Teil 5

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Das Leben ist unfair. Gerecht ist nur das was wir selbst bestimmen können.

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Seit dem Vorfall mit Marleen vor 3 Tagen habe ich Kenan nicht mehr gesehen. Heute ist Samstag und genieße die seltene Ruhe bei uns zu Hause. Ich liege auf der Couch und blättere in irgendeiner Zeitschrift die hier rumlag. Mein Vater ist heute den ganzen Tag in der Stadt unterwegs. Er und seine Freunde treffen sich anschließen noch in der Halle. Die Halle ist ein heruntergekommenes Lagerhaus am Ende der Stadt. 

Sie haben es erst neulich ersteigert und stecken noch in der Renovierung. Eric kam vor etwa einer Stunde kurz vorbei um mir anzubieten mitzukommen aber ich habe dankend abgelehnt. Einen kompletten Tag alleine zu Hause verbringen ziehe ich doch vor. Es ist mittlerweile später Nachmittag und mein Magen knurrt. Langsam bewege ich mich von der Couch hoch und schlurfe in die benachbarte Küche.

Entschlusslos stehe ich vor unserem offenen Kühlschrank. Viel ist nicht zu sehen. Aber mein Magen knurrt immer lauter. Ich muss was essen. Indem Moment klingelt das Haustelefon. Ich schließe den Kühlschrank dann suche ich das Telefon. Wer ruft heute noch auf dem Haustelefon an? frage ich mich innerlich. Sobald ich es gefunden habe wird mir klar wer das nur sein kann.

"Was gibt's Dad?" frage ich sobald ich abnehme. "Wollte wissen ob du dir schon was gekocht hast." ertönt rau es aus der Leitung. Ich denke an den so gut wie leeren Kühlschrank. "Nein habe ich nicht, wieso?" Kurz ist es still in der Leitung. Nur ganz leise bekomme ich mit wie mein Dad mit jemand anderen diskutiert. Dann höre ich ihn wieder.

"Komm doch vorbei. Die Frau von Will hat Lasagne für alle gemacht. Wir haben noch was übrig." Ich zögere. Ich kenne Will und seine Freu Elisabeth schon sehr lang. Sie waren immer nett und freundlich zu mir und ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen. Doch etwas in mir zögert trotzdem. Unbehagen macht sich in mir breit. "Wo seid ihr denn?" frage ich obwohl ich die Antwort bereits kenne. "In der Halle, Eric kann dich auch abholen kommen. " "Nein das brauch er nicht. Ich komme gelaufen. Sind doch nur 20 Minuten. Bis gleich, Dad." Ich lege auf.

Ich mache mich aber noch nicht fertig. Ich zögere noch immer. Nein, so sollte ich nicht fühlen. Es sind die Freunde meines Dad's. Seine Familie und somit auch meine. Ich kenne sie schon fast mein halbes Leben, nie hat mir einer gedroht oder mich aussätzig behandelt. Ich bin es meist, die früher verschwindet, nicht mitgeht oder sich zurückhalten verhält. Doch jetzt ist Schluss.

Nur mit einer kleinen Umhängetasche laufe ich in Richtung Lagerhalle. Ich brauche tatsächlich nur 20 Minuten dorthin. Von weiten sehe ich schon ein paar Leute draußen stehen, die meisten Rauchen. Mit einem leisen Hallo begrüße ich einzelne bevor ich mich nach drinnen durchkämpfe. Drinnen wird leise Musik gespielt. Viele kleine Gruppen stehen zusammen, unterhalten sich, lachen gemeinsam. Meinen Vater finde ich an einem Stehtisch, gemeinsam mit Erics Vater und noch zwei weiteren Männern. Ich begrüße alle miteinander und gebe meinem Vater einen Kuss auf die Wange.

 "Da vorne kannst du dir was zu essen holen. Eric findest du da hinten." Er zeigt erst auf eine Wand wo ein langer Tisch mit Besteck und Essen steht, anschließend zeigt er auf eine Jungs Gruppe weiter drin in der Lagerhalle. "Okay. Danke." Ich verabschiede mich noch und gehe dann zum Essen.

Die Lasagne rieche ich schon von weiten. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen bevor ich sie sehe. Sobald ich den geschmolzenen Käse sehe, greife ich schnell nach Teller und Besteck. An einem leeren Stehtisch genieße ich mein Essen. Ich bin so vertieft das ich erst nicht mitbekomme das jemand neben mir steht, erst als ich angesprochen werde zucke ich zurück. "Na, schmeckts?" Eric steht breit grinsend schräg neben mir. Mit voller Mund nicke ich. Schnell kaue ich zu Ende. "Diese Lasagne ist der Hammer." schwärme ich. Eric zieht einen Mundwinkel nach oben. Verschmitzt grinst er mich an. "Ja die ist wirklich sehr gut. " Stimmt er mir zu.

"Stell dich doch zu uns." Er deutet auf die Gruppe von Teenager an der Ecke. Widerstrebend nicke ich, packe meinen Teller und laufe ihm hinterher. Die Gruppe besteht aus 3 Junge und zwei Mädchen. Ein paar von Ihnen kenne ich bereits. Das Mädchen mit dem Side-Cut und der Kerl mit dem Tattoo an seinem Hals kenn ich nicht. Sie stellen sich vor. Das Mädchen heißt Ronny und wohnt hier in der Nähe. Der Kerl ist ihr Zwilling und heißt, Chris. Beide sind 20 Jahre alt und kennen Eric schon ewig. Die anderen sind mir alle bekannt. Sie unterhalten sich gerade über das Studium und ihre Professoren. Da kann ich nicht mitreden, weshalb ich mich lieber meiner Lasagne kümmere.

"Du heißt Everleigh gell?" fragt mich ein etwas kleiner Mann mit aschblonden Haaren. Monroe. "Ja und du bist Monroe richtig?" frage ich zurück. Bei der Erwähnung seines Namens leuchtet sein Gesicht auf. "Richtig. Wir waren zusammen in der Grundschule." Ja das stimmt. Monroe und ich hatten aber nie viel Kontakt. Man kennt sich eher vom Sehen. Er war früher schon immer der kleinste gewesen, hat sich wohl nie richtig geändert. Er ist ein kleines Stückchen kleiner als ich. Wir unterhalten uns kurz über belangloses Zeug bis Eric zu uns geschlendert kommt. "Na wie gefällt es dir bis jetzt?" Ich rieche seinen starken Biergeruch schon bevor er sich neben mich stellt. Ich zwinge mich zu ihm aufzuschauen, ihn anzulächeln und was Nettes zu sagen:" Joa ist ganz nett hier."

Eric grinst breiter. "Sag ich doch. Du solltest öfter mitkommen. Wir haben immer eine Menge Spaß zusammen." Er legt seinen Arm um mich und zieht mich dich an sich. Mit meinen Augen gehe ich durch die Gruppe. Ich suche jemanden den ich kenne, der mich aus Erics Armen retten kann. Doch leider sind alle in Gespräche verwickelt und keiner schaut so recht zu uns rüber. Mist.

"Ich meine es ernst. Du solltest öfter mitkommen. Allein sein tut dir nicht gut." "Ich bin nicht allein." erwidere ich prompt. Skeptisch zieht er eine Augenbraue hoch. "Wer sind denn deine Freunde mit denen du dich triffst?" Es mag spöttischer klingen als er es vielleicht meint, trotzdem bin ich leicht eingeschnappt. Ich weiß nur zu gut das ich nicht viele Freunde habe und eine richtige Clique schonmal gar nicht. Aber das ist mir recht so. Ich bin gern allein. Ich. bin. gern. alleine.

Wenn ich es nur oft genug sage glaube ich es vielleicht irgendwann dann selbst.

The DifferenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt