Du bist der Grund wieso ich weitermache.
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"Huch!" entfährt es mir erschrocken als ich plötzlich am Arm gepackt werde und in eine Ecke gedrängt werde. Mein erster Instinkt ist es um mich zu schlagen aber ich erkenne noch bevor ich sein Gesicht sehe, seinen Geruch. Jetzt schlägt mein Herz aus anderen Gründen schnell.
"Kenan!" entkommt es leicht Atemlos meinen Lippen. Er grinst mich schief an. "Du hättest mich auch bitten mitzukommen und mich nicht einfach vom Gang wegziehen." Kenan zuckt bloß mit den Schultern. "So ging es schneller." "Ich hätte dich fast geschlagen, ich dachte du seist sonst wäre." Ich schlage ihn gegen die Brust. Leicht. Kenans verschmitzte Grinsen wird zu einem richtigen. "Tut mir leid." "Ein scheiß tut es dir." halte ich gegen seine Entschuldigung, grinse dabei.
Kenan zieh mich in seine Arme und schwenkt mich ein bisschen hin und her. Sein Kopf vergräbt er in meinen Haaren. "Oh man, ich habe dich irgendwie vermisst." gesteht er seufzend. Mir wird bei seinen Worten immer wärmer. "Ich dich auch." nuschle ich. "Irgendwie." Und drücke ihn fest an mich. In seinen Armen zu liegen ist wie in einem geschützten Raum zu sein. Man vergisst alles Negative und kann für ein paar Minuten einfach mal wo anders sein. Außerdem riecht er gut. Ich vergrabe meine Nase an seiner Brust. Ein zittriger Seufzer entkommt meinen Lippen.
Kenan küsst mich unterhalb meines Kiefers. "Wie geht es dir?" "Gut." antworte ich automatisch. "Nein, ich will es ehrlich wissen. Du musst schon über die Frage wenigstens kurz nachdenken bevor du sie ehrlich beantworten kannst. Wie geht es dir?" Ich löse mich ein Stück von ihm um ihn besser ansehen zu können.
Braune, kluge Augen mustern mich. "Ich weiß nicht wie es mir geht." offenbare ich ihm zögern. "Macht dein Dad Stress?" Ich schnaube. "Nein. Er spricht seit dem Abend nicht mehr mit mir." Es versetzt mir einen Stich das ich meinen Vater so sehr enttäuscht habe, dabei war doch all das was ich tue nur damit ich ihn Stolz machen kann. "Das tut mir leid." "Nicht deine Schuld."
Darauf folgt Stille. Kenan senkt den Blick und auch ich denke über meine gesagten Worte nach. Es war Kenans Schuld. Er hat mich dazu gedrängt aus meinem Schneckenhaus rauszukommen. Zu Rebellieren. Mich in ihn zu verlieben. Die Freunde von meinem Vater zu hinterfragen. Kenan hat mich an dem Tag geküsst. Er war es der nicht antworten konnte, weshalb ich unvorsichtig war. "Everleigh." raunt Kenan leise. Ich schaue auf, seine Augen spiegeln Entschlossenheit, so als ob er sich auf einen Krieg einstellt.
"Du bist schuld." sage ich nur. Kenan zuckt zusammen. "Everleigh." wiederholte er sich. "Ja?" frage ich in der Hoffnung irgendwas von ihm zu hören.
"Ich werde, nein, ich kann mich nicht dafür entschuldigen." Ernst schaut er mich an, tritt näher, fokussiert meine Augen. "Aber es ist nicht allein meine Schuld. Du bist genauso dran schuld wie ich. Du hast angefangen alles infrage zu stellen. Du hast angefangen zu rebellieren. Du warst diejenige die mehr sehen wollte als es dein Vater will. Du hast dich entschieden trotz deiner Erziehung mich kennen zu lernen ohne mich vorher in eine Schublade gesteckt zu haben. Du hast dich draufeingelassen mit zum Straßenfest zu kommen. Du bist mit zur Kathedrale. Du hast mich gestern zurück geküsst und dich dafür entschieden."
Ich bleibe Still. Nehme seine Worte mir zu Herzen und wiederhole sie in meinem Kopf neu. Ich gehe jeden einzelnen Satz durch. Und er hat recht. Ich war es die sich auf ihn eingelassen hat und genau wusste welches Risiko ich mich aussetze. Aber ich habe mich noch nie so Frei und gut gefühlt wie in den Tagen mit Kenan. Ich konnte Atmen! Atmen!
"Komm her." sagt Kenan dabei zieht er mich an meinem Ellenbogen schon zu ihm hin. "Ich weiß es ist viel und ich will mir nicht vorstellen wie es ist von seinem Elternteil ignoriert zu werden, aber Ever. Halte durch. Du darfst jetzt nicht aufgeben, denn wenn du aufgibst, gibst du mich und dein Leben auf." Ich nicke bloß, da mir die Worte in Hals stecken bleiben und ich nichts rausbekommen würde.
"Was ist, wenn mein Vater mich rausschmeißt?" Damit gestehe ich ihm meine größte Angst. Wenn er mich rausschmeißen sollte, wo sollte ich hin? Ich kenn keinen meiner Verwandten. "Er wird dich nicht rausschmeißen." Kenan klingt so überzeugt. "Und wenn doch? Ich habe keine Verwandten die ich kenne." Er umschließt mich mit seinen beiden Armen. "Dann kommst du zu mir und dann überlegen wir weiter. Aber Ever, dein Vater liebt dich. Du bist auch für ihn die Einzige die er noch hat." "Okay." Ich muss darauf vertrauen.
"Hier. Ich habe was für dich." Ohne mich los zu lassen holt Kenan etwas aus seiner Hosentasche. Dann drückt er es mir in die Hand, noch immer ohne mich los zu lassen. Weshalb ich den Gegenstand nur erfühlen kann.
"Ist das...ist das ein Handy?" frage ich gegen seine Schulter. "Ja, mein altes. Es hat ein paar Macken aber es geht. Kim und meine Nummer sind schon eingespeichert. Ich habe dir mal 10Euro drauf geladen, damit du mir auch außerhalb des Hauses schreiben kannst, wenn was sein sollte."
Vor Rührung wollen mir die Tränen kommen. Aber ich drücke sie mit aller Macht zurück. Wie habe ich diesen Jungen nur verdient?
"Dankeschön." Ich umschließe das Handy fest und drücke Kenan einen Kuss auf sein Kinn. "Ich meine es ernst. Dankeschön. Für alles."
Kenans Wangen werden Rosa. Statt irgendwas wie Bitte oder keine Ursache zu sagen schweigt er und drückt mir lieber einen Kuss ins Gesicht.
Ich weiß wieso ich mich Hals über Kopf in den Jungen verliebt habe.
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The Difference
Teen FictionEverleigh und Kenan. Zwei Verschiedene Charaktere. Zwei verschiedene Menschen. Sie wollte das alles nicht. Er hat das alles herbeigerufen. Sie hatte Angst. Er nahm sie ihr. Er und Sie Ein Thema das jeden von uns etwas angeht. Eine fiktive Gesc...