Kapitel 13

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Da war er wieder. Der hübsche Fremde. 

Und er sah mich an. 

Prompt krallte ich mich fester in Gabriels Arm, als ich weiterhin neben ihm her stolzierte. Er schien recht abwesend, als er sich ohne zu protestieren, von mir an die Bar ziehen ließ, die beinahe eine gesamte Wand ausmachte. Durch die hohen Fenster sah ich, dass die Sonne schon längst untergegangen war, und sich die Nacht draußen ausgebreitet hatte. 

Ich bestellte zwei Getränke, die mir durch ihren Namen wahnsinnig sympathisch erschienen. 

Angel wings und devils horns.

Was war denn jetzt mit Gabriel los? Unter normalen Umständen hätte er es mir nie erlaubt, überhaupt Alkohol zu bestellen. Besonders eines der beiden Getränke nicht. Hatte er wieder einen Höhenflug?

Als ich seinen gefesselten Blick sah, wusste ich selbst, wie dumm es gewesen war, sich diese Frage auch nur zu denken. Er beobachtete das Mädchen von vorhin. Sehr intensiv.

"Sie heißt Ruby", murmelte er. 

Mein Blick folgte dem seinen. Ruby tanzte ausgelassen. In einer ihrer Hände hielt sie ein Bier, die andere schwenkte sie wild durch die Luft. Ich hörte, wie hinter mir zwei Gläser auf den Tisch geknallt wurden. Ich drehte mich dem Barkeeper zu und wollte mich bei jenem bedanken, doch er kam mir dazwischen. Er nickte nach rechts und grummelte: 

"Der junge Mann hat darauf bestanden, ihr Getränk zu übernehmen."

Er nickte auf das Rotweinglas, dass aussah, als wäre es mit Blut gefüllt. Oben auf der Flüssigkeit schwammen Eiswürfel, in die kleine Hörner aus Zucker eingefroren waren. Ich meinte, sogar irgendwo einen Dreizack erkennen zu können. 

Er wand den Blick ab, wobei sich die bunten Lichter auf seiner Glatze spiegelten. Der Mann war vielleicht zwanzig Jahre älter als ich und trug viele Tattoos. Gerade fuhr er mit der Zunge über die Piercings, die seine Unterlippe rechts und links umschlossen, wie Fangzähne. 

Ich folgte seinem Blick und endete in dem zweier stechenden Augen, die mich musterten. 

Das konnte jetzt nicht wahr sein. 

Der Fremde grinste und mir zeigten sich perfekte Zähne hinter den wohlgeformten Lippen. Als er seinen sehnigen Hals reckte um auf die Ferne mit mir anzustoßen erkannte ich, dass er dasselbe trank, wie ich. War das jetzt etwas, dass mich verunsichern sollte? 

Ein Dämonenindiz? 

Ich schmunzelte ihm zu, wand mich dann aber ab und stieß Gabriel meinen Ellenbogen zwischen die Rippen. Er zog scharf die Luft ein und sah mich irritiert an. 

"Was?"

"Dein Getränk ist da", antwortete ich ihm trocken. 

Er drehte sich der Bar zu, griff nach seinem Glas, indem eine größtenteils durchsichtige Flüssigkeit umherschwappte, durch die sich ein weiß-goldener Schleier zog. Oben auf schwamm ein kleines, dickliches Abbild von Amor, dem Engel der Liebe. 

Bei diesem Abbild von ihm, musste ich grinsen. Das bewies mal wieder, dass sich der ganze Aufwand dafür, die Menschen von uns fernzuhalten, doch lohnte. Sonst hätte Amor ihr Bild von ihm schon längst zerstört. 

Er war hübsch, groß, attraktiv. Wie die meisten Engel eben. Er achtete sehr auf sein Aussehen. Seine blonden Locken mussten immer perfekt sitzen, sonst erlitt er einen Nervenzusammenbruch. Wenn er irgendwo an seinen riesigen Schwingen eine einzige Feder fand, die schief saß, zupfte er sie sich aus. 

Engel der Liebe hin oder her. In dieser Region hatte er irgendwie kein wirkliches Glück. Wie das sein konnte, hatte ich bis heute noch nicht begriffen. Eine Zeit lang hatte ich mal gedacht, er würde auf Gabriel stehen, doch diese Gedanken hatte ich ganz schnell wieder aus meinem Kopf verbannt. Ich war mir ziemlich sicher, dass Amor es nur auf Frauen abgesehen hatte. 

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