die Schulter zu mir bevor er sich wieder umdreht. Ich verschränke motzig die Arme vor der Brust und weigere mich nach oben zu gehen. "Nein." "Ever." knurrt mein Vater. Ärgerlich dreht er sich zu mir um. Ich sehe in seine verkniffen blauen Augen. Er hat Falten bekommen. Weniger Haare und Augenringe. Jeden Tag verliere ich immer mehr meinen Dad. Ich schlucke. Halte den Blick stand.

"Everleigh. Zieh. Dich. Um." "Warum?" beharre ich. "Weil ich es sage!" herrscht er mich an. Er wischt sich die Hände an seiner Jeans ab. Sein Blick huscht immer wieder umher ohne mir in die Augen zu schauen. Da setzen sich dann zwei Bilder in meinem Kopf zu einem zusammen. "Es ist wegen den Leuten vom Ku-Klux-Klan habe ich recht?" Sobald ich den Klan in den Mund genommen habe wird mein Vater verdächtig rot. "ZIEH DICH JETZT UM!" schreit er mich an. Vor Schreck zucke ich zusammen und für eine Sekunde sieht es so aus als würde mein Vater es bereut zu haben.

Wütend drehe ich mich und stampfe die Treppe nach oben. Auf halben Weg klingelt es an der Tür. Ich beiße die Zähne zusammen, atme durch die Nase tief aus und drehe mich auf dem Absatz um. Mein Dad hat die Hand bereits an die Türklinke gelegt.

"Mum hätte den Scheiß hier niemals gedudelt." Ohne seine Reaktion abzuwarten stürme ich nach oben und feuere mit kraft meine Zimmertür so fest zu, dass die Scharniere wackeln. Ich bin so voller Wut das ich nicht weiß wie ich mit umgehen soll. Ich greife nach dem erst besten Gegenstand und feuere ihn gegen die gegenüberliegende Wand. Mit einem lauten Knall zerspringt das Glas. Ich fühle mich immer noch nicht besser.

Von unten dringen Stimmen zu mir hoch die meine Wut nur noch mehr anstacheln. "EVER!" brüllt mein Vater hoch. Außer mir vor Wut reiße ich meine kompletten Klamotten aus dem Schrank bis ich das hässliche T-Shirt gefunden habe. Sekundenlang starre ich auf das hässliche Rot hinab. In mir streikt alles ihn anzuziehen. Aber ich weiß, sollte ich ihn nicht anhaben würde man mir eine Jacke aufzwingen. Ich bin da unten Machtlos und diese Machtlosigkeit zerfrisst mich.

Eine einzelne Träne kullert von meiner Wange hinunter auf das Shirt. Ich fühle mich so schwach. Ich schaffe es nicht für das einzustehen was ich eigentlich will und das nur weil es nicht den Normen meiner Familie entspricht.

"EVER!" brüllt mein Vater erneut. "ICH KOMME JA SCHON!" brülle ich zurück.

Wenn heute Abend wirklich die Würdenträger diesen Klan da sind und meinem Vater es wichtig ist das ich dabei bin, dann hat meine Erscheinung und mein Verhalten wohl Auswirkungen. Da kommt mir eine Idee. Ich könnte es riskieren eine Blasenentzündung zu bekommen oder Halsschmerzen aber das ist mir gleich.

Schnell krame ich weiter in meinem Schrank umher bis ich das passende Outfit und die Schuhe dazu gefunden habe. Das Shirt werde ich tragen müssen aber zu was ich ihn trage habe immer noch in zu entscheiden.

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"Du holst dir noch den Tod." murrt Eric neben mir. Die Stimmung zwischen uns hat sich nicht verändert. Er meidet mich wo es nur geht. Heute ist der erste Tag seit unserem Gespräch das er gezwungen ist sich mit mir an einem Fleck aufzuhalten. Ich stehe mit hochgeregtem Kinn vor der Halle. Wir sind an der Lagerhalle und überall stehen Autos. Die Leute strömen in kleinen Gruppen auf den Hellerleuchten Eingang zu.

"Das ist unmöglich Ever." meint auch mein Vater. Er meidet den Blick zu mir. Was mir ein kleines Hochgefühl verleiht. Ich stolziere mit meinen hohen Overknees ein paar Schritte vor und drehe mich um laufen um. Heute Abend mache ich meinem Ruf alle Ehre. "Wieso? Ich trage das Shirt und bin hier dabei. Ganz ohne Mosern." sage ich unschuldig. Mein Vater kneift die Augen zusammen und geht weiter knurrend den Weg entlang.

Ich grinse. Wie die Katze aus Alice im Wunderland. Ein kalter Windzug peitscht um mich herum. Ich bekomme Gänsehaut weigere mich aber es zu zeigen. "Du siehst aus..." Ich spüre Eric bösen Blick auf meinem Körper. Eine ganz andere Art von Gänsehaut überzieht meinen Körper. Mich erschauderts. "Heiß aus?" frage ich.

Ich trage zu meinen Overknees Stiefel einen knappen Rock, eine Netzstrumpfhose, roten Lippenstift und ein dünnes Langarmshirt und darüber das verfluchte Shirt das ich mit einem Knoten ein Stück über meinen Bauch festgeknotet habe. Ich sehe gut aus. Wenn auch sehr gewagt. "So sollte keine Frau mit ein bisschen Anstand herumlaufen." Meine Augen gehen zu Schlitzen zusammen. "Wieso nicht?" Eric schaut mich prüfend an. Sein Blick bleibt zu lange an meinen Beinen hängen.

"Weil das widerliche Kerle anlockt und total unseriös aussieht. Du siehst aus als gehörst du auf den Strich! Mein Gott schau dich an, Ever. Du tust dir heute Abend damit keinen Gefallen." "Mir ist so scheiß egal was hier alle von mir halten, das kannst du gar nicht glauben!" fauche ich. Drohend kommt Eric ein paar Schritte auf mich zu. Mit den Schuhen bin ich mit ihm auf Augenhöhe.

"Vorsicht!" zischt er. "Der Einzige der dich heute Abend von Grabschern beschützen kann, bin ich." "Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen, Vielen Dank." Damit drehe ich mich um und stolziere weg. 

The DifferenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt