Bis die Schuld dich auffrisst.
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Mir liegt das Gespräch von Kenan und mir schwer im Magen. Ich kann nicht essen und nicht schlafen. Immer wieder geistern mir seine und auch meine Worte durch den Kopf. Es ist zum Haare rausreißen. Meinen Dad meide ich. Ich gehe vor ihm aus dem Haus und sobald ich heimkomme verschwinde ich oben in meinem Zimmer. Sein neuer Freund Chris war seitdem nicht mehr bei uns.
"Ever?" Ich bleibe stehen und warte bis die Person zu mir aufgeholt hat. Es ist Kim. Ich winde mich innerlich. "Hey, alles klar bei dir?" Sie hat ihren Jutesack über der Schulter und schaut mich traurig an. "Ja, alles klar, wieso?" Ich beiße mir auf die Zunge. Jetzt führe ich ein Gespräch mit ihr. Ich mag Kim aber sie ist leider mit Ty und Kenan befreundet. Ty kann mich auf den Tod nicht ausstehen und Kenan sollte es besser auch tun. "Du wirkst so abwesend und das schon seit Tagen. Ist vielleicht irgendwas passiert?" Sie läuft neben mir her, knibbelt an ihren Fingern rum und schaut mich von der Seite an. Sie ist kleiner als ich weshalb sie immer nach oben schauen muss.
"Nein alles gut. Habe nur in letzter Zeit mies geschlafen." weiche ich ihr aus. Doch Kim schaut nur noch skeptischer. "Du, ich muss jetzt wirklich los." Ich deute auf den Ausgang. "Oh, ja klar. Sorry fürs Aufhalten." Ich lächle ihr Schmallippig zu und verschwinde dann ganz schnell nach draußen. "Hey warte, Ever?" Ruft Kim über den ganzen Flur. Ich drehe nur meinen Kopf und warte. Sie lächelt mir zu. "So schnell wirst du mich im Übrigen nicht los. Nur als keine Erinnerung." "Wohl eher Mahnung meinst du nicht?" Ich konnte es mir nicht verkneifen. Ich musste Kontern. Kim lacht laut auf. "Ich weiß weshalb ich dich so mag, Everleigh Müller." Ich schüttle nur den Kopf über ihre Verrücktheit. Dann öffne ich die Tür und verschwinde aus der Schule.
Die Schuldgefühle werden größer. Sie wachsen zu einem dauerhaften Geschwür zusammen. Ich spüre es mit jeder Bewegung. Sie drücken nicht nur auf meinen Magen, sondern wandern hoch zu meinen Lungen.
Draußen scheint die Sonne und wärmt mich. Es sind noch keine zweistelligen Zahlen aber immerhin muss ich nicht mehr mit Mütze und Handschuhen nach draußen. Ich gehe in Richtung der Busse und krame währenddessen in meinem Rucksack nach meinem Kopfhörer als ich eine bekannte Stimme meinen Namen rufen höre. Ein Deja vu.
"Hey Ever!" Eric kommt mit winkender Hand zu mir gejoggt. Er trägt ein breites Grinsen im Gesicht. "Hi, was machst du denn hier?" Ich bemühe mich nicht mehr ganz so zickig zu ihm zu sein. Er hat sich wirklich sorgen um mich gemacht als ich die Waffe gegen mein Kinn bekommen habe. "Ich hole dich ab. " "Oh okay dann Danke." Ich stecke die Kopfhörer wieder unordentlich in meinen Rucksack und laufe mit ihm zu seinem Auto.
"Wie war es in der Schule?" "Ganz okay." "Wie geht es deinem Kinn?" "Geht schon." Eric umfasst kurz meinen Ellenbogen um auf sich aufmerksam zu machen. Ich bleibe ebenfalls stehen und schaue zu ihm. Ein nachdenklicher Ausdruck liegt in seinen Augen. Er beißt sich auf die Lippe und dreht an seinem Piercing. "Es tut mir leid." murmelt er. "Du musst dich nicht entschuldigen Eric, war nicht deine Schuld." Ich will weiter gehen aber Eric bleibt stehen weshalb ich wieder zu ihm zurück gehe.
"Mir tut das Verhalten von meinem Vater leid. Ich habe mitbekommen wie er mit dir geredet hat und..., dass er meinte man solle dich zurecht...prügeln." Ich zucke zusammen. "Ich wollte nur klarstellen das ich nicht dieselbe Einstellung teile. Ich finde man sollte keine Frauen schlagen, sie sind schwächer und das sollten wir nicht ausnutzen." Mit seinem letzten Satz hat er es geschafft das mir wieder vor Augen geführt wird das Eric seinem Vater doch ähnlicher ist als er es selbst zugeben will. Beide sind Sexisten. Auf unterschiedliche Arten. "Alles gut, Eric. Wirklich." Bei meinen Worten entspannt sich Erics Gesicht merklich und er atmet tief durch. "Okay Klasse. Dann lass uns jetzt fahren. Wir können nochmal an der Halle vorbei da sind Vanessa und die anderen. Also nur wenn du willst"
"Mal schauen. Ich habe noch ziemlich viele Schulsachen zu erledigen." Ich schaue ihn zerknirscht an. Nicht das ich besonders viel Lust drauf hätte mit den anderen abzuhängen aber Eric muss das nicht wissen. "Kein Ding, dann machen wir eben etwas bei dir." Das wollte ich damit nicht sagen aber Eric geht schon an mir vorbei zu seinem Auto, das übrigens im Halteverbot steht und schließt es auf.
Augenverdrehend gehe ich auf die Beifahrerseite. Ich schmeiße meinen Rucksack auf die Rückbank und will gerade einsteigen als ein paar dunkler Augen mich innehalten lassen. Kenan steht auf dem Pausenhof und starrt zu mir rüber. Er schaut zu Eric der bereits im Auto sitz aber noch die Tür offen hat, dann wieder zu mir. Ein harter Zug umspielt seine vollen Lippen. In seinen Augen herrscht Kälte.
Das Geschwür wächst auf die doppelte Größe an. "Ever?" fragt Eric aus dem Auto. Schnell wende ich den Blick ab und steige ein. Eric mustert mich irritiert, schließt seine Wagentür und schaltet den Motor an. "Du hast den Jungen angestarrt." knurrt er mich an. Ich schnalle mich an. "Welchen Jungen?" frage ich blöd. Eric knurrt lauter. "Der Bastard der mich provozieren wollte und dir an die Wäsche will." "Man Eric." ich verdrehe die Augen und schnaufe aus. Doch Eric bleibt behaglich. "Er ist bei mir in ein paar Kursen, reg dich ab. Er ist nur ein Junge."
"Ein Junge mit dem du besser nicht so viel zu tun haben solltest, Ever. Solche Leute bringen immer nur das Böse." Was ist aber wenn es die sind die ich als meine Familie zähle, die mir böses bringen?
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The Difference
Genç KurguEverleigh und Kenan. Zwei Verschiedene Charaktere. Zwei verschiedene Menschen. Sie wollte das alles nicht. Er hat das alles herbeigerufen. Sie hatte Angst. Er nahm sie ihr. Er und Sie Ein Thema das jeden von uns etwas angeht. Eine fiktive Gesc...