Sei wer du sein willst.
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"Halloween." Kim tritt vor mich. Währen dich mich vorwärtsbewege, läuft sie rückwärts mit dem Gesicht zu mir. Statt zu antworten hebe ich nur meine Augenbrauen und warte bis sie sich erläutert. "Halloweenparty. Nächstes Wochenende. Du musst mitkommen." War schon wieder Halloween? "Wer feiert den?" weiche ich aus. Kim beginnt breit zu grinsen.
"Wir gehen in einen Club. Das Nikos feiert jedes Jahr eine Halloweenparty. Da kommen nur geladene Gäste rein." "Und wie kommt ihr dann da rein?" "Du meinst wohl wir." Sie zwinkert mir zu. Noch immer läuft sie rückwärts auf das Schulgebäude zu. "Wills Onkel kennt da jemanden der uns auf die Gästeliste geschrieben hat." "Und ich stehe da auch drauf?" Skeptisch verziehe ich das Gesicht. "Klar. Ich habe dich drauf schreiben lassen. " "Wieso?" Frage ich ehrlich verwundert. Kim verzieht ihr Nase kraus und bleibt stehen. Fast wäre ich in sie hineingelaufen.
"Weil ich dich mag, Ever." Während sie das sagt schaut sie mir ins Gesicht. Ich schaue auf ihr Kinn, ich schaffe es nicht ihr in die Augen zu schauen. Mir fehlen die Worte, ich schaffe es nicht zu antworten. Kim mag mich. Ich mag Kim auch, sie ist cool und lenkt mich voll an dem Scheiß um mich herum ab. Sie gibt mir das Gefühl ich sein zu dürfen. Ich könnte eine Freundin gebrauchen...
"Wann ist die Party?" frage ich, noch immer mit dem Blick auf ihr Kinn gerichtet. "Samstag, wir können zusammen hingehen und uns vorher gemeinsam fertig machen." Kims Stimme überschlägt sich fast vor Aufregung. Jetzt muss ich hochschauen. Kim strahlt mich an. Ihr Grinsen geht bis zu den Ohren, unwillkürlich muss ich ebenfalls Lächeln. "Ich schaue mal ob wir uns bei mir fertig machen können aber das muss ich erst mit meinem Dad absprechen, ansonsten gehen wir zu dir." Sofort verblasst mein Lächeln und etwas Kaltes tut sich in mir auf. Ich schlucke um Antworten zu können. Mit einem Schlag wird mir vor Augen gehalten wieso ich nicht viele Freunde habe und wieso ich niemanden mit nach Hause nehme.
"Hey, Ever, alles gut? Ich frag meinen Dad der wird nichts dagegen haben, wir können uns ruhig bei mir fertig machen. " Kim tritt näher an mich heran, sie legt eine Hand auf meine Schulter und wartet bis ich zu ihr aufblicke. In ihrem Gesicht erkenne ich Verständnis. "Ich kenn das, ist kein Problem." "Was...was kennst du?" Ich muss mich räuspern damit man meine Worte versteht. Kim lächelt zögernd. "Naja, ich kenn mich aus mit kritischen Familienverhältnissen, mit dicker Luft daheim und dass man nicht unbedingt Besuch dahaben will." Worte, sie liegen mir auf der Zunge aber ich bin nicht fähig sie auszusprechen, weil es mich umhaut. Kims Verständnis haut mich um. Sie kennt mich kaum, weiß nichts über meine Familie, zeigt aber so ein Verständnis.
"Danke." hauche ich. "Dafür nicht. Ehrlich. Ich werde dir nochmal schreiben wegen Samstag aber stell dich drauf ein vorher zu mir zu kommen." Kims Hand wandert von einer meiner Schultern auf beide und zieht mich weiter zum Schulgebäude.
"Als was wirst du dich verkleiden?" fragt sie als sie mir gerade die Tür zum Schulgebäude aufhält. Ich zucke mit den Schultern und schlüpfe ins Innere. "Weiß noch nicht. Ich muss schauen was ich daheim so finde." "Zur Not kannst du auch was von mir haben, wir haben zwar nicht die gleiche Größe aber ich habe bestimmt was dir auch passen könnte." Ich schaue zu Kim. Sie hat recht, wir haben nicht die gleiche Größe. Da wo sie wenig hat, habe ich zu viel und da wo sie was hat habe ich zu wenig. Kim ist ungefähr in meiner Größe aber sie hat deutlich weniger Oberweite als ich, dafür hat sie die schöneren Rundungen. Sie hat zwar kurze Beine aber dafür dünne. Ich habe lange Beine und breitere Oberschenkel. "Ich werde denke ich als Harley Quinn gehen." reißt mich Kim aus meinen Grübeleien.
"Ich werde so heiß aussehen das sich alle in diesem Club nach mir umschauen werden." verkündet sie strahlend. "Das kann ich mir gut vorstellen." Ich grinse sie an. "Ich habe daheim noch ein Minion Kostüm von meiner Schwester, ein Kostüm aus dem Film Hustlers, du könntest auch als Sexy Gespenst gehen, ich glaube ich wir haben noch ein M und M Kostüm oder du verkleidest dich ganz klassisch als sexy Schulmädchen." Mit großen Augen schaue ich Kim an. Mittlerweile sind wir an ihrem Spind angekommen.
"Kim, woher hast du so viele Kostüme? " lache ich auf. Verschmitzt dreht Kim sich kurz zu mir. "Meine Schwester und ich lieben Halloween." "Wie alt ist sie denn?" frage ich weiter. Während Kim ihre Schulsachen austauscht antwortet sie mir. "16, völlig der Wirbelwind." "Geht sie auch hier zur Schule?" "Nein sie geht auf die Mädchenschule in der Innenstadt." "Warum das?" Kim schlägt ihre Spind Tür ein bisschen fester als nötig zu. Bei dem plötzlichen Lärm zucke ich zusammen. "Unsere Mum hat sie damals dort angemeldet und jetzt hat sie dort Freundinnen und will nicht weg." "Achso." "Ja, zurück zu den Kostümen. Kennst du den Film Hustlers?" fragt sie.
"Ja und nein ich werde mich nicht als eine von Ihnen verkleiden." Kim prustet los bei meiner geschockten Miene. "Na schön, wir finden schon was für dich. Aber ich verrate dir ein Geheimnis." Kim kommt näher, bis ihr Mund nah an meinem Ohr ist. "An Halloween und Fasching lässt jede Frau ihre innere Schlampe raus." Obwohl sie so nahe ist, redet sie im normalen Ton. Ich beiße mir auf die Zunge um nicht laut zu lachen. "Achja ist das so?" frage ich ironisch. Kim nickt breit grinsend. "Klar, ist das so."
"Das kann ich bestätigen. An Halloween werden die Bräute zu Schlampen. Ich liebe den Tag, überall Ärsche und Titten. Kann es kaum erwarten, Ever dich in knappen Shorts zu sehen." Raider Thompson steht neben uns am Spind gelehnt und leckt sich die Lippen. Sein Blick wandert von meinen Füßen zu meiner Brust. Eklig.
"Gott, Raider. Halts Maul und verpiss dich. Keiner will dich hier haben." zickt ihn Kim zurecht. Raider verdreht nur die Augen und wendet sich an mich. "Wir sehen uns bei der Party, Ever. Vielleicht zeigst du mir dann wovon die anderen Jungs so erzählen." Er zwinkert mir zu, stößt sich von den Spinden ab und geht an Kim vorbei. Nicht ohne ihr den Mittelfinger ins Gesicht zu strecken. "Arschloch." knurre ich wütend. "Ich hasse es." meckert Kim. "Ich hasse es wie Jungs meinen wir Mädchen würden uns ausschließlich für sie so herrichtet." Sie tut als würde es sie schüttelt.
"Verstehe mich nicht falsch, es gibt bestimmt Mädchen die das machen und mir ist das auch bums, jedem das seine aber wir werden alle in einen Topf geworfen. Ich finde an Halloween kann sich jeder mal so anziehen wie er will, ohne schief angeschaut zu werden. Du kannst die kürzesten Sachen anziehen, ohne dass jemand dich schief anschaut. Du kannst aber auch dich so schminken wie du willst ohne, dass dich jemand dumm anmacht. Du kannst sein wer du willst. An Halloween oder Fasching regt sich keiner auf, wenn ich mit Ausschnitt rumlaufe, mich viel schminke oder was total verrücktes trage. Ich glaube deshalb das an solchen Tagen die innere Schlampe bei Mädchen rauskommt, nicht weil wir alle Schlampen wären, sondern weil sie einen Tag anders sein können. Sie schießen ihre Selbstzweifel in die Luft und tragen was Gewagtes oder schminken sich gewagter, weil an diesen Tag sie niemand deswegen kritisiert. " Kim lässt sich mit einem schweren Seufzer gegen ihr Schließfach sinken.
"Du hast da grad was total richtiges gesagt." kommentiere ich ihre Ansage. Kim schenkt mir ein Lächeln. "Du bist cool, Ever." Jetzt bin ich es die Lächelt. "Du auch, Kim."
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The Difference
Teen FictionEverleigh und Kenan. Zwei Verschiedene Charaktere. Zwei verschiedene Menschen. Sie wollte das alles nicht. Er hat das alles herbeigerufen. Sie hatte Angst. Er nahm sie ihr. Er und Sie Ein Thema das jeden von uns etwas angeht. Eine fiktive Gesc...