Die, die lieber versteckt bleibt, als im Mittelpunkt steht.
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Ich schrecke auf. Kerzengerade sitze ich in meinem Bett. Mein Puls rast. Nur langsam gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit. Schon wieder ertönt ein dumpfer Knall. Ich zucke zusammen. Von unten ertönt Gebrüll nach oben. Leise steige ich aus dem Bett und bewege mich auf Zehenspitzen zur Tür. Mit einem Ohr an die Tür gepresst versuche ich mehr zu hören. Ich höre Glas zerspringen. Gebrüll und laute Musik. Angst schnürt mir die Luft ab. Wut lässt mich verschwommen sehen. Ich hasse diese Treffen.
Zu oft habe ich meinen Vater gebeten diese Treffen doch bitte wo anders abzuhalten. Doch ich stoße immer wieder auf taube Ohren. Als plötzlich die Musik ausgestellt wird werde ich stutzig. Zaghaft öffne ich meine Zimmertür einen spaltbreit. Von unten dringt Licht nach oben. Eine Männerstimme fängt an zu reden. Kaum realisiere ich was das da unten wird stehe ich schon an der Treppe.
"Für Recht! Für Sicherheit! Für Freiheit! Für unser starkes Land, das wir noch stärker machen, noch sichere für unsere liebsten. Wir gehen auf die Straße um für unsere Sicherheit zu kämpfen. Für unser Land, das auch weiterhin unser Land bleiben muss. Wir müssen das Abschieben was unserem Land schadet..." In meinen Ohren rauscht es. Zu oft habe ich solche Wörter gehört. Zu oft habe ich mir erklären lassen für was sie das machen. Für was mein Vater das macht. Für Sicherheit. Meine Sicherheit. Die Gedanken brennen in meinem Kopf. Die Menge fängt an zu grölen. Sie Stimmen lauthals zu. Sie singen ihre Hymne. Sie feiern sich wie Helden, dabei sind es die die man nur bemitleiden muss.
Zurück in meinem Zimmer verkrieche ich mich unter meiner Bettdecke. Ich stecke mir Kopfhörer in die Ohren und schalte die Musik ganz laut. Zusammengerollt warte ich auf den erlösenden Schlaf. Auf die endliche stille.
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Der nächste Morgen wurde nicht besser. Zwischen leeren Bierflaschen und Müll bahne ich mir einen Weg nach draußen. Ich bin spät dran, das Aufräumen muss bis nach der Schule warten. Mein Vater fängt morgens um 5 an zu Arbeiten und bleibt meistens bis abends weg. An solchen Tagen vermisse ich meine Mum so sehr. Ach was ich vermisse sie jeden Tag. Ich verdränge den Schmerz.
In betrete das Schulgebäude, der Ansturm an Schülern hat sich gelegt. Die meisten sind bereits in ihren Klassenzimmern oder hängen noch draußen auf dem Schulhof ab. Ich biege um die Ecke, in die Richtung meines Spindes als ich Kenan entgegenlaufe. Er lacht gerade über irgendwas, was Ty zu ihm gesagt hat. Neben ihnen laufen noch zwei weitere Personen eng umschlungen. Ich will schon den Blick weiter schweifen lassen als Kenan mir zu winkt. Ein bisschen verdattert winke ich zaghaft zurück.
Er macht einen Schritt auf mich zu wird jedoch von Ty zurückgehalten. Eindringlich flüstert er ihm was zu. Währenddessen hält Kenan den Blick weiter auf mich gerichtet. Ich sehe wie ihm das Lächeln entgleitet. Ein großer Stein pflanzt sich in meinen Magen. Ich schlucke die Enttäuschung runter, straffe meine Schultern und lege eine abwesende Miene auf. Ich rede mir ein froh darüber zu sein. Gestern hatte nichts zu bedeuten, er hat mir einen Kaffee ausgegeben und wir haben kurz geredet bevor ich mich vom Acker gemacht habe. Das war überhaupt nichts. So einer wie Kenan passt nicht zu mir.
Ein letzter Blick von Kenan bevor Ty ihn wegzieht. Ich habe nicht gehört was Taylor Kenan gesagt hat, aber ich kann es mir denken. Ich besitze nicht den besten Ruf an dieser Schule. Mir sind schon ein paar Gerüchte zu Ohren gekommen aber ich habe keine dieser falschen Aussagen korrigiert, vielleicht auch weil doch ein Stück Wahrheit drinsteckt. Missmutig öffne ich meinen Spind, tausche meine Bücher und verschwinde dann schnell in meinem nächsten Kurs.
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Kenan sehe ich die nächsten Stunden nicht. Dafür aber Simon. Ich gehe einen großen Bogen um ihn und seine Clique. Der Abstand zwischen uns hält keinen von denen davon ab etwas zu sagen. "Hey Ever!" ruft einer. "Ich habe ein kleines Problem in meiner Hose, kannst du dich grad mal darum kümmern?" Stur laufe ich weiter. Die Jungs grölen bescheuert laut. "Ach komm schon Ever, ich würde es sogar mit Gegenleistung machen." stichelt Simon weiter. "Das ist ein erstklassiges Angebot." Ein paar andere Schüler sind ebenfalls stehen geblieben um zu beobachten was hier abgeht. An der Tür höre ich sie immer noch lachen.
Ich stoße die schwere Metalltür auf. "Warum lässt du dir das gefallen?" Ich wirble überrascht rum. Kenan steht an der Wand gelehnt und schaut mich nachdenklich an. Lässig hat er seine Arme vor der Brust verschränkt. Ich strecke das Kinn ein Stück nach oben. "Was soll ich den deiner Meinung nachtun?" frage ich herausfordern. Ein verschmitztes Glitzern tritt in seine braunen Augen. "Dich wehren. Die Gerüchte richtigstellen."
Trocken lache ich auf. "Warum sollte ich? Mir ist doch egal was die Deppen denken. Ich kenn die Wahrheit und das wars." Gezwungen gleichgültig zucke ich mit den Schultern. Kenan legt den Kopf ein bisschen schief. "Verletzen die Worte dich nicht?" macht er weiter. Leise schnaufe ich. "Nein, nicht mehr. Mir ist es gleichgültig." Ich schultere meine Tasche neu und drücke die Tür wieder auf. "Das glaube ich nicht." "Na wie du willst. " Ich trete hinaus auf den Pausenhof. "Wie kommen die auf die Gerüchte?" Kenan folgt mir raus.
" Woher willst du wissen ob die Gerüchte nicht doch stimmen?" frage ich herausfordernd. Kenan grinst mich verschmitzt an. "Komm schon Ever." Er zieht einen Mundwinkel nach oben. Verdammt es sieht süß aus.
Schnell gehe ich einen Schritt schneller und drehe mich zu ihm. "Was wird das hier, Kenan?" Er zieht einen Mundwinkel nach oben und schaut mich an. "Wir führen ein Gespräch, Everleigh." "Nein tun wir nicht. Du stellst aufdringliche Fragen und ich weiche aus." Mit einem zuckersüßen Lächeln drehe ich mich wieder nach vorne. Schnelle Schritte sind zu hören. Dann steht er vor mir. Innerlich seufze ich schwer auf. Er öffnet den Mund doch ich höre jemand anderes. "Verdammt, Kenan! Wo willst du hin? Wir haben noch Training!" ruft Taylor Piece hinter uns.
Kenans Blick zuckt zu ihm nach hinten bevor er ihn schnell wieder auf mich richtet. "Wir sprechen uns noch, Everleigh." Es klingt wie ein Versprechen. Er joggt um mich herum. "Was willst du denn noch wissen?" rufe ich ihm hinterher. Im Eilschritt dreht er sich zu mir. Rückwärts joggen antwortet er mir. "Ich will wissen wie viel Wahrheit in den Gerüchten steckt." Mit einem breiten Grinsen dreht er sich wieder um. Obwohl ich mit aller Macht gegen ein bescheuertes Grinsen ankämpfe bekomme ich es nicht hin. Breit Grinsen laufe ich über den Parkplatz.
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The Difference
Teen FictionEverleigh und Kenan. Zwei Verschiedene Charaktere. Zwei verschiedene Menschen. Sie wollte das alles nicht. Er hat das alles herbeigerufen. Sie hatte Angst. Er nahm sie ihr. Er und Sie Ein Thema das jeden von uns etwas angeht. Eine fiktive Gesc...