Kapitel 32

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-Rose-


Ich wusste nicht, wie lange wir schon über die Matten fetzten, aber ich wusste, dass ich es nicht mehr lange aushalten würde. Meine Knie gaben langsam unter meinem Körpergewicht nach und meine Arme begannen zu zittern. Ich war schnell, dass konnte ich gegen ihr ausnutzen. Ethan hatte Kraft, aber er war nicht vorausschauend genug. 

Den meisten seiner Schläge hatte ich ausweichen können, nur wenige Male hatte er mich erwischt. Einmal an der Schulter, einmal an der Hüfte. Ich war mir sicher, dass das blaue Flecken geben würde, auch wenn es sicherlich keine Absicht war, mich so hart zu treffen. Er hatte sich nicht entschuldigt, aber ich hatte Ruby beobachtet. Sie hatte Azriel von den Füßen gehauen, dass er ein paar Minuten reglos liegengeblieben war. Sie hatte geschwiegen, bis der Kampf komplett zu Ende gewesen war. 

"Langsam wirst du schwach."

"Schnauze", knurrte ich leise. 

Meine Atmung ging schwer, doch ich wollte es mir nicht anmerken lassen, wie schwach ich schon war. Ich hatte für einen Anfänger lange durchgehalten, dass merkte ich an Rubys bewunderten Blicken. Es war wohl nicht ganz üblich, so lange auf den Füßen zu bleiben, besonders gegen jemanden wie Ethan. Er war zwar kein Profi, aber er hatte Talent. 

"Du wirst giftig. Bald knickst du mir hier ein, oder?"

"Vielleicht", fauchte ich und setzte zu einem Kinnhaken an. Ich traf, aber nicht fest genug. Er packte mein Handgelenk und verdrehte es schmerzend nach hinten, so dass ich scharf die Luft einziehen musste. Ich sackte zusammen und sah aus schweren Lidern dabei zu, wie er mit einem eleganten Salto über mir landete und das Knie auf meinen Rippen platzierte. Seine Hand lag an meiner Kehle und drückte sie zu, dass ich nach Luft rangen musste. 

"Garnicht schlecht", murmelte er, ehe er sich erhob und mir aufhalf. Ich konnte kaum aufrecht stehen, dass schien er zu merken. Er griff mir fest an die Taille, doch das brachte nichts. Ich sank an seine Schulter, vergrub den Kopf in seinem Shirt. 

Es war verschwitzt, doch das störte mich nicht. 

"Soll ich dich tragen?", hauchte er behutsam in mein Ohr. 

Ich stöhnte nur und hoffte, dass ihm das Bestätigung reichte. Und das tat es. Ich spürte, wie eine seiner Hände hinunter wanderte in meine Kniekehlen, die andere ruhte auf meinem Rücken, als ich mich nicht mehr länger halten konnte und nach hinten viel. Er fing mich sachte auf und drückte meinen Körper dicht an seinen eigenen, sodass ich sein Herz schlagen hören konnte. 

Das letzte was ich spüren konnte, waren die sachten Wogen seiner Schritte, seine Hände auf meiner Haut und die unglaubliche Wärme die sie abgaben. 


Ich hatte nicht sonderlich gut geschlafen, meine Muskeln waren verhärtet und mein Nacken verspannt. Ich hatte gestern gegeben, was ich gekonnt hatte und vielleicht ein bisschen z weit über die Stränge geschlagen. Aber es hatte mir gutgetan. Für eine paar wenige Stunden hatte ich meine Gedanken endlich mal in eine andere Richtung lenken und vom Kronprinzen losreißen können. 

In jeder freien Minute, die ich hatte, dachte ich darüber nach, was er wohl gerade machte. Ob sein Vater davon Bescheid gewusst hatte, dass er auf der Erde gewesen war um ein Engelsmädchen zu holen? Ob er ihm erzählt hatte, dass es noch jemanden gab, wie ihn? 

Ich fragte mich, wie der Höllenfürst wohl auf so eine Nachricht reagiert hätte. 

Ich bezweifelte, dass er sonderlich erfreut gewesen wäre - oder war. Vielleicht wusste er es ja sogar. 


Die Wände auf unserem Flügel waren recht dünnwandig für jemanden, der mein Gehör hatte. Ich hatte nun schon öfter mitbekommen, dass Ruby im Schlaf sprach. Es schein ganz so, als würde unter diesen steinharten Fassade ein weicher Kern stecken. Ich versuchte zwar, ihr nicht zuzuhören, weil ich mich schlecht fühlte, auf diesem weg von ihrer Vergangenheit zu erfahren, aber es gelang mir nicht immer. 

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