Teil 13

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Die Welt ist zu klein für meine Gedanken und zu groß für meine Worte.

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Ein bitterböser blauer Fleck ziert mein Gesicht. Das blau geht ins Violette über und lässt mein Kinn fast auf das doppelte anschwellen. Es tut verdammt weh, aber nicht so sehr wie das wissen das ich eine Waffe abgefeuert habe. Jetzt, im Nachhinein, frage ich mich wie dumm ich sein konnte. Ich verabscheue das Waffengesetzt in unserem Land und jetzt bin ich selbst eine von denen die ich kritisiere.

Schuldgefühle drücken mir auf die Brust und lassen mich nicht frei atmen. Seit dem Vorfall von gestern reden mein Dad und ich nur das nötigste miteinander. Er ist enttäuscht von mir das ich zur Waffe gegriffen habe, auch er unterstützt dieses Waffengesetzt nicht mehr seid vor 10 Jahren meine Mum umgebracht wurde. 

Ich bin wütend auf ihn, weil er mich mit Eric allein gelassen hat und dass er mich überhaupt auf diese doofe Veranstaltung mitgenommen hat. Also verbringe ich das restliche Wochenende in meinem Bett oder unten auf dem Sofa. Eric kommt am Sonntagmittag vorbei um sich nach mir zu erkundigen. Ich habe so getan als würde ich schlafen bis er wieder gegangen ist. Auch Vanessa hat angerufen und sich entschuldigt. Es war nicht ihre Schuld, sondern die meine.

Es ist mittlerweile früher Abend und ich liege auf dem Sofa ausgestreckt und schaue fern. Irgendeine blöde Sitcom läuft die ich nicht so ganz verstehe. Auf meinem Bauch balanciert eine Schüssel Eis die ich abwechseln an mein Kinn halte oder davon esse. Die Sonne steht schräg am Himmel und blendet mich durch das Fenster als ich ein Auto in der Einfahrt höre. Verwundert schalte ich den Fernseher stumm und lausche. Mein Dad wollte heute mit Steve zu ein paar Freunden außerhalb, deshalb rechne ich eigentlich erst spät mit ihm. Eine Autotür wird zu geschlagen. Ein weiterer Motor ist zu hören und wieder eine Türe schlagen. Ich höre mehrere Männer lautstark sich unterhalten. Vorsichtig stelle ich das Eis auf den Couchtisch und gehe zum Fenster das hinaus in den Hof führt.

Ich linse durch den Vorrang nach draußen und erkenne meinen Dad mit Steve und einem fremden Mann. Die Drei stehen vor unserer Tür, unterhalten sich, bemerken mich nicht. "So eine scheiße, können die Bullen uns nicht mal in Ruhe lassen?" meckert Steve missbilligend. Bullen? Ich horche auf und ahne schlimmes. Oh Dad. "Die Polizei westlich von hier steht nicht auf unserer Seite. Du weißt das sie den schwarzen auch den Arsch polieren würden. " schimpft der Fremde Mann. Mein Dad schweigt. "Meinst du sie geben uns ne zweite Chance?" hinterfragt Steve während er sich am Bart kratzt.

Der fremde Mann, Chris, schaut nachdenklich in die Ferne. Er ist klein und alt. Er hat einen langen grauen Bart und viele Falten die das Terrassenlicht nur noch mehr verdeutlichen. "Yeah sie müssen nur sehen das ihr es ernst meint. Der Klan wählt seine Mitglieder mit Bedacht...sie wollen keine Verräter oder welche die schnell den Schwanz einziehen." Chris zieht die Nase hoch und spuckt in einen Blumentopf. Würg. 

Klan? Sie reden doch nicht von...Ich drücke mich enger an das Glas. Will alles hören. "Wisst ihr...solche Leute machen nur Arbeit." "Arbeit?" jetzt spricht endlich Dad. Er hat beide Hände in den Hosentaschen und kratzt mit seinem Schuh auf dem Boden herum. "Wer einmal im Klan drin ist bleibt es sein Leben lang. Wenn er aussteigt wird es unbequem, für beide Beteiligten."

"Also wann bekommen wir eine zweite Chance?" Steve wippt auf seinen Füßen hin und her. Er scheint ganz aufgeregt. "Ich setzte mich mit dem Chef auseinander und sage euch nochmal Bescheid. Die Kutten bekommt ihr dann mit dem Einstiegsritual." In Steves Augen beginnt es zu funkeln, mir hingegen wird schlecht. Jetzt weiß ich von was sie reden und ich bekomme Angst.

Ich bin wie paralysiert und bekomme erst zu spät mit das mein Dad die Tür geöffnet hat. "Ever?" Vor Schreck springe ich zurück und weiche ertappt vom Fenster zurück. Mein Vater zieht eine Augenbraue nach oben und verschränkt die Arme vor der Brust. Sein Kiefer ist fest aufeinandergepresst. "Was soll das?" fragt er hart. Ich schlucke und schaue ihm in die Augen. "Ich sollte lieber fragen was das soll...Der Klan Dad?" fauche ich aufgebracht. Mein Dad hat den Anstand zurück zu zucken.

"Ever, hast du ein Problem mit den Interessen deines Vaters?" Steve kommt hinter Dad durch die Tür und mustert mich argwöhnisch. Mir wird schwindelig. "Halt dich da raus, Steve." zicke ich ihn an aber das lässt er sich nicht gefallen. Steve tritt einen Schritt vor. "So redet man nicht mit einem Mann junge Dame! Hat man dir keine Manieren beigebracht." schnauzt er. Ich gehe einen Schritt vorm behalte ihn im Blick. "Oh doch mir wurde beigebracht zu Arschlöchern nicht nett zu sein!" Und mit der folgenden Stimme weiß ich das ich es zu weit getrieben habe. Wut, Enttäuschung und die neue Information haben mich überschnappen lassen. Ich ziehe scharf die Luft ein und weiche einen Schritt zurück.

"Steve..." Aber ich komme nicht weit. Er beginnt schon zu schreien. "Du kleines Miststück! Dir sollte man den Kopf ordentlich waschen oder dir ne gute Tracht prügeln verabreichen! Mein Sohn hat noch einiges an Arbeit vor, wenn er dich nehmen will." Jeder Satz lässt mir alles Blut aus dem Gesicht weichen. Steve ist ein scheiß Sexist und Rassist. Ich hasse ihn gerade mit jeder Zelle meines Körpers. "STEVE!" brüllt endlich mein Vater und schubst seinen Freund weg. "Rede nicht so über meine Tochter!" donnert er los. Ich fühle schon eine kleine Genugtuung aber mein Dad ist noch nicht fertig.

"Und du entschuldigst dich! So respektlos habe ich dich nicht erzogen!" "Aber Dad..." "Nichts aber Dad! Was ich mache geht dich nichts an, ich tue alles für dich und so dankst du mir? Erst greifst du zu Waffen und danach beleidigst du einem meiner besten Freunde und kritisierst meine Glaubensrichtung? Ich tue das alles für dich, Ever." Er spuckt die letzten Worte mit viel Verachtung aus. Hinter meinen Augen drückt es. Meine Kehle brennt.

 "Aber Dad...der Ku-Klux-Klan?" Mein Vater kommt mir entgegen. Seine Miene ist wutverzehrt. "Verurteile keine Menschen die du nicht kennst. Sie vertreten die Werte die wir für richtig halten. Ich weiß du magst keine Veränderungen aber diese wird alles zum positiven drehen, Ever."

"Nein Dad." Ich schüttle den Kopf und weiche seine Hand aus die er nach mir ausstreckt. Ein verletzter Ausdruck huscht über sein Gesicht. "Bekomm deine Tochter in den Griff sonst wird sie uns noch ärger machen." mischt sich nun das unbekannte Gesicht ein. Chris. Er ist neben Steve getreten und schaut mich skeptisch an. "Ich habe sie im Griff. Ever steht bei jeder einzelnen Aktion hinter mir, stimmts Ever? Bei jeder einzelnen, denn sie weiß das ich das alles für sie und ihre Mum tue." Die Anspielung auf meine Mum reißt mir den Boden unter den Füßen weg. Ich keuche auf. "Ever?" harkt mein Dad nach.

Alle drei Männer schauen mich abwarten an. Ich stehe unter Druck. Mein Dad schaut mich mit so viel Zuversicht an das ich es nicht wage zu widersprechen. "Ja, Dad." flüstere ich.

Ich verschwinde wieder hoch in mein Zimmer, warte bis die Männer ins Wohnzimmer gehen, dann ziehe ich mich an und schleiche mich aus dem Haus. Morgen ist Schule und draußen ist es verdammt kalt aber...ich muss hier raus und ich weiß auch schon genau wo ich hinwill. 

The DifferenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt