-Jael-
Rose wirkte furchtbar angespannt. Ihre Hände ruhten über dem Dolch an ihrem Oberschenkel, bereit ihn jederzeit zu zücken und ihn mir in die Brust zu rammen. Die Tattoos auf meiner Haut brannten, also ließ ich sie verschwinden. Ich wollte jetzt nichts von meiner Partnerin hören. Sie wusste, dass ich trainierte und keine Muse dazu hatte, diese wertvolle Zeit für irgendwelche Diskussionen zu verschwenden.
"Bereit?"
"Immer."
Ich griff nach dem Schlagstock auf meinem Rücken und schwenkte ihn drohend. Rose ging nicht darauf ein und starrte mir weiterhin bedrohlich fokussiert in die Augen. Sie war in Gedanken versunken, obwohl sie es nicht wollte. Das Problem war nur, dass sie sich sehr konzentrieren konnte. Würde sie das nicht, hätte ich schon längst in ihren Kopf eindringen können und lesen, was sie dachte.
Doch ihre Schutzwand war zu stark. Ich würde so nicht hindurchkommen. Vielleicht in einem Moment in dem sie die Fassung verloren hatte, aber nicht jetzt.
Wir umkreisten uns wie zwei Panther, bereit sich gegenseitig die Kehlen zu zerfetzen, koste es was es wolle. Die Luft zwischen uns knisterte förmlich und die Spannung war selbst für Außenstehende offensichtlich und spürbar. Coles Mundwinkel zuckten und ich spürte, wie ein kleines Wesen in meiner Brust zu Grollen begann. Mordlust breitete sich in mir aus.
Ich wollte nicht derjenige sein, der angriff, also wartete ich, bis sie es nicht mehr aushielt und auf mich zustürmte. Ich wusste, dass ihr der Nahkampf am Besten lag, also ging ich auf Distanz. Sie presste die Lippen aufeinander, sodass sie sich zu einem schmalen Strich verzogen, vor Wut, weil sie mein Vorgehen durchschaut hatte.
Sie wusste, dass ich sie provozieren würde, bis sie vor Wut kotzte.
Sie schoss auf mich zu, ich wich mit einer schnellen Drehung aus. Ich wusste, dass sie schnell und wendig war, aber das half ihr bei mir nicht viel, denn das war ich auch.
"Verfehlt."
"Dreckskerl."
"Ich bitte um eine Entschuldigung."
"Nur über meine Leiche", zischte sie zurück.
Ein heiseres Lachen drang aus meiner Kehle.
"Weißt du eigentlich, dass dein kleiner Bogen dir hier nichts nützt?"
Sie hielt inne. Ihre Augen funkelten beinahe schwarz. Also lächelte ich herausfordernd.
"Wer sagt das ich den brauche?"
Wir umkreisten uns noch immer. Bei einem echten Kampf würde es nie so laufen können. Ich spürte wie Cole mich ansah, als versuchte er zu erkennen, was ich vorhatte. Auch wenn er mir sehr nahe stand verschloss ich mich vor ihm, wie vor jedem anderen auch. Ich wollte ihm nichts erzählen, was über meine Arbeit hinausging. Das hatte hier nichts zu suchen.
Rose riss nun wirklich der Geduldsfaden. Sie schlug einen flinken Haken und verpasste mir einen perfekt platzierten Schlag aus Schulterblatt. Ich zuckte zusammen und schnellte zu ihr herum. Mit beiden Händen packte ich ihre Arme, bohrte meine Finger in ihr Fleisch. Mit aufgerissenen Augen sah sie mich an, unfähig sich zu rühren. Sie zitterte kaum merklich, aber dennoch zitterte sie.
Eine kleine Geste, die sie nicht einmal gesteuert hatte, die mich dennoch so erfasste, dass sie mich aus meiner Starre riss.
Eine Starre in die ich nicht hatte fallen wollen. Nie wieder.
Ich ließ sie los und trat vor ihr zurück. Ihre Fingerknöchel traten weiß hervor, so fest hatte sie die Fäuste geballt. Als sie sie langsam öffnete sah ich die roten Spuren in ihren Handflächen, die teilweise so tief waren, dass sie bluteten.
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Holy
FantasyZwei Welten, denen ein Krieg droht. Ein Schicksal, das ein großes Opfer verlangt. Und eine Liebe, die alles verändert. Ein Kind aus verbotener Ehe. Das zweite seiner Art. Gefangen zwischen zwei Welten, vereint im eigenen Körper. Unfähig zu vertrauen...