Kapitel 9

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Ich habe dir meine Nummer direkt eingespeichert.

Küsse, Gabriel.


So ein Idiot. Und trotzdem musste ich schmunzeln, als ich seinen Namen las. Er war unmöglich, aber er war alles, was ich hatte. Ana und Zac waren durchaus sehr nett und freundlich, aber er war etwas Anderes. Er hatte gewusst, was in der Vergangenheit mit mir geschehen war, und trotzdem hatte er mir nie Fragen gestellt. Er wusste genau, wie sehr ich versuchte, sie hinter mir zu lassen.

Und wie sehr meine Versuche zum Scheitern verbannt waren.


Aufgrund meines nächtlichen Ausflugs musste ich an diesem Morgen ungemein verschlafen haben, was vielleicht auch daran lag, dass mich schlicht und ergreifend niemand geweckt hatte. Als ich noch im Himmel gelebt hatte, hatte ich jeden Morgen früh aufstehen gemusst. Es war grauenvoll gewesen.

Ich rappelte mich auf, konnte hören, wie Ana unten schon auf den Füßen war. Hoffentlich war Zac mittlerweile verschwunden und wir beide hatten unsere Ruhe. So sympathisch er mir auch erscheinen mochte, ich war eben doch ein Einzelgänger. Und ich zweifelte an der Tatsache, dass sich das jemals ändern könnte, so sehr ich es auch versuchte.

"Morgen...", murmelte ich, als ich die Küche betrat. Ana sah aus, als wäre sie schon seit Stunden auf den Beinen, als sie durch die Küche stolzierte. Ich blondes Haar hatte sie zu einem lockeren Knoten zusammengebunden, dass es sie nicht störte. In ihrer schweren Jogginghose sah sie so normal aus.

So menschlich.

"Guten Morgen, Schätzchen. Wie war deine erste Nacht?"

"Zac war ein bisschen laut", raunte ich ihr zu und beobachtete, wie sich sich abdrehte und errötete. Ich musste lachen.

"Er war Nachts hier unten, als ich etwas trinken wollte."

Ana atmete unnatürlich laut aus und sah mich böse an. Ein wütendes Funkeln lag in ihren Augen, sie hatte das offenbar ganz und garnicht lustig gefunden. Augenblicklich überkam mich eine Welle des schlechten Gewissens.

Ana sah mich an. Als ihre Unterlippe zuckte, verstand ich, dass ihr beleidigtes Gesicht nur eine Fassade war, die zu bröckeln drohte.

Wir prusteten los.

"Hat Zac dir schon von der Party erzählt?"

"Welche Party?"

"Keine Ahnung... Er hat gemeint ein Kumpel von ihm feiert bei sich daheim..."

"Welcher Kumpel?"

Ihre Miene versteinerte sich schlagartig.

"Weiß ich nicht", antwortete ich ihr achselzuckend.

"Will er da hin gehen?"

"Er will sogar, dass wir mitkommen..."

Ana zog die Augenbrauen nach oben. Ich wusste genau, was sie gerade dachte. Sie fragte sich, was Zac im Schilde führte. Es wirkte nicht so, als hätte er schon oft von ihr verlangt, feiern zu gehen.

"Lass mich raten. Wir sollen mit ihm dahingehen."

Das, was sie sagte, war keine Frage, mehr eine Feststellung, so sicher schien sie sich zu sein.

"Jap. Und vorher sollen wir shoppen gehen. Ich glaube er meint, dass wir nicht in der Lage sind uns angemessen anzuziehen..."

Ana rollte mit den Augen.

"Vielleicht hat er da sogar recht... Ich glaube ich war sein einem halben Jahrzehnt nicht mehr auf einer Party, schon garnicht auf so einer. Die tragen doch eh gefühlt nichts. Das passt definitiv nicht zu meiner Garderobe."

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