Halt auch die unperfekten Momente fest, denn sie sind auch perfekt
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3 Jahre später
"Baby, jetzt komm da raus." "Ich will nicht. Lass uns das absagen und wieder heimfahren." Ich höre sein genervtes Stöhnen. "Um Heim zu fahren müsstest du trotzdem aus der Kabine raus. Außerdem müssten wir so oder so an ihm vorbei um zur Tür zu gelangen."
"Wir könnten auch durch das Fenster hier klettern." schlage ich verzückt vor. "Everleigh, komm jetzt da raus. Ich werde nicht durch ein Klo Fenster ein Restaurant verlassen." Als ich immer noch keine Anstalten mache die Kabine zu verlassen stöhnt Kenan frustriert auf.
"Ever, ich bin doch die ganze Zeit bei dir. Wir können jederzeit gehen, wenn du willst aber ich glaube das es dir gut tun wird. Du warst so aufgeregt als er sich bei dir gemeldet hat." ruft er mir ins Gedächtnis. Ich weiß das. Ich war aufgeregt, bin es noch immer aber ich bin auch voller Angst.
Ich habe meinen Vater jetzt seit 3 Jahren nicht mehr gesehen und jetzt...jetzt sitzt er weniger als 100 Meter von mir entfernt in einem Restaurant und wartet auf mich.
Er hat sich vor einer Woche per Anruf bei mir gemeldet und gefragt ober wir uns treffen könnten. Ich war so sprachlos gewesen das Kenan für mich antworten musste.
Inzwischen ist so viel Zeit vergangen. Kenan und ich studieren jetzt, ich habe meine Vergangenheit hinter mir gelassen.
Ich habe bis zu meinem Abschluss in einem Heim für Jugendliche gewohnt. Meinen Dad habe ich nicht wieder gesehen, Eric ebenso wenig. Nur noch über das Internet habe ich verfolgt was mein Dad und Eric so treiben. Aber Kenan und ich haben irgendwann unseren Abschluss gemacht und sind weggezogen. Das erste Jahr haben wir noch Zuhause gewohnt um Geld zu sparen aber dann sind wir irgendwann zusammen weggezogen. Kim hat irgendwann ihren Eltern Emily vorgestellt. Ihr Vater hat sie mit offenen Armen empfangen. Jetzt studiert Kim in der Nähe von uns und Emily arbeitet bereits in einem kleinen Reisebüro in Kims Näher.
Will und Amber haben sich eine Auszeit genommen in dem jeder von ihnen weggezogen ist und sein Ding durchgezogen hat. Jetzt sind sie wieder zusammen und glücklicher als je zuvor. Kaylie und Taylor haben sich kurz nach dem Schulabschluss getrennt. Kaylie hat sich in jemanden anderen verliebt und damit Taylor das Herz gebrochen. Er und ich werden wohl nie beste Freunde werden aber er hat sich entschuldigt und toleriert mich als Kenans Freundin.
Wir hatten in den letzten Jahren unserer Höhen wie auch unsere Tiefen. Kurz waren wir einen Monat getrennt, weil ein Streit den wir hatten ausgeartet ist, aber wir haben wieder zueinander gefunden, haben auch dieses Tief überwunden. Jetzt leben wir fast wie ein einer Blase, aber nun droht diese Blase erneut zu platzen.
"Was ist, wenn er nur auf Streit aus ist?" frage ich verzweifelt durch die Tür. "Dann werden wir gehen." entscheidet Kenan einfach. "Jetzt öffne die Tür, Baby." Ich sehe es ja ein. Es gibt kein Entkommen.
Widerwillig öffne ich die Kabinentür und befinde mich einem Kenan gegenüber der lässig mit verschränkten Armen dasteht und mich besorgt mustert. "Bereit?" fragt er. Seine Hand streckt er mir auffordernd hin. "Kenan" ich ziehe seinen Namen in die Länge um meinen Widerwillen besser zum Ausdruck zu bringen.
"Komm schon." Er packt meine Hand und zieht mich aus der Kabine und raus aus der Damentoilette. Sobald wir wieder im Restaurant sind wächst ein Klos in meinem Bauch heran. Mir wird wieder schlecht. "Ich glaube ich muss kotzen." ich halte mir eine Hand vor den Mund. "Nichts da, du musstest eben auch nicht kotzen." Kenan bleibt stur, drückt einmal meine Hand und zieht mich dann durch die Tischreihen hin zu unserem Tisch.
Mein Dad ist bereits da. Er sitzt steif auf einen der Stühle, mit dem Rücken zu uns. Ich sehe Schweißflecken unter seinen Armen. Das beruhigt meine Nerven ein bisschen. Er scheint genauso nervös zu sein wie ich.
"Mr. Müller." macht Kenan auf uns Aufmerksam. Mein Dad dreht sich ruckartig zu uns um. Schweißperlen sehe ich auf seiner Stirn, Er ist ein bisschen blass um die Nase, lächelt aber zaghaft als er mich sieht.
Mein Dad ist in den letzten drei Jahren um einiges gealtert. Tiefe Falten zieren sein Gesicht und dunkle Ringe unterliegen seine Augen. "Everleigh." flüstert er vorsichtig, so als ob ich jeden Augenblick verschwinden würde. Was nicht so unwahrscheinlich ist.
"Hi, Dad." meine Stimme krächzt. Kenan führt mich um den Tisch herum zu den zwei freien Stühlen.
Steif und ungelenk setze ich mich meinem Dad gegenüber. Kenan setzt sich dicht neben mich und hält meine Hand. Er drückt sie und signalisiert mir das wir ein Team sind. Ich habe ihn und er hat mich immer an seiner Seite. Ich drücke zurück.
"Wie geht es dir?" fragt er. "Gut!" sage ich ehrlich. "Und dir?" "Gut, auch gut. gut." Wenn er es ein viertes Mal sagt glaube ich ihm vielleicht. "Wie läuft das Leben Zuhause?" Dad wird rot. "Ich weiß es nicht. Ich bin vor einem halben Jahr weggezogen." gesteht er.
"Wie weggezogen? Wohin? Wieso?" Mein Dad rutscht auf seinem Stuhl umher. "Ich habe die Gemeinschaft verlassen, Everleigh. Ich wohne jetzt in einer größeren Stadt und habe dort...neue Freunde." Ich bin so geschockt das ich nicht weiß was ich antworten soll. Zum Glück ist Kenan da, der für mich einspringt.
"Wie kam es dazu?" Mein Dad wendet den Blick zu Kenan. Jetzt liegt da kein Hass mehr in seinen Augen. Er schaut auf unsere ineinander verschränkten Hände und lächelt. "Ich habe Frieden mit mir geschlossen und gemerkt das ich da nicht mehr hineinpasse." "Das ist gut." Ich schaue zu Kenan. "Nein das ist sehr gut, Dad." Ich bin so gerührt und so unfassbar glücklich das er es endlich daraus geschafft hat.
"Ich muss mich bei dir entschuldigen Ever." "Das ist längst vergessen..." "Nein ist es nicht. Ich weiß ich war dir nicht fair gegenüber und ich habe Sie dir vorgeschoben und das darf ein Vater niemals tun. Ich habe dir Sachen an den Kopf geworfen für die ich mich bis heute schäme. Es tut mir aufrichtig leid, Everleigh." Auf diese Worte habe ich 3 Jahre lang gewartet und jetzt höre ich sie endlich.
"Okay." antworte ich nur wage aber meinem Dad scheint das zu reichen. Er nickt und ich lächle ihn sanft an.
Von diesem Abend an wurde mein Dad langsam wieder ein Teil meines Lebens. Es war ein langsamer Prozess aber es lohnte sich. Er freundete sich sogar mit Kenan an und entschuldigte sich auch bei ihm. Mein Dad lernte Barbs und Marlon kennen. Es war nicht immer einfach für meinen Dad komplett raus aus seiner alten Haut und seinen alten Angewohnheiten und besonders von seinen Vorurteilen abzulassen. Aber er kämpfte und wir waren Nachsichtig.
Nach einer gewissen Zeit, schafften wir es sogar an das Grab von Mum zu gehen. Ich wollte unbedingt das Kenan mitkommt, damit ich ihr ihn vorstellen konnte.
Wir waren sogar so weit gekommen das ich kurz meinen Dad mit Kenan allein ließ um auf der Friedhofs Toilette mir die Tränen zu trocknen, als ich wieder zurückkam und beide Männer beobachtete wurde mir mein Herz schwer.
Kenan redete mit Ernsthafter Miene mit meinem Dad und dieser schenkte meinem Freund ergebenen Respekt.
Respekt den Kenan sich hart erarbeitet hat und ihn mehr als jeder anderer Verdient hat. Denn er hat mich von Anfang an nicht aufgeben, Gerüchte und Vorurteile zum Trotz. Aber auch mein Dad und ich haben uns über unseren Stolz hinwegbewegt und sind aus unserer Comfort Zone raus.
Manchmal braucht es nicht viel um Veränderungen zu bewirken, manchmal reicht einfach jemand der dich bei der Hand nimmt und mit dir geht.
Ende.
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The Difference
Novela JuvenilEverleigh und Kenan. Zwei Verschiedene Charaktere. Zwei verschiedene Menschen. Sie wollte das alles nicht. Er hat das alles herbeigerufen. Sie hatte Angst. Er nahm sie ihr. Er und Sie Ein Thema das jeden von uns etwas angeht. Eine fiktive Gesc...